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Selbstständig aus der Krise

Viele träumen von der Selbstständigkeit, doch nur wenige trauen sich den Schritt zu. Doch warum so zögerlich? Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise braucht der Markt innovative Geschäftsideen! Hier gibt's Tipps von echten Neugründern und drei spannende Geschäftsideen
Selbstständig aus der Krise
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Der Traum von der Selbstständigkeit

Viele träumen von der Selbstständigkeit, doch nur wenige wagen den entscheidenden Schritt. "Ich hab da schon immer so 'ne Ladenidee..." oder "Irgendwann mach ich mal...", hört man sie sagen. Viele der Ideen haben echtes Zukunftspotenzial, aber die Angst vor der Pleite ist groß. Ganz besonders in Zeiten der Krise scheint der Schritt in die Selbstständigkeit viel zu riskant.

Dabei ist gerade jetzt für viele Geschäftsideen der richtige Zeitpunkt. "Wir benötigen dringend innovative Gründungen für die Überwindung der Krise. Sie erschließen neue Märkte, generieren Wachstumschancen und stärken die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands", sagt Dr. Ulrich Schröder, Vorstandsvorsitzende der KfW-Bankengruppe. Die KfW ist eine Bank des Bundes und der Länder und fungiert als Förderbank der deutschen Wirtschaft.

Doch das eigene Unternehmen zu gründen bedarf sehr viel Mut und noch mehr Überzeugungskraft, nicht nur gegenüber den Kreditgebern, sondern auch gegenüber sich selbst. "Dieses Unternehmen ist mein Leben, ich musste das machen", sagt Foodstylistin Anne Wiedey aus Hamburg zu ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Und viel anders darf die Entscheidung zur Existenzgründung nicht ausfallen. Gerade in Zeiten der weltweiten Wirtschaftskrise ist eine halbherzige Selbstständigkeit unmöglich.

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Die Krise

Die Krise hat viele Gesichter. Während der deutsche Konsumklimaindex, ein Index, der die Konsumbereitschaft der Deutschen aufzeigt, konstant und scheinbar ganz und gar unbeeindruckt von sinkenden Exportzahlen und steigender Arbeitslosigkeit bleibt, reißt die Kette der Negativschlagzeilen in den Nachrichten nicht ab. Bankensterben, Medienkrise und Arbeitslosenzahlen dominieren die Berichterstattung. Doch viele Menschen scheinen kaum beeindruckt vom ständigen Thema "Krise" und kaufen, investieren und leben weiter, fast wie bisher.

Der Markt

Die etablierten Unternehmen jammern und stöhnen über die Wirtschaftskrise. Es scheint, als nutzten die "Großen" die Gelegenheit, um Arbeitnehmer zu entlassen, Kosten einzusparen und Gehälter zu drücken. Im Gegenzug hat die Zahl der Geschäftsneugründungen lediglich einen Rückgang von sieben Prozent erlitten. Im Jahr 2008 haben sich in Deutschland 797.000 Personen selbstständig gemacht, 2007 waren es sieben Prozent weniger. Für viele Neugründer ist die Selbstständigkeit der Weg aus der Arbeitslosigkeit.

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Die Gründung

Die Gründer sind so unterschiedlich wie ihre Gründungsideen. Es gibt einige, die sich kaum über die Marktlage oder das Konkurrenzgeschäft informieren und doch auf dem Markt bestehen. Manchmal mag die Selbstständigkeit trotzdem klappen, aber um nicht nach kurzer Zeit einen Bankrott zu erleiden, ist eine genaue Analyse des Marktes von Vorteil. "Bei der Existenzgründung braucht man gute Berater, die bereits Erfahrungen haben. Ansonsten geht zu viel schief" sagt Joko, der Mitgründer vom Fashionlabel German Garment. Immerhin steht die eigene Existenz auf dem Spiel.

Die lokalen Arbeitsagenturen bieten Existenzgründerkurse und Beratungen in Sachen Selbstständigkeit an. Foodstylistin Anne hat beim Arbeitsamt einen Existenzgründerkurs gemacht. "Der Kurs lief einige Wochen und während dieser Zeit habe ich mich gefragt, ob ich genug Kraft für die Selbstständigkeit habe. Es ist schwierig, mit der Existenzangst umzugehen und plötzlich für alles allein verantwortlich zu sein, ob Steuern, Abrechnung, Werbung und Verhandlungen mit Kunden." Oftmals unterschätzt der Laie den Arbeitsaufwand und die große Verantwortung bei Themen wie Steuern oder Recht. Ein fundiertes Grundwissen ist dabei ein absolutes Muss.

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Erstens: Die Idee

Die Idee ist der Schlüssel zum Erfolg. Eine innovative Geschäftsidee ist der Ausgangspunkt für eine Selbstständigkeit. Jeder Jungunternehmer muss von seiner Geschäftsidee absolut überzeugt sein. Bei der Gründung und der Finanzierung der Selbstständigkeit gilt es, viele, ganz unterschiedliche, Instanzen zu überzeugen. "Anfangs gibt es viele Skeptiker, die in der Selbstständigkeit vorrangig nur das Risiko sehen. Hat man die erst einmal überzeugt, muss man strukturiert und detailliert an die Planung gehen. Denn letztendlich ist der Weg immer mühsamer als man denkt", sagt Sebastian Siebert, der Gründer des Designeraccessoires-Verleihs Fashionette.de.

Zweitens: Die Leidenschaft

Um als Selbstständiger zu überleben, muss man eine große Leidenschaft für das eigene Unternehmen und die Arbeit hegen, denn Existenzängste und Selbstmotivation sind ständige Begleiter. "Wichtig bei der Selbstständigkeit ist, nur das zu machen, was man liebt. Dann wird man darin auch gut sein. Und nur dann wird man auch Erfolg haben", weiß Anne.

Drittens: Der Plan

Erst wenn die beiden ersten Punkte deutlich mit "Ja" beantwortet sind und man bereit ist, trotz oder wegen all der positiven wie negativen Konsequenzen den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, kann das Abenteuer Existenzgründung starten. Es gilt, sich an möglichst unabhängigen Stellen, wie zum Beispiel der Arbeitsagentur, gut zu informieren. Viele unterschiedliche Arbeitsschritte sind zu bewältigen: Businessplan entwerfen, Kredite und Förderungen beantragen, Gewerberäume suchen, Visitenkarten erstellen, Homepage konzipieren. Die To-Do-Liste ist lang!

Der eigene Chef sein

Doch eines Tages wird der Tag kommen und die Selbstständigkeit wird erreicht sein. Joko beschreibt das Gefühl der Selbstständigkeit wie folgt: "Jemand Fremdes auf der Straße im selbstdesignten Shirt zu sehen, ist der Hammer und entschädigt für alle Mühen."

Selbstständig aus der Krise
© Anne Wiedey

Anne Widey über Food- und Dekostyling

Anne Wiedey ist selbstständige Deko- und Foodstylistin. Nach ihrem BWL-Studium ist sie durch Praktika und Assistenzen in den Beruf der Foodstylistin gerutscht. Was genau die Tätigkeit einer Foodstylistin ausmacht und welche Hürden sie auf dem Weg in ihre Selbstständigkeit nehmen musste, hat sie uns im Interview verraten.

Brigitte Young Miss: Du bist Food- und Deko-Stylistin. Was genau verbirgt sich hinter dieser Berufsbezeichnung?

Anne: Ich koche, kreiere und style Gerichte. Dabei arbeite ich für Kunden auf Events, produziere aber vor allem für Fotoshootings. Die Bilder werden dann in der Werbung oder für Kochbücher und Kochzeitschriften verwendet. Wenn zum Beispiel ein Käsehersteller sein Produkt als Werbeanzeige in eine sommerliche Szene gesetzt bekommen möchte, dann erarbeite ich ein passendes Kochrezept sowie das Konzept für das Dekostyling. Das heißt: passende Teller, Dekoration und Accessoires für das Foto. Beim Shooting selbst versuchen wir, das Gericht von seiner leckersten und schönsten Seite zu zeigen. Da wird manchmal stundenlang das Salatblatt drapiert, bis es perfekt im Bild liegt.

Brigitte Young Miss: Wie bist du zum Food- und Deko-Styling gekommen?

