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Die perfekte Bewerbung

Was beeindruckt Personal-Profis wirklich, wenn sie Stellen neu besetzen müssen? Hier verraten sie Ihnen, wie für sie eine perfekte Bewerbung aussieht.

Morgens schlägt man die Zeitung auf, und dann ist da diese Stellenanzeige. Passt wie nach Maß geschneidert. Fehlt eigentlich nur noch die perfekte Bewerbung. Mittags geht die Bewerbungsmappe dann in die Post. Wenige Tage später ruft eine begeisterte Personalchefin an, bittet umgehend zum Bewerbungsgespräch, und zwei Tage später hat man den Job.

Schön wär's ja. Aber das Leben geht anders. "Eine ganze Reihe meiner Klientinnen und Klienten hat durch Eigeninitiative interessante Jobs gefunden, die sie auf anderem Wege niemals bekommen hätten", erklärt Karrierecoach Svenja Hofert. Das Geheimnis dieser ungewöhnlichen Jobsuche: Man schlängelt sich an all denen vorbei, die sich auf ausgeschriebene Stellen bewerben. Nur eine Initiativbewerbung - eine perfekte Bewerbung natürlich - hat die Chance, beim Chef just dann auf dem Tisch zu landen, wenn er das erste Mal über Verstärkung im Marketing nachdenkt. Manche engagierte Bewerbung führt sogar dazu, dass eine Stelle erst geschaffen wird - weil vorher niemandem klar war, dass die Firma jetzt zum Beispiel eine Koordination Internet braucht.

Mit den Initiativbewerbungen ist es so ähnlich wie beim Langstreckenlauf: Wer den ersten Halbmarathon gut über die Runden bringen möchte, muss ein klares Ziel vor Augen haben, sich über Wochen intensiv vorbereiten, eine perfekte Bewerbung schreiben - und dann durchhalten. Klingt nach Arbeit? Keine Frage: Es ist Arbeit. Aber der Lohn für die ganze Mühe: Am Ende hat man genau den Job, den man auch wirklich will. Und der Arbeitgeber hat genau die Mitarbeiterin, die er für diesen Job schon immer haben wollte.

Sie wollte nur eins - zu uns!

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MARSHA BRADY, 39, Creative Director und Strategie-Expertin der US-Modefirma American Apparel

Eigentlich war sie überqualifiziert. Da bewarb sich eine Architektin mit super Abschluss als Verkäuferin. Dabei hätte sie in jedem Architekturbüro einen Job bekommen. Warum also wir? Diese Frage ließ mich nicht los - deshalb rief ich sie spontan an. Sie war völlig begeistert von American Apparel, wusste alles über die Firma und wollte nirgendwo anders arbeiten. Der Einstieg als Verkäuferin erschien ihr als sicherster Weg ins Unternehmen. Und ich stellte sie ein. Als meine Assistentin. Schon am zweiten Arbeitstag nahm ich sie mit nach Paris, um dort ein neues Geschäft aufzubauen.

Sie redete viel - und zeigte menschliche Stärke

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PIA PALMU, 39, Leiterin Personalmarketing bei Ikea Deutschland

Die kann ja diskutieren! Das war mein erster Eindruck von meiner Tischnachbarin, die ich bei einem Business-Frauenfrühstück kennen gelernt hatte. Sie redete wie ein Wasserfall und wirkte zugleich total ausgeglichen. Ich fand sie sehr sympathisch. Beim nächsten Frühstückstreff setzten wir uns gleich nebeneinander und sprachen ausführlich über unsere Arbeit. Sie war bisher als Hotelfachfrau beschäftigt und jetzt auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung. Passt doch perfekt für unseren Ikea-Kundenservice, dachte ich mir. Weil man dort nicht nur berät, sondern auch Beschwerden entgegennehmen muss. Menschliche Stärke ist da also extrem wichtig. Sie hat den Job sofort bekommen.

