Warum gerade Südafrika? Nach dem Abi wollte Vera ganz weit weg. Nicht zum Reisen, sondern um etwas Sinnvolles zu tun. Südafrika schien ihr die passende Wahl: Ein Land im Umbruch, gesellschaftlich wie politisch. Sechs Monate arbeitete und wohnte sie im "Botshabelo Babies Home" - einem Waisenhaus zwischen Johannesburg und Pretoria.
Morgens stand sie mit den Kleinen auf, wickelte sie und gab ihnen das Fläschchen. Sie spielte und tobte mit ihnen, badete sie und kümmerte sich um ihre medizinische Versorgung. Ein Drittel der Ein- bis Vierjährigen war HIV-positiv. Die Eltern waren verstorben, krank oder zu arm, um sich um ihre Kinder zu kümmern.
Ob sie Angst hatte, sich mit HIV zu infizieren? "Ja, natürlich", sagt Vera. Die Angst schwang häufig mit. Dabei wurde sie bestens aufgeklärt, wusste, wann sie sich etwa mit Handschuhen schützen musste, und wann nicht. "Das ist ganz irrational. Der Kopf weiß eigentlich, dass nichts passieren kann. Nur das Gefühl spielt manchmal eben nicht mit."
Mit den Wochen wurde die Angst weniger, die Arbeit alltäglicher, selbstverständlicher. Was blieb, war das Staunen über ein Land, in dem Gegensätze ständig aufeinanderprallen: arm und reich, Gesundheit und Krankheit, Leben und Tod. Während sie im "Babies Home" Kindern Milch gab, deren Eltern sie nicht versorgen konnten, thronten nicht weit entfernt prachtvolle Villen, deren Bewohner im Luxus lebten.
Nach ihrer Rückkehr überlegte sie lang, ob sie nicht Medizin studieren sollte. Letztendlich hat sich Vera aber doch für einen anderen Weg entschieden. Sie studiert jetzt Geschichte, Deutsch und Literaturwissenschaft.
Was geblieben ist, ist ihr Bedürfnis zu helfen und ihre Erfahrungen weiterzugeben. Deswegen wählt sie für die Austauschorganisation AFS Teilnehmer für Freiwilligendienste aus. Sie bereitet sie in Seminaren vor - und hilft ihnen nach der Rückkehr, sich wieder einzuleben.
Ihr habt Fragen zum Freiwilligen Dienst? Dann stellt sie Vera in unsere Expertenberatung im Forum. Vom 3.12 - zum 17.12.2008 hilft sie euch hier gerne weiter
