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Jobberatung: "Irgendwas mit Kindern" - eine gute Idee?

Katrin Wilkens berät Frauen beim Um- und Wiedereinstieg. Jede Woche berichtet sie bei BRIGITTE.de über Fragestellungen aus ihrer Praxis.
Katrin Wilkens
Katrin Wilkens (45) studierte Rhetorik und arbeitete als Trainerin in der Weiterbildung. Seit 2000 schreibt sie als freie Journalistin u.a. für Spiegel, Zeit, FA und Nido. Worin sie wirklich gut ist: Wichtige und weniger wichtige Persönlichkeiten portraitieren, dass sie vor Glück heulen. Oder vor Wut. Kombinieren. Dinge auf den Punkt bringen. In Menschen reinschauen. Besonderheiten entdecken. Mit ihrer Agentur "i.do" (was japanisch ist und so viel bedeutet wie "Veränderung", "Reise") berät die dreifache Mutter Frauen beim Wiedereinstieg - und verspricht: "Am Ende haben Sie eine Antwort: den maßgeschneiderten Job."
© Marianne Moosherr

Karin fragt: "Ich will was mit Kindern machen. Geht das als Quereinsteigerin?

"Ich weiß eigentlich genau, was ich will. Ich will nur noch einmal herausfinden, ob das, Ihrer Meinung nach, auch klug ist.

Ich habe drei Kinder und hätte vorher niemals geahnt, wie beglückend es sein kann, den ganzen Tag auf Knien herumzurutschen und "Bob, der Baumeister" vorzulesen. Ich singe auch wahnsinnig gern mit meinen Kindern, da kann es gar nicht holprig genug zugehen.

Nun habe ich überlegt, dass ich gern eine Kita leiten möchte. Ich traue mir das auch zu. Ich habe BWL studiert, und bevor ich ins Betriebliche Gesundheitsmanagement gewechselt bin, habe ich im Beschwerdemanagement gearbeitet. Das war mir aber zu unfreundlich, in jeder Beziehung.

Ich möchte von Ihnen wissen: Raten Sie grundsätzlich zum Quereinstieg in eine Kinderbranche?"

Karin aus Kiel

Liebe Karin,

"Beschwerdemanagement, BWL, "Bob, der Baumeister" – wenn Sie jetzt auch noch Biologie (Läuse) und Ernährungsberatung (Wie bringt man Spinat in Kindermünder?) studiert hätten, wären Sie vollkommen. Aber Scherz beiseite.

Viele Mütter wollen gern etwas mit Kindern machen, weil sie nach ein paar Jahren Erziehungszeit einfach wissen, wie der Hase läuft.

Diese vier Dinge sollten Sie dabei dennoch berücksichtigen:

  • die formalen Anforderungen sind hoch und durchweg professionell. Wer fremde Kinder betreuen will, braucht vom erweiterten Führungszeugnis bis zur fundierten Ausbildung viel, um zu belegen, dass er verantwortungsbewusst genug ist.
  • häufig mag man zwar den eigenen Kindern "Bob, der Baumeister" vorlesen, aber fremde sind dann doch schon gern mal nervig. Überlegen Sie: Stören Sie zuweilen fremde Kinder, die anders erzogen wurden? Haben Sie auch früher gern mit anderen Kindern gespielt?
  • In einer Kita hat man ja nicht nur mit Kindern zu tun, sondern auch mit Eltern („Gibt es den Milchreis auch in vegan?“), Mitarbeitern („Ich bin krank“), Behörden („Rotaviren-Quarantäne“) und Anwohnern („Müssen die so laut im Sand graben?“). Kriegen Sie das hin?
  • Sie wachsen aus dieser Zunft irgendwann heraus. Spätestens, wenn Ihre eigenen Kinder „Chill your base“ fordern, werden Sie sich wie dauersitzengeblieben fühlen.

Worum geht es Ihnen bei dem Wunsch „Kita-Leitung“? Um das Pragmatische? „Meine Kinder müssen ja eh in eine Kita, dann können sie auch gleich in meine eigene gehen.“ Um den Hut, den man dort auf hat (Als Tagesmutter würden Sie sich also nicht so wohl fühlen?)? Um die Arbeit mit Unfertigen? Um das viele Bälle in der Luft halten können? Um die Musik?

Dann könnten Sie auch überlegen, ob nicht vielleicht eine andere Ausbildung mit Musik etwas für Sie wäre. Beispielsweise könnten Sie sich zur Singleiterin ausbilden lassen, um später in Krankenhäusern oder Gesundheitszentren zu arbeiten.

Wenn Sie hinter all diesen Fragen aber immer nur ein trotziges „Aber ich will mit Kindern!“ setzen – dann probieren Sie es aus. Praktikaplätze bieten viele Kitas an und auf diese Weise erfährt man am schnellsten, ob fremde Kinder Sonnenschein oder Bälger sind.

Ich wünsche Ihnen Rolf-Zuchowski-Nerven und eine fette Kinderüberraschung!

Katrin Wilkens, i.do

Weitere Infos zum Wiederseinstieg nach der Babypause unter www.i-do-hamburg.de

Hier könnt ihr Katrin Wilkens Fragen stellen!

Du bist auch gerade mit dem Wiedereinstieg in den Job beschäftigt? Dann kannst du Katrin Wilkens per Email deine persönliche Problematik schildern. Bei BRIGITTE.de wird sie ausgewählte Fragen beantworten.

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