BRIGITTE.de-Leserin Cora fragt: "Ich bin Therapeutin und habe drei Kinder. Soll ich mich selbstständig machen?"
"Ich bin 39, Psychologische Psychotherapeutin und habe gerade mein drittes Kind bekommen, die Großen sind zehn und sechs. Ich bin unsicher, ob ich noch ein viertes Kind möchte in zwei oder drei Jahren, wenn die Kleine in die Kita geht.
An meine alte Stelle in der Klinik will ich nicht zurück, habe aber Angst, mich selbstständig zu machen. Was raten Sie mir?"
Herzliche Grüße,
Cora
Liebe Cora,
erst einmal Glückwunsch zum dritten Kind! So, und wenn Sie beruflich tatsächlich noch Reserven haben (puh, Respekt!), dann denken Sie doch über einen Kompromiss nach, so wie Sie ihn Ihren Kindern auch jeden Tag schmackhaft machen: Erst übst du Vokabeln, dann darfst du am Computer daddeln.
Das bedeutet: Erst kehren Sie in Ihre sichere Festanstellung an der Klinik zurück, und von dort aus schauen Sie sich um: Kann ich auch Teilzeit arbeiten? Und kann ich dann nebenher in Psychotherapie-Praxen einspringen, wenn jemand krank wird? So starten Sie ganz langsam in die Selbstständigkeit und können dabei wertvolle Kontakte knüpfen.
Und können Sie sich auch andere, erst einmal für Sie abwegige Arbeitsorte vorstellen, zum Beispiel die Verbraucherzentrale, den Fachjournalismus, die kassenärztliche Vereinigung, eine Reha-Klinik oder ein Seelsorger-Telefon? Oder haben Sie Ambitionen, ein Buch zu schreiben? Eine Psychotherapie-Service-Nummer einzurichten? Oder schlicht, sich noch ein bisschen weiterzubilden, z.B. in der Arbeit mit Flüchtlingen, Jugendlichen (Sexualaufklärung) oder Senioren (der Suizid unter Alten – ein großes Tabuthema)?
Doch die große Frage ist: Warum reizt Sie die Selbstständigkeit nicht? Weil es Ihnen zu einsam ist? Weil Sie vor der BWL Angst haben? Weil Ihnen die Investitionen zu hoch sind?
Bei der Selbstständigkeit helfen Existenzgründungs-Coaches, Gemeinschaftspraxen bieten Team-Atmosphäre und ein Existenzgründungszuschuss kann die erste finanzielle Hürde mildern.
In jedem Fall gilt: Die Festanstellung, von der Sie losgehen sollen, erspart Ihnen ein hysterisches „Es muss aber sofort gelingen“. Nehmen Sie eine Festanstellung als das, was sie auch sein kann: eine wunderbare Hängematte.
Das Schaukeln darin erhöht die Kreativität beim Denken.
Katrin Wilkens, i.do
Weitere Infos zum Wiederseinstieg nach der Babypause unter www.i-do-hamburg.de
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Du bist auch gerade mit dem Wiedereinstieg in den Job beschäftigt? Dann kannst du Katrin Wilkens per Email deine persönliche Problematik schildern. Bei BRIGITTE.de wird sie ausgewählte Fragen beantworten.
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