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Keine Angst vor Fonds!

Aus der Praxis der unabhängigen Finanzberaterin Helma Sick

Können Sie sich erinnern? Im Oktober 2008 traten Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Peer Steinbrück vor die Kameras und verkündeten, dass der Staat für alle Spareinlagen bei Banken garantiert. Eine Geste, die beruhigen sollte - und wohl auch beruhigt hat. Manches, was gut gemeint ist, wirkt sich aber nicht immer gut aus: Unmittelbar nach dieser Erklärung zogen deutsche Anleger über 46 Milliarden Euro aus Fonds ab! Betroffen waren auch harmlose Geldmarktfonds und offene Immobilienfonds.

Offenbar hatten die Anleger/innen aus der Erklärung geschlossen, dass das Geld in Fonds nicht sicher sei. Ein fundamentales Missverständnis - und ein guter Grund, sich einmal näher damit zu beschäftigen.

1. Fond oder Fonds: was ist denn nun richtig?

Die Geldanlage heißt immer "Fonds", ganz korrekt ist die Bezeichnung Investmentfonds. Ein "Fond" (also ohne s) ist eine Brühe von Fleisch, Fisch oder Gemüse - oder auch der Rücksitz eines Autos.

2. Seit wann gibt es Fonds?

Erste Investmentgesellschaften entstanden um 1860 in Schottland und England. Schon im Gründungsprospekt des 1868 errichteten "Foreign and Colonial Government Trust" kam das Prinzip des Investmentgedankens zum Ausdruck, das auch heute noch gilt: "Das Ziel der Gesellschaft ist es, den kleinen Sparern dieselben Vorteile zu verschaffen wie den Reichen, indem das Risiko durch Streuung der Kapitalanlage auf eine Anzahl verschiedener Aktien vermindert wird."

Nach dem Ersten Weltkrieg hatte sich die Investmentidee in allen westlichen Industrienationen durchgesetzt. Nur in Deutschland gelang der Durchbruch erst sehr spät. Für das lang dauernde Desinteresse gibt es zwei Gründe: Deutsche gehen bei der Geldanlage lieber auf Nummer sicher, sie sind Aktienmuffel. Und: In Deutschland gab es schon sehr früh ein Sozialversicherungssystem, der Bedarf an privater Altersvorsorge war, anders als etwa in England und den USA, lange Zeit eher gering.

3. Wie funktionieren Fonds?

Ein Fonds ist eine Art Topf, in den viele Anleger/innen gemeinsam einzahlen. Mit dem so gesammelten Geldbetrag können Aktien, festverzinsliche Wertpapiere oder auch Immobilien gekauft werden. Oder eine Mischung aus allem. Das Geld der Anleger wird von einer Kapitalanlagegesellschaft (Investmentgesellschaft) verwaltet. Aus Gründen des Anlegerschutzes muss das Vermögen bei einer anderen Bank verwahrt werden, der Depotbank. Mit dem Kauf von Fondsanteilen werden Anleger Miteigentümer des Fonds.

4. Was ist das Besondere an Fonds?

  • Fonds sind sehr flexibel. Sie können dort einmalig eine Summe einzahlen oder auch monatlich über einen Dauerauftrag. Sie können jederzeit nachzahlen oder Ihre Zahlungen aussetzen. Außerdem: Fondsanteile lassen sich jeden Tag verkaufen.
  • Fonds sind sehr transparent. Die Anteilspreise werden täglich in den großen Tageszeitungen und im Internet veröffentlicht. Sie können also laufend feststellen, wie sich Ihr Fonds entwickelt.
  • Fonds haben ein verteiltes Risiko. Besonders bei Aktienfonds ist eine Risikostreuung vorteilhaft. Wenn Sie selbst einzelne Aktien kaufen, können Sie in der Regel nur eine kleine Auswahl erwerben. Die Gefahr, dabei auf das falsche Pferd zu setzen, ist groß. Ein Fonds kann dagegen das Kapital auf Wertpapiere mit verschiedenen Laufzeiten, aus verschiedenen Branchen, Ländern und Währungen verteilen.
  • Fonds sind pflegeleicht. Sie müssen sich um all das nicht selbst kümmern. Manager von Fonds nehmen Ihnen die Arbeit ab.

5. Welche Nachteile gibt es?

Fonds kosten Gebühren. Beim Kauf wird einmalig der so genannte Ausgabeaufschlag (auch Agio genannt) erhoben. Als laufende Kosten fallen die Depotbankvergütung und die Verwaltungsgebühr an.

Den Ausgabeaufschlag können Sie reduzieren oder ganz vermeiden, wenn Sie Fonds bei einer Direktbank (telefonisch oder über das Internet) erwerben. Meiner Meinung nach ist das aber ein Weg, den nur Anleger gehen sollten, die sich sehr gut auskennen und unter den tausenden Fonds, die es gibt, auch wirklich den oder die zur eigenen Situation passenden auswählen können. Wer dies nicht kann oder will, sollte die Gebühren in Kauf nehmen und sich unbedingt vor dem Kauf von unabhängigen Fachleuten beraten lassen.

6. Wie sicher sind Fonds?

Fonds bieten ein hohes Maß an Sicherheit, denn Fondsvermögen ist rechtlich "Sondervermögen". Es kann - selbst wenn die Fondsgesellschaft pleite ginge - nicht in die Insolvenzmasse gelangen.

Auch wenn der Wert der Anteile bei Aktienfonds oder Fonds mit bedeutendem Aktienanteil je nach Börsenlage erheblich schwanken kann, sind Fonds eine pflegeleichte und hochinteressante Anlage, die auch Kleinanlegern den Zugang zu globalen Kapitalmärkten ermöglicht.

Ein Artikel aus der BRIGITTE 10/09

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