Sie war frech - irgendwie gefiel mir das

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UWE FRERS, 39, Geschäftsführer von www.Tripsbytips.com, Internet-Community für Reisefans

Plötzlich war da diese Mail: "Hallo Uwe, ich habe bei Xing die Suchbegriffe Web 2.0, Reise und Marketing eingegeben - und Dein Profil gefunden. Du hast ja gerade eine neue Firma gegründet, und ich könnte mir vorstellen, dass ich einiges kann, was gut zu Euch passt. Ich bin 34, kenne mich in PR und der Reisebranche aus. Mein Wunsch ist eine feste Stelle im Bereich PR und Marketing." So hatte mich bisher noch nie jemand angesprochen. Vor allem das "Du" war eigentlich nicht angebracht, aber irgendwie gefiel mir das Freche an diesem Online-Kontakt. Deshalb habe ich per Mail erst mal um weitere Infos gebeten. Schon innerhalb der nächsten Stunde hatte ich dann eine komplette Bewerbung mit Lebenslauf vorliegen. Ich habe die Bewerberin prompt zu einem Gespräch eingeladen. Demnächst wird bei uns in der Firma nämlich tatsächlich eine Marketingposition frei.

Sie schaffte sich ihren eigenen Bereich - perfekt!

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BABETTE TSCHENTSCHEL, 37, stellvertretende Leiterin Personal- Management, HSH Nordbank Kiel

Bei der Bewerbung passte alles eins zu eins für die Kundenbetreuung in der internationalen Schiffsfinanzierung (Shipping). Nur: Die Stelle war bis dato noch gar nicht ausgeschrieben. Von einem Bekannten hatte eine Finanzfachfrau lediglich erfahren, dass wir den Bereich Shipping ausbauen. Wie es ihr dann gelang, sich "ihre" Aufgabe bei uns vorzustellen und mit Fachkenntnis und Kreativität zu skizzieren, hat mich sehr beeindruckt. Ein Glücksfall, wie sich dann herausstellte, denn die Bewerberin war auch persönlich überzeugend und kommunikationsstark - die idealen Voraussetzungen für den direkten Kundenkontakt im internationalen Vertrieb. Heute ist sie eine unserer Relationship-Managerinnen.

Sie nutzte jede Minute - als Praktikantin

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CHRISTOPH HUSE, 39, einer von vier Inhabern der Tischlerei Quattro in Hamburg

Ein solches Engagement hatten wir noch nie erlebt. Eine Werbekauffrau, deren Traumberuf Tischlerin ist, machte ein Praktikum bei uns. Sie hat sich für alles persönlich verantwortlich gefühlt. Hat geprüft, ob sich die Oberfläche überall perfekt glatt anfühlt, und oft noch mal hier und da nachgeschliffen. Hat sich umgeschaut, wenn sie eine Minute frei hatte, was noch in der Werkstatt zu tun war, und zugepackt. Am Ende des Praktikums haben wir ihr von uns aus eine Lehrstelle angeboten. Das tun wir sonst nie.

Sie wusste genau Bescheid - das überzeugte mich

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PROF. SISSI CLOSS, 53, Geschäftsführerin Comet Computer und Comet Communication in München, Berlin und Karlsruhe

Eine Übersetzerin? Über diese Bewerbung war ich ziemlich erstaunt. Aber sie hatte sich sehr genau über uns informiert und betonte, dass sie den technischen Aspekt der Arbeit besonders interessant fände. Diese offene und vielseitige Art hat mich überzeugt. Wir hatten tatsächlich gerade ein Projekt, bei dem wir vom und ins Französische übersetzen mussten. Obwohl die Übersetzerin sehr jung war, wirkte sie im Gespräch strukturiert, selbstsicher und spontan. Als ich sie fragte, ob sie vielleicht schon am nächsten Tag anfangen könnte, sagte sie prompt zu. Das Projekt lief hervorragend.

Sie überraschte mich - so was bleibt präsent

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SIEGFRIED WENZEL, 43, Human Resources Director von The Body Shop

Die dunkelrote "The Body Shop"-Schachtel mit Schleife wirkte zunächst etwas seltsam. Ein Geschenk aus unserem eigenen Haus? Erst auf den zweiten Blick entdeckte ich in dem Sichtfenster für den Absender das Foto einer jungen Frau und die Anmerkung "Bewerbung". In der Schachtel lag die sehr gut strukturierte Mappe einer Bewerberin, die sich für die Bereichsleitung "Retail" (Einzelhandel) interessierte, die Betreuung unserer Shops. Die Bewerbung passte genau. Leider hatten wir gerade keinen Posten zu vergeben. Aber wenn es wieder mal so weit ist, werde ich bestimmt an sie denken.

Text: Carola Kleinschmidt Illu: Andreas Jakobs Fotos der Personal-Profis: privat

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