"Karriere um jeden Preis? Nicht mit mir." Dieser Artikel einer Journalistin, die sich für eine Karriere-Pause entscheidet und mit ihrem Kind erstmal zu Hause bleiben will, traf einen Nerv. Sätze wie "Kinder-Großziehen ist ein Marathon, Eltern müssen sich ihre Kraft gut einteