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Frauen bekommen ein Viertel weniger Gehalt

Neue Zahlen belegen: Kinder sind noch immer eine Karrierebremse für Frauen. Das zeigt sich auch auf der Gehaltsabrechnung. Ändern wird sich daran so schnell nichts, wenn die Frauen nicht stärker auf ihre Rechte pochen.

Kinder und Karriere - das passt immer noch nicht so gut zusammen, wie manche Politiker gern behaupten. Auf dem Gehaltszettel der durchschnittlichen Frau stehen nur drei Viertel des Betrags, den der durchschnittliche Mann verdient. Das Statistische Bundesamt hat in dieser Woche Zahlen vorgelegt, nach denen der Verdienst von Frauen 2006 um 24 Prozent geringer ausfiel als der von Männern. Es hat sich nur wenig getan - im Vergleich zu den Vorjahren hat sich die Gehaltslücke zwischen Frauen und Männern kaum verringert.

Die Zahl 24 Prozent bedeutet allerdings nicht, dass die Angestellte eines Unternehmens genau ein Viertel weniger verdient als der männliche Kollege im Nachbarbüro. Sie ist ein Durchschnittswert - und belegt das klassische Frauenproblem: Immer noch arbeiten die meisten Frauen in den schlecht bezahlten Berufen, nehmen - meist um der Familie willen - verhältnismäßig schlecht bezahlte Teilzeitstellen an und werden auf der Karriereleiter von Männern überholt. Das alles schlägt sich am Monatsende auf dem Konto nieder.

Leitende Angestellte beispielsweise verdienen mit 31,17 Euro brutto in der Stunde fast doppelt so viel wie die übrigen Beschäftigten (16,52 Euro) - unter ihnen sind aber nur 29 Prozent Frauen. Etwa 35 Prozent der weiblichen Arbeitnehmerinnen arbeiten Teilzeit - bei den Männern entscheiden sich nur 5 Prozent für ein solches Modell. Und das, obwohl es bei den Schulabschlüssen kaum Unterschiede gibt: Beim Abitur liegen Jungs und Mädchen noch fast gleichauf.

Starten die jungen Frauen noch vergleichsweise gut bezahlt ins Berufsleben, werden sie mit Mitte 30 von den Männern abgehängt. In der Altersgruppe 25 bis 29 Jahre verdienen sie nur 10 Prozent weniger als gleichaltrige Männer; 35- bis 39-jährige Frauen liegen bereits um rund 22 Prozent zurück. Im Schnitt sind Frauen 30 Jahre alt, wenn ihr erstes Kind auf die Welt kommt - die Zahlen zeigen also mal wieder: Nachwuchs bremst die Karriere der Frauen. Die Männer dagegen lassen sich von der Familie kaum von der Arbeit abhalten. In allen Altersgruppen arbeiten um die 90 Prozent von ihnen Vollzeit.

In den 70er-Jahren betrug der Abstand zwischen Männer- und Frauengehältern noch mehr als 40 Prozent. Es hat sich also durchaus etwas bewegt - aber noch nicht genug. Die aktuellen Zahlen sind für Frauen vor allem deshalb enttäuschend, weil sie sich in den vergangenen Jahren kaum verändert haben.

Aber das muss und sollte nicht so bleiben. Bessere Betreuungsangebote für Kinder können etwas bewegen. Vor allem aber ist es höchste Zeit, dass sich die Erkenntnis durchsetzt: Der Zweitjob "Familienmanager" ist nicht automatisch ein Frauenberuf. Dass auch die Männer ihren Anteil daran übernehmen, müssen Frauen viel öfter und viel vehementer von ihren Partnern einfordern. Denn selbst wenn Mütter Vollzeit arbeiten - bei vielen Chefs herrscht das Klischee vor, die Frauen seien mit ihren Gedanken häufiger bei der Familie und damit weniger leistungsfähig als die männlichen Kollegen. Bis sich das ändert, braucht es Zeit - und Mütter und Väter, die das Gegenteil beweisen.

Ein weiteres altbekanntes Phänomen, das die Statistiken erneut eindrucksvoll belegen: Schon bei der Berufswahl manövrieren sich viele Frauen in eine schwächere Position als die Männer. In hoch bezahlten Branchen sind sie seltener, in schlecht bezahlten überdurchschnittlich häufig vertreten. Eine alarmierende Tendenz stellen die Forscher des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) fest: Die Niedriglohnbeschäftigung hat in den vergangenen zehn Jahren um rund 43 Prozent zugenommen. Auch das ist vor allem für die Frauen eine schlechte Nachricht: 30,5 Prozent der weiblichen Berufstätigen arbeiten für weniger als zwei Drittel des deutschen Durchschnittsgehalts, unter den Männern sind es nur 14,2 Prozent.

Text: Swantje Wallbraun Foto: iStockphoto.com

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