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Wiedereinstieg in den Job: Zwischen den Welten

Kann ich meinen Job noch? Wie soll man mit so wenig Schlaf Leistung bringen? Viele Frauen sind vor ihrem Wiedereinstieg verunsichert. Auch BRIGITTE-Redakteurin Katharina Wantoch schwankt zwischen Vorfreude und Selbstzweifeln.
Wiedereinstieg in den Job: Zwischen den Welten
© Fuse/Thinkstock

Bevor ich ein Kind bekommen habe, hatte ich eine recht genaue Vorstellung davon, wie ich das wohl machen würde mit Job und Kind: ein Jahr im Job aussetzen, dann wiederkommen - selbst wenn finanziell eine längere Auszeit drin sein sollte. Nicht gleich wieder Vollzeit arbeiten vielleicht, aber auch nicht nur für ein paar Stunden. Dafür ist mir mein Job zu wichtig, dafür arbeite ich zu gern.

Seit Ende 2012 unterziehe ich meine theoretischen Vorüberlegungen einem Praxistest, als Mutter einer Tochter. Das eine Jahr ist also um – und ich bin noch immer zu Hause. Ich habe ein paar Wochen Kinderzeit draufgelegt und ein paar Jobstunden abgezogen (meine Tochter ist dann doch noch wichtiger als der Job). In Kürze tritt folgendes Wiedereinstiegsmodell in Kraft: Ich arbeite 26 Stunden pro Woche, verteilt auf vier Tage, das Kind hat einen Acht-Stunden-Kitaplatz, mein Mann bringt hin, ich hole ab.

In der Theorie fühlt sich dieses Modell gut an. An manchen Tagen sogar so gut, dass ich mir wünschte, es würde bereits gelebt. Meist dann, wenn meine Tochter mir gleichzeitig an Hosenbein und Nervenkostüm zerrt. Ich weiß, auch im Job - nein, ein gutes Jahr reicht nicht aus, um zu vergessen - zerrt man mal an mir, aber in der Regel kann sich der Zerrende a) in ganzen Sätzen verständigen, wirft sich b) nicht heulend auf den Boden und möchte c) nicht auf meinen Arm. Das macht die Sache leichter.

Doch je näher mein W(iedereinstiegs)-Day rückt, desto mehr ertappe ich mich zwischen Tierstimmenimitationen und Bauklotzweitwurf bei Gedanken wie: Bin ich noch so leistungsfähig wie vor meiner Auszeit? Wie sollen da, wo jetzt oft einfachste Worte fehlen (weil Schlaf fehlt), wieder ganze Texte rauskommen, möglichst noch schneller als früher, denn der neue Arbeitstag hat ja nur noch 6,5 Stunden statt 8? Meist schaffe ich es glücklicherweise noch vor dem nächsten Tiergeräusch, mich zu beruhigen. Denn eigentlich bin ich doch genau dann am besten, wenn alles zack-zack gehen muss. Das derzeitige In-den-Tag-Hineinleben ist zwar schön für alle Beteiligten, meinen Geist und meinen Tatendrang entschleunigt das bisweilen allerdings zu sehr. Und habe ich nicht gerade nach durchfeierten Nächten besonders kreative Leistungen vollbracht? Dann geht das nach durchwachten Nächten doch auch.

Ich bin gern Mutter, das habe ich im letzten Jahr festgestellt, glücklicherweise. Aber es hat sich eben auch bestätigt, dass ich gern noch andere Sachen bin, berufstätig zum Beispiel. Dass es nicht einfach wird, diese Dinge zu vereinen, ohne dass jemand oder etwas auf der Strecke bleibt, ist mir klar. Ich höre mich schon gestresst die Familie zur Eile antreiben, ich sehe mich schon von Kita-Viren niedergestreckt im Bett liegen, auf dem Kissen neben mir das schlechte Gewissen, weil es nicht der erste Ausfall ist. Trotzdem: Ein Wider den Einstieg gibt es für mich nicht.

Für schwierige Trennungsmomente in der Kita habe ich mir schon einen Satz zurechtgelegt, den ich mir mantraartig auf dem Weg zur Arbeit vorsagen werde, während ich schon mal die Nachrichtenlage checke. Der dänische Familientherapeut Jesper Juul sagt: "Kinder wollen mit Kindern spielen, nicht mit Erwachsenen." Eben. Und ich als Erwachsene finde es im Übrigen auch manchmal langweilig, mit meinem Kind zu spielen. Also, liebe Kolleginnen und Kollegen, in Kürze spiele ich gern mal wieder mit Euch.

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