Anne: Ich habe eigentlich BWL studiert. Mir ist aber im Studium schnell bewusst geworden, dass ich nicht die klassische Betriebswirtin bin. Ich habe dann ein Praktikum in der Versuchsküche der Zeitschrift BRIGITTE gemacht. Das war meine Welt, und auch meine damaligen Kolleginnen haben mich ermuntert, Food-Styling professionell zu betreiben. Ich bin dann über ein weiteres Praktikum und längere Assistenzzeiten als feste Food-Stylistin in einem Verlagshaus angestellt worden. Nebenbei habe ich auch noch meine Kochprüfung gemacht. Heute arbeite ich selbständig.

Anne Wiedey bei der Küchenschlacht
Anne Wiedey bei der Küchenschlacht
© Anne Wiedey

Brigitte Young Miss: Was war dein Ansporn, dich mit der Firmenidee selbständig zu machen?

Anne: Mit dem Beginn der Wirtschaftkrise bin ich vom Verlag entlassen worden. Für mich stand sofort fest, dass ich mich als Food-Stylistin selbstständig machen werde. Außerdem hatte ich bereits Erfahrungen als Selbständige gesammelt. Ich habe schon während des Studiums einen kleinen saisonalen Obsthandel in Hamburg aufgebaut.

Brigitte Young Miss: Wie sah der Weg zwischen der Idee und erstem Auftrag bei dir aus?

Anne: Das Arbeitsamt zahlt in den ersten neun Monaten einen Existenzgründerzuschuss. Das ist aber eine sehr kurze Zeit, um sich bekannt zu machen und von den Aufträgen leben zu können. Ich habe erst nach anderthalb Jahren das Gefühl gehabt, dass es wirklich läuft.

Brigitte Young Miss: War die weltweite Wirtschaftskrise ein Hindernis auf dem Weg zur Gründung von "Food-Styling"?

Anne: Die Krise ist spürbar. Ich werde weniger gebucht. Jedes Foto kostet den Auftraggeber ein paar hundert Euro und daran wird gespart. Aber ich habe mir unterschiedliche Arbeiten gesucht, und wenn mich gerade keiner als Foodstylistin bucht, verdiene ich auf andere Arten mein Geld. Da darf man sich nicht zu schade für sein.

Brigitte Young Miss: Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

Anne: Das ist das schöne an meiner Arbeit. Ich habe keinen richtigen Arbeitsalltag. Wenn ich einen Auftrag für ein Rezept-Shooting bekomme, experimentiere ich erstmal am Gericht. Dann besorge ich die Accessoires und die Dekoration. Je nach Auftraggröße gibt es aber dafür manchmal auch eine eigene Stylistin. Der Shooting-Tag selbst ist meistens ein sehr langer Arbeitstag, ich koche das Gericht und begleite das Shooting mit dem Fotografen. Auf dem Bild muss alles stimmen, die ganze Komposition. Das ist fast wie ein Bild zu malen - sehr spannend, aber ich freue mich auch, wenn es geschafft ist. Daneben arbeite ich als Eventköchin, gebe Kochkurse und organisiere meinen Obsthandel.

Selbstständig aus der Krise
© Anne Wiedey

Brigitte Young Miss: Was genau muss man bei einer Firmengründung beachten?

Anne: Es ist wichtig, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen, Trends und Strömungen wahrzunehmen. Man muss sich auf seinem Gebiet gut auskennen. Der derzeitige Essensboom zum Beispiel, mit all den Kochsendungen im Fernsehen, zeigt, dass es in der Branche viel Arbeit gibt. Das sind Faktoren, die es zu berücksichtigen sind.

Brigitte Young Miss: Was sollte ein Jungunternehmer mitbringen?

Anne: Natürlich ist Kapital für die Anfangszeit hilfreich. Ich habe es allerdings bis hier hin ohne große Kredite geschafft. Mir war es wichtig, mich nicht zu verschulden. Allerdings ist das in meinem Job auch möglich. Ein Fotograf, der sich Ausrüstung zum Arbeiten braucht, muss ganz andere Summen vorfinanzieren.

Brigitte Young Miss: Und abgesehen vom Startkapital?

Anne: Grundsätzlich sollte man als Selbstständiger willig sein, rund um die Uhr zu arbeiten und eine gute Menschenkenntnis zu zeigen. In Verhandlungen mit Kunden und im Team ist das von Vorteil. Wer das nicht kann, wird nicht gebucht.

