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Gehaltsverhandlung: Keine falsche Bescheidenheit!

Frauen verdienen weniger als Männer - weil sie oft weniger fordern. Die häufigsten Fehler in der Gehaltsverhandlung.

In den Gesetzbüchern gibt es in Deutschland Gleichberechtigung von Männern und Frauen - nur im Portemonnaie leider nicht: Frauen verdienen im Schnitt fast ein Viertel weniger als Männer, haben EU-Statistiker berechnet.

Klar, dafür gibt es viele Gründe: Typische Frauenberufe, oft im sozialen Bereich, werden schlechter bezahlt als technische Berufe, die meist von Männern ausgeübt werden. Frauen stecken für die Familie zurück und verzichten auf die Karriere - und damit auf die höheren Gehälter einer Führungskraft. Aber viele Frauen fordern in Gehaltsverhandlungen auch zu wenig und kassieren deshalb weniger Gehalt als männliche Kollegen. Coach und Buchautorin Cornelia Topf ("Gehaltsverhandlungen für freche Frauen") zeigt die typischen Fehler der Frauen, wenn es um Geld geht.

1. Alle sollen mich mögen

Der Chef wird nicht gleich begeistert Ja rufen, wenn Sie eine Gehaltserhöhung fordern. Höchstwahrscheinlich wird er sich sträuben und viele Argumente haben, warum das Unternehmen nicht mehr Geld ausgeben kann. Allein das schreckt Frauen schon ab. "Frauen wollen keine Absage, kein Frusterlebnis. Sie wollen, dass Gespräche harmonisch verlaufen", sagt Cornelia Topf. Aber verstehen Sie Ihren Chef nicht falsch: Ein Nein heißt nicht, dass er von Ihrer Forderung gekränkt ist - sondern nur, dass Sie jetzt gute Argumente für Ihr Anliegen bringen müssen. Verhandeln Sie! Das trübt nicht das Arbeitsklima, sondern verschafft Ihnen im Gegenteil mehr Respekt.

2. Wäre schön, wenn...

"Ich wollte mal fragen, ob es möglich wäre, dass künftig vielleicht mein Gehalt erhöht wird...?" Frauen kommunizieren gern indirekt. Ein männlicher Chef nimmt eine so schwammige Forderung aber gar nicht als wirkliche Forderung wahr - das macht es ihm umso leichter, Nein zu sagen. "Lernen Sie, offen und direkt zu formulieren", rät Coach Cornelia Topf. Je konkreter Ihre Forderungen sind, desto besser sind Ihre Chancen, sie durchzusetzen. Tipp der Expertin: "Sprechen Sie zu Hause den Betrag, den Sie fordern wollen, mehrmals laut aus - das nimmt die Scheu, ihn auch vor dem Chef auszusprechen."

3. Der Chef wird schon wissen, was angemessen ist...

Ihr Vorgesetzter kennt die Branche. Dann wird er ja sicher am besten wissen, welches Gehalt für Sie angemessen ist, glauben Sie? "Ich bin oft erschüttert, wie naiv Frauen sein können", berichtet Cornelia Topf aus Coaching-Gesprächen mit ihren Kundinnen. Schon bei der Einstellung geben sich viele mit den Beträgen zufrieden, die ihnen angeboten werden - ohne zu recherchieren, wie viel in dem Unternehmen sonst gezahlt wird. Aber eine solche Grundgerechtigkeit gibt es nicht, wenn es um Geld geht. Solange Sie nichts einfordern, bekommen Sie nur das Minimum. Machen Sie nur nicht den Fehler, sich auf Kollegen zu berufen: "Herr D. verdient schließlich auch mehr..." Die meisten Chefs mögen es gar nicht, wenn Mitarbeiter über ihre Gehälter sprechen.

4. Ich bin doch gar nicht so viel besser als die anderen...

Frauen unterschätzen sich gern - und verstecken ihre Leistungen. Kein Wunder, wenn dem Chef beim Gehaltsgespräch dann nicht auf Anhieb einleuchtet, warum Sie mehr Geld wert sein sollten. "Betreiben Sie Selbst-PR", rät Cornelia Topf - und zwar langfristig, nicht nur vor dem Gehaltsgespräch. Nutzen Sie in Meetings Gelegenheiten, um sich und Ihre Ideen zu präsentieren, nehmen Sie sich Zeit, Vorschläge zu entwickeln, die Ihre Abteilung - und damit auch Sie - weiterbringen könnten. So geraten Sie ins Blickfeld Ihres Chefs - und haben es in der Gehaltsverhandlung leichter, wenn es um die Frage geht, was Sie leisten.

5. Hauptsache ist doch, die Arbeit macht Spaß...

Gehalt, Status, Dienstwagen - den meisten Frauen sind diese Dinge weniger wichtig als eine befriedigende Tätigkeit und nette Kollegen. "Prinzipiell ist das eine sehr gesunde Einstellung", sagt Cornelia Topf. Aber ärgerlich ist es trotzdem, wenn Sie für den Job, der Ihnen Spaß macht, eigentlich auch mehr Gehalt bekommen könnten - und sich nur nicht trauen, danach zu fragen.

Text: Swantje Wallbraun Foto: iStockphoto.com

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