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Auszeit vom Job: Könnte ich das auch machen?

Diese Frage hört Daniela Scholl sehr häufig. Sie berät Menschen, die eine Auszeit vom Job planen. Dabei informiert sie nicht nur über Finanzierung und Versicherung, sondern entkräftet auch hartnäckige Vernunftgründe. Wir haben mit ihr gesprochen.

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BRIGITTE: Und: könnte auch jemand wie ich das machen? 

Klar, für jeden gibt es ein passendes Ziel. Sehr häufig kommen Menschen zu uns, die in einer Umbruchphase sind – ihnen wurde gekündigt, idealerweise mit Abfindung, oder die Kinder sind jetzt aus dem Haus, oder sie fragen sich einfach, was das leben sonst noch zu bieten hat. Diese neue Phase wollen sie positiv für sich nutzen, wissen aber nicht genau, wie.

Wie gehen Sie vor?

Indem wir erst mal gemeinsam herausfinden, wie genau die Wünsche aussehen. Soziales Engagement, buddhistisches Kloster oder sollen bei einer Weltreise wirklich alle Kontinente bereist werden? Wenn eine Kundin schon öfter beruflich in den USA war, kann sie darauf verzichten. Je konkreter wir werden, desto näher sind wir an der Realisierung dran.

Was bringt eine Auszeit für die Zeit danach?

Man lernt, sich in einem anderen Umfeld als dem Vertrauten zu erleben. Die Komfortzone zu verlassen. Zu sehen, dass man mutig sein kann, dass man sein Leben wieder in die eigenen Hände nimmt, nachdem man sich vielleicht viele Jahre lang von Routine hat mitziehen lassen. Und es geht darum, etwas nur für mich selbst zu tun. Dieses Gefühl gibt unglaublich Auftrieb, und die meisten zehren nach der Rückkehr noch lange davon.

Wie überzeuge ich meine Chefs?

Ihr Können und Ihre Erfahrung gehen der Firma ja nicht verloren. Und wenn Sie zurückkommen, werden Sie neue Ideen mitbringen und mit Elan und frischer Motivation wieder einsteigen. In den USA ist diese Erkenntnis viel verbreiteter als in Deutschland, ein Sabbatical wird dort mit deutlich größerer Selbstverständlichkeit genommen. Auch in Frankreich, Finnland und den Niederlanden gibt es gute Modelle.

Sind deutsche Arbeitgeber in der Regel trotzdem bereit, einer Auszeit zuzustimmen?

Unsere Erfahrung ist: In den allermeisten Fällen sagt der Arbeitgeber ‚Ja’, wenn er gefragt wird. Das größte Hindernis sind, wie so oft, wir selber.

Inwiefern?

Viele Menschen reden darüber, mal eine Auszeit zu nehmen – aber unterm Strich tun es dann nur wenige. Selbst wenn die Kinder schon aus dem Haus sind, haben viele das Gefühl, sie müssten den Laden zuhause am Laufen halten, müssten für den Partner da sein, können die Kollegen nicht im Stich lassen. Dazu kommt die Sorge, eine Auszeit gar nicht finanzieren zu können. Dabei gibt es dafür in vielen Firmen Modelle, wie Geld angespart werden kann. Wenn die Möglichkeit nicht besteht, helfen wir, einen persönlichen Finanzplan zu entwickeln.

Haben Sie selbst auch schon eine Auszeit genommen?

Ja, so sind meine Kollegin und ich überhaupt auf die Idee für die AuszeitAgentur gekommen. Ehe ich mich selbstständig gemacht habe, habe ich die Kundenbetreuung bei einer Reisebürokette für Geschäftsreisende gemanagt. 2008, während der Finanzkrise, hat mein Arbeitgeber uns alle ermutigt, unbezahlten Urlaub zu nehmen. Plötzlich hieß es: "Macht doch mal 'ne Auszeit!" Meine Kollegin und ich fanden die Idee super, aber wir hatten keine Ahnung, wie das gehen soll.

Wie haben Sie Ihr Sabbatical verbracht? 

Ich wollte einfach nur hier in Frankfurt bleiben, ich habe mir richtig Zeit für meine Umgebung genommen. Aber schon das vorzubereiten war kompliziert. Das waren großartige zwei Monate – aber ich wünschte, die Planung wäre entspannter gewesen.

Aber dann hätten Sie Ihren jetzigen Job vielleicht nicht.

Das stimmt. Mir und meiner Partnerin ist klar geworden, dass noch viele andere in unserer Situation sein müssen. Denen wollten wir ganz konkrete Antworten liefern. Auf die Idee, uns selbstständig zu machen, sind wir übrigens letztlich durch einen Artikel in BRIGITTE gekommen.

Interview: Stefanie Hentschel Teaserfoto: cirquedesprit/Fotolia.com

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