Joko Winterscheidt, Sebastian Radlmeier, Matthias Schweighöfer und Kilian Kerner
Joko Winterscheidt, Sebastian Radlmeier, Matthias Schweighöfer und Kilian Kerner
© German Garment

Die Gründer von German Garment im Interview

German Garment ist ein neues Shirt-Label aus der Hauptstadt, und die vier Gründer sind weit weniger unbekannt als ihre junge Marke. Denn hinter German Garment stecken der Schauspieler Matthias Schweighöfer, TV-Moderator Joko Winterscheidt, der Berliner Modedesigner Kilian Kerner und Sebastian Radlmeier, aka DJ Sebrok und Betreiber des Musiklabels PASO Music. Die vier haben einen ehrgeizigen Plan entwickelt: Sie wollen dem allgemeinen Trend zur Produktionsverlagerung ins Ausland entgegenwirken und stylische Mode entwerfen, die ausschließlich in Deutschland produziert wird. Wir haben mit Sebastian und Joko über die Gründung eines Modelabels gesprochen. Lest hier, was die Jungs von der Selbstständigkeit erzählen.

Brigitte Young Miss: Worum geht es euch bei dem Projekt "German Garment"?

Sebastian: In erster Linie wollen wir genau die Shirts produzieren die wir selbst gerne tragen. Kombiniert mit der Idee, endlich wieder eine Marke zu etablieren, die wirklich 100 Prozent Made in Germany produziert ist.

Joko: Wie kann es sein, dass ein in Asien produziertes Kleidungsstück billiger ist als ein in Deutschland produziertes? Besonders bei dem Fakt, dass es dann noch um den halben Globus geflogen werden muss! In einigen Ländern wird unter Umständen produziert, die keiner nachvollziehen kann. Manchmal werden sogar noch Kinder in den Produktionsstätten involviert. Neben den unmenschlichen Arbeitsbedingungen steht auch immer noch die zunehmende Umweltverschmutzung. Ich frage mich, wie man diese Faktoren als Produzent mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Das möchten wir nicht. Wir sagen: Ohne uns, vielen Dank!

Brigitte Young Miss: Warum liegt euch der innerdeutsche Produktionsstandort so sehr am Herzen?

Joko: Diese Frage haben wir uns nie gestellt. Wir wollten die Faktoren, von Umweltverschmutzung bis Kinderarbeit, ausschließen und ein Produkt schaffen, das zu 100 Prozent in Deutschland produziert wird. Wir glauben, dass sich Qualität durchsetzt. Sollte sich jemand inspiriert fühlen, auch in einem anderen Wirtschaftszweig, es uns gleich zu tun, dann haben wir noch mehr erreicht als wir je wollten.

Brigitte Young Miss: Wie viele Leute arbeiten an den Produktionsstätten? Was passiert dort genau? Und wie sieht es dort aus?

Joko: Wie viele Leute dort arbeiten, kann ich nicht sagen. Wir arbeiten mit denen zusammen, die uns Qualität liefern und uns garantieren, dass alle Arbeitsschritte in Deutschland stattfinden. Bereits einen zuverlässigen Produzenten zu finden, der diese Punkte zu erfüllt, ist sehr viel Arbeit.

Selbstständig aus der Krise
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Brigitte Young Miss: Wie sah der Weg zwischen Idee und dem ersten verkauften Stück bei euch aus?

Joko: Es hat sich erst nach und nach das Puzzle vervollständigt. Wir sind häufig abgewiesen worden. Doch wir haben es geschafft. Und das ist ein gutes Gefühl.

Sebastian: Boah, ganz schön steinig! Wir haben uns im Vorfeld leider nicht so große Gedanken gemacht. Es hat sich dann aber als großes Problem herausgestellt, alle Produktionsabläufe in Deutschland zu koordinieren.

Brigitte Young Miss: Was genau muss man bei einer Firmengründung beachten?

Joko: Profis sind Gold wert! Wir hatten leider nur sehr wenig bis keine Erfahrungen. Und so gab es Menschen die uns, aufgrund unserer Planlosigkeit, regelrecht ausgenommen haben.

Brigitte Young Miss: War die weltweite Wirtschaftskrise ein Hindernis auf dem Weg zur Gründung von "German Garment"?

Sebastian: Nein, bei der Gründung nicht, wir hoffen auch nicht beim Fortbestand.

Brigitte Young Miss: Ihr stellt bislang nur Shirts her. Wird es in Zukunft auch andere Produkte geben?

