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Erfolgskiller: Karrierehindernisse, die wir uns selbst stellen

Wir wollen im Beruf vorankommen und doch wieder nicht - aus Angst zu versagen. Also basteln wir uns Ausreden, hinterhältige Karrierefallen, die sich jedoch leicht überwinden lassen. BRIGITTE-Psychologin Eva Wlodarek schreibt, wie das geht.

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all das klingt nach zielstrebiger Planung, nach einer Karriere, wie sie in unzähligen Ratgebern beschrieben wird. Nur eines verschweigen die Autoren dabei oft: Was Erfolg ist, bestimmen immer noch Sie. Wenn Sie den Chefsessel nicht wollen, der Ihnen angeboten wird stehen Sie zu Ihrem "Nein". Auch das ist ein Erfolg. Quält Sie dagegen immer wieder der Gedanke "Hätte ich vielleicht nicht doch...?", war Ihre Gelassenheit vermutlich vorgetäuscht. Manchmal steckt nämlich blanke Angst hinter einem Nein, Angst vor dem Erfolg. Aber dagegen können Sie etwas tun.

Checken Sie, ob Ihnen eines der typischen "Killer-Argumente" bekannt vorkommt. Dann wissen Sie künftig auch, wie die Gegenstrategie aussehen kann.

Erfolgskiller: "Das habe ich doch nicht gelernt"

Hinter diesem scheinbar objektiven Satz verbirgt sich die Furcht, dem persönlichen Können und selbständigen Denken zu vertrauen. So etwas hat meist Familien-Tradition: Schon die Eltern zeigten großen Respekt vor Autoritäten und Titeln. Wahrscheinlich wurden Sie auch angehalten, in der Schule gute Noten zu erreichen.

Gegenstrategie: Machen Sie sich klar: Offenbar besitzen Sie bereits die grundlegenden Fähigkeiten für die entsprechende Aufgabe. Sonst hätte man Sie wohl kaum gefragt. Wenn Sie außerdem Engagement und die Möglichkeit mitbringen, sich fehlende Informationen zu beschaffen, reicht das völlig aus. Es führen viele Wege zum Erfolg, auch ohne Zertifikat. In der ManagerAusbildung gibt es den Ausdruck "Learning by doing" - frei übersetzt: "Fang an, dann lernst du, wie's geht". Das gilt auch für Sie.

Erfolgskiller: "Die Verantwortung ist mir zu groß"

So besonnen sich das auch anhört - dahinter kann die pure Panik stecken, Fehler zu machen. Das mulmige Gefühl "Ich bin allein für alles verantwortlich" reicht meist bis in die Kindheit zurück. Besonders Einzelkinder oder älteste Schwestern standen unter dem Druck, zu früh zuviel können zu müssen. Als Erwachsene setzen sie deshalb Verantwortung mit Überforderung gleich und versuchen, sie zu vermeiden.

Gegenstrategie: Verantwortung ist teilbar. Wenn's geht, stellen Sie ein Team zusammen mit guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie können sich auch für ein paar Sitzungen außerhalb einen Coach suchen, der Sie fachlich und psychologisch begleitet.

Erfolgskiller: "Das kann ich meiner Familie nicht antun"

Das klingt ziemlich altruistisch. Doch dass Sie Ihren Mann und die Kinder derart in den Vordergrund stellen, lässt auch auf die Sorge schließen, andernfalls keine perfekte Mutter und Partnerin zu sein. Möglicherweise besitzen Normen für Sie eine große Bedeutung. Etwa die, dass gute Mütter immer für ihre Kinder dasein sollten. Vor diesem Hintergrund fürchten Sie wahrscheinlich auch die Auseinandersetzung mit Ihrer Familie.

Gegenstrategie: Lassen Sie sich von dem anfänglichen Widerstand der Familie nicht ins Bockshorn jagen. Hinterfragen Sie statt dessen Ihre Rolle. Das Zauberwort, das Ihnen mehr familiären Freiraum verschaffen kann, heißt "delegieren". Sprechen Sie mit Ihrem Mann darüber, nehmen Sie ihn in die Verantwortung. Machen Sie deutlich, wie wichtig Ihnen die neue Aufgabe ist. Locken Sie Ihre Familie auch damit, was sie gewinnt, wenn Sie sich verändern: eine zufriedene Mutter und Partnerin. Zwar mit weniger Zeit, aber dafür mit mehr Geld und Spaß an der Arbeit.

Erfolgskiller: "Das ist mir viel zu stressig"

Wetten, dass Sie gar nicht so bequem sind? Hinter dem lässigen Satz lauert viel eher die Angst, mit der Zeit nicht klarzukommen. Wahrscheinlich fehlt Ihnen ganz praktisch das Knowhow, die Arbeit optimal zu organisieren.

Gegenstrategie: Keine Angst vor Stress! Schließlich unterscheiden sogar die Fachleute zwei Arten: "Disstress" und "Eustress". Während der erste fix und fertig macht, wirkt der zweite belebend. Damit Sie die zweite Sorte erwischen, müssen Sie lernen, präzise zu planen. Sie lernen das auf Seminaren, können es aber auch doityourself versuchen, wenn Sie sich an folgende Regeln halten: Ordnen Sie ihre täglichen Aufgaben nach Prioritäten. Fangen Sie immer mit dem Wichtigsten an. Lassen Sie ZeitPuffer für unvorhergesehene Ereignisse. Tragen Sie auch Ihre Freizeit und Erholungsprojekte Sport, Kino, Kosmetik in den Terminkalender ein. Nehmen Sie sie genauso wichtig wie Ihre beruflichen Aktivitäten.