Sebastian: Auf jeden Fall! Unser Fernziel ist es, eine komplette Oberbekleidungslinie zu entwerfen. Das gestaltet sich allerdings gar nicht so leicht, wenn man alle Arbeitsschritte in Deutschland belässt und auf höchste Qualität zu annehmbaren Preisen setzt.

Brigitte Young Miss: Ihr sprecht von einem hohen designerischen Anspruch in Bezug auf eure Shirts. Es sind aber doch klassische T-Shirts mit großformatigen Drucken. Womit begründet ihr den Anspruch?

Joko: Wir haben eigene Typografien entwickelt. Wir haben Druckverfahren eingeführt, die in Deutschland kaum zum Einsatz kommen. Wir haben darauf geachtet, dass wir uns mit unseren Entwürfen von der breiten Masse absetzen. Wenn man das auf dem ersten Blick nicht sieht, ist das nicht schlimm, aber wir wissen wie unsere Köpfe beim Entwerfen gequalmt haben.

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Brigitte Young Miss: Öko-Mode, Green-Fashion und Bio-in-allen-Lebenslagen ist gerade ein starker Trend. Schwimmt ihr vielleicht gerade einfach nur auf einer lukrativen Welle?

Joko: Der Öko-Markt ist hart umkämpft. Der Konsument muss überzeugt werden. Das Produkt muss genau das richtige für ihn sein. Wir sind überzeugt, dass die Qualität zählt. Was bringt dir ein Öko-Shirt für 10 Euro, wenn es nach dreimal waschen deiner kleinen Schwester passt? Das Preis- Leistungsverhältnis muss stimmen.

Brigitte Young Miss: Vier Freunde machen sich mit einem Modelabel selbstständig. Das hört sich nach einem großen Spaß an. Wie sieht ein gemeinsamer Arbeitstag bei euch aus?

Sebastian: Ja, das ist großer Spaß, aber noch viel größerer Stress! Wir haben neben "German Garment" alle noch mindestens ein, zwei oder 3 andere Dinge zu tun. Matthias Schweighöfer arbeitet als Schauspieler, Joko moderiert bei MTV, Kilian Kerner kümmert sich um sein eigenes Modelabel und ich bin eigentlich Musiker, DJ und Labelbetreiber. Das ist gar nicht so einfach, alles unter einen Hut zu bekommen und vor allem zeitlich auf einander abzustimmen... aber wir arbeiten dran!

Brigitte Young Miss: Wer ist bei euch der Kreative? Und wer ist der Chef?

Sebastian: Chefs gibt’s bei uns keine. Wir sind alle Chef, oder keiner. Alle Entscheidungen werden von uns gemeinsam gefällt. Genauso wie auch alle an den Designs beteiligt sind.

Brigitte Young Miss: Welche Insider-Tipps habt ihr für junge Firmengründer parat?

Sebastian: Wir haben soviel Lehrgeld bezahlt, davon hätten wir noch einen ordentlichen Schwung Klamotten mehr produzieren können! Davon würde ich jedem Firmengründer abraten!

Joko: Es ist wichtig, Leute mit Erfahrung in Entscheidungen mit einzubeziehen. Es ist wichtig, Netzwerke zu bilden und aus Fehlern zu lernen. Wir haben viele Fehler gemacht und lernen jeden Tag dazu.

Selbstständig aus der Krise
© Fashionette

Über die Gründung von Fashionette

Fashionette ist ein Onlineshopping-Portal für Designer-Accessoires. Hier werden Handtaschen, Schmuck und Sonnenbrillen von über 60 Luxuslabels wie Prada, Gucci, Louis Vuitton oder Chanel an die überwiegend weibliche Kundschaft vermietet. Das "Bonbon" bei Fashionette ist der sogenannte 'Mietkauf' - wer eine Tasche oder eines der anderen Accessoires nicht mehr hergeben möchte, kann so lange weitermieten, bis der Artikel abbezahlt ist. Die Initiatoren Sebastian Siebert und Fabio Labriola sind durch den Film "Sex and the City" auf die Geschäftsidee gestoßen und behaupten sich seit Mai 2009 auf dem Online-Markt. Wir haben Sebastian von Fashionette getroffen und ihn einmal gründlich über das Selbstständigmachen ausgefragt.

Brigitte Young Miss: Was genau muss man bei einer Firmengründung beachten?

Sebastian: Zunächst sollte man natürlich von seiner Idee überzeugt sein. Anfangs gibt es viele Skeptiker, die in der Selbstständigkeit vorrangig nur das Risiko sehen. Hat man die erst mal überzeugt, gilt es strukturiert und detailliert an die Planung zu gehen, denn letztendlich ist der Weg immer mühsamer als man denkt. Und dann hilft ohnehin nur eines: Kopf hoch und weiter machen! Nicht den Mut zu verlieren ist gerade am Anfang wohl das schwierigste.

Brigitte Young Miss: Welche Insider-Tipps hast du für junge Firmengründer parat?

Sebastian: Gerade viele junge Leute haben tolle Ideen und Konzepte, doch nicht alle haben auch das Potenzial auf dem Deutschen Markt zu funktionieren. Erst wenn man sicher ist, hier bestehen zu können, sollte man sich an die genaue Konzeptentwicklung machen. Ganz wichtig ist natürlich auch rechtlich und steuerlich alles abzuklären, denn hier unterschätzt sich der Laie gerne mal. Und: Nicht jeder eignet sich als Führungskraft. Wer also nicht vorhat eine Ich-AG zu bleiben, der sollte sich gut überlegen, ob er auch tatsächlich das Zeug zum Chef hat.

Brigitte Young Miss: Was war euer Ansporn, euch mit der Firmenidee selbständig zu machen?

Sebastian: Die Idee uns selbstständig zu machen, hatten wir schon länger, allerdings wussten wir nicht womit. Dass wir nun die Gründer von Fashionette sind verdanken wir unseren Freundinnen, denn mit ihnen mussten wir uns damals "Sex and the City" im Kino anschauen. Dort leiht sich die Assistentin von Carrie Bradshaw ebenfalls Designertaschen aus und wir fanden die Idee so originell und klasse, dass sofort klar war, womit wir uns selbstständig machen würden.

Sebastian Siebert
Sebastian Siebert
© Fashionette

Brigitte Young Miss: Wie sah der Weg zwischen Idee und erstem Auftrag bei dir aus?

Sebastian: Zunächst war es wichtig die Finanzierung zu sichern. Glücklicherweise fiel es nicht schwer, mit unserer Idee auf offene Investoren-Ohren zu stoßen. Eine Website musste natürlich auch konzipiert werden und als die Formalitäten und Rahmenbedingungen endlich standen, ging es an die Planung und Beschaffung des Sortiments. Zwischen der offiziellen Firmengründung und der ersten Bestellung lagen dann letztlich ungefähr fünf Monate. Das war schon ein ganz besonderer Moment, und es ist wirklich unglaublich, wie wir seit dem Tag gewachsen sind. Wir haben inzwischen an die 900 Produkte von über 60 Designerlabels und es kommen ständig neue dazu.

Brigitte Young Miss: War die weltweite Wirtschaftskrise ein Hindernis auf dem Weg zur Gründung von "Fashionette"?

Sebastian: Jein. Denn einerseits war es natürlich eine sehr riskante Zeit, andererseits waren und sind wir der Meinung, dass sich gerade in Zeiten einer globalen Weltwirtschaftskrise erst zeigt, wie gut das eigene Produkt wirklich ist. Und wir haben mit Fashionette den Nerv der Zeit getroffen, weil es uns gelungen ist, Luxusartikel zu einer sicheren Bank zu machen. Unser Angebot ist so angelegt, dass man sich auch mit schmalem Geldbeutel eine tolle Tasche leisten kann und nicht einmal lange dafür sparen muss. Die Wirtschaftskrise hat uns nur bestärkt und uns gezeigt, dass wir alles richtig gemacht haben.

Brigitte Young Miss: Selbstständigkeit ist für viele auch ein Weg aus der Arbeitslosigkeit. Spielte dieser Aspekt bei eurer Firmengründung eine Rolle?

Sebastian: Nein, wir hatten beide feste Anstellungen als wir uns entschlossen haben, uns selbstständig zu machen. Der Schritt war nur eine Frage der Zeit, und ich spreche für uns beide wenn ich sage, dass es die richtige Entscheidung war. Natürlich hat eine Festanstellung auch ihre Vorteile, aber für mich war es nie die finale Option.

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