Erfolgskiller: "Das reizt mich nicht"

Wirklich nicht? Oder verhalten Sie sich eher wie der Fuchs in der Fabel: Weil ihm die Trauben zu hoch hängen, behauptet er, sie seien sowieso zu sauer. Im Klartext: Haben Sie Angst, dass Sie der Aufgabe nicht gewachsen sind? Dann haben Sie wahrscheinlich schon früh gelernt, dass es wenig bringt, sich etwas zu wünschen. Sie mussten sich vor Enttäuschungen schützen und haben Ihre Sehnsüchte verdrängt. Dieses Muster wenden Sie möglicherweise auch auf den Erfolg an.

Gegenstrategie: Zunächst ein Test: Entspannen Sie sich. Schließen Sie die Augen. Stellen Sie sich vor, Sie üben bereits die entsprechende Tätigkeit aus und zwar locker und erfolgreich. Malen Sie sich das ganz genüsslich aus. Öffnen Sie dann wieder die Augen. Hat Ihnen die Arbeit während der Übung wesentlich besser gefallen als vorher? Erstellen Sie außerdem eine Liste, was an der künftigen Aufgabe für Sie besonders reizvoll sein könnte. Reden Sie auch mit Freundinnen und Kollegen darüber. Horchen Sie in sich hinein, ob dabei Ihr Interesse wächst.

Erfolgskiller: "Ich bin kein Autoritätstyp"

Hinter der Angst, Macht und Autorität auszuüben, steckt oft ein strenger Vater oder eine beherrschende Mutter. Vielleicht haben Sie sich damals geschworen: "So werde ich nie." Oder Sie hatten einfach keine Chance, sich gegen die elterliche Übermacht durchzusetzen, und haben es deshalb nicht richtig gelernt.

Gegenstrategie: Machen Sie sich zunächst bewusst: Autorität an sich ist nichts Negatives. Ohne Macht können Sie nichts bewirken. Greenpeace braucht Macht, um Gesetzesänderungen zu forcieren. Es kommt darauf an, wie man seine Stärke nutzt. Doch selbst für einen guten Zweck werden Sie nicht gleich vom Lamm zur Löwin. Das müssen Sie trainieren. Vieles kommt von selbst, wenn Sie erst einmal merken, wieviel Freude es macht, etwas zu bewegen. Falls Sie feststellen, dass Ihnen trotzdem noch Sicherheit fehlt, melden Sie sich zu einem Führungskräfteseminar oder für ein Selbstbehauptungstraining an. Sie werden staunen, wieviel Autorität in Ihnen steckt, ohne dass Sie sich in eine Tyrannin verwandeln.

Erfolgskiller: "Meine Kolleginnen werden mich für eingebildet halten"

Wenn Sie sich aus der Menge abheben, geht das selten ohne Probleme ab. Jedenfalls können Ihnen die meisten Frauen in höheren Positionen bestätigen, dass sie manchmal einsam sind - was auch daran liegt, dass es immer noch zuwenig weibliche Führungskräfte gibt. Diese Tatsache verstärkt die Angst, isoliert zu sein und am Ende nicht mehr gemocht zu werden. Wir Frauen sind von unserer Erziehung her darauf gepolt, vor allem im sozialen Bereich erfolgreich zu sein. Am liebsten möchten wir mit allen Menschen gut auskommen, auch wenn es auf Kosten der Karriere geht.

Gegenstrategie: Versuchen Sie nicht, gleichzeitig gute Freundin und Vorgesetzte zu sein. Das funktioniert in den seltensten Fällen. Ihnen hilft vor allem Solidarität mit den Frauen auf Ihrer neuen beruflichen Ebene. Schauen Sie sich also um, welche Frauen es in Ihrer Position gibt, und nehmen Sie Kontakt auf, anstatt sie als Konkurrentinnen zu betrachten. Nutzen Sie außerdem die Möglichkeit eines kollegialen Netzwerkes. Inzwischen haben sich in vielen Regionen Frauen aus gleichen Berufen zusammengeschlossen, um Erfahrungen auszutauschen und einander zu beraten.

Erfolgskiller: "Das halte ich ja doch nicht durch"

Wer aufsteigt, fürchtet den Absturz: "Was ist, wenn ich es nicht schaffe oder mich heillos überfordert fühle?" Solche Gedanken werden von der Angst bestimmt, sich zu blamieren. Wenn Sie diese Angst zurückverfolgen, landen Sie vermutlich bei dem kleinen Mädchen, das in der Schule Probleme hatte, vor der ganzen Klasse ein Gedicht aufzusagen. Hinzu kommt das Gefühl, diejenigen zu enttäuschen, die Hoffnungen in Sie gesetzt haben.

Gegenstrategie: Damit diese Sorge nicht zu groß wird, können Sie ein psychologisches Netz spannen. Setzen Sie sich eine individuelle Probezeit und sagen Sie Ihren Vorgesetzten: "Die Aufgabe reizt mich sehr, aber lassen Sie uns in drei Monaten noch mal schauen, ob ich tatsächlich die richtige Besetzung bin." So können Sie sich ohne Angst und gegebenenfalls ohne Gesichtsverlust wieder verabschieden. Vermutlich jedoch wird diese souveräne Ankündigung Sie so entspannen, dass Sie sich mit Schwung Ihrer neuen Aufgabe widmen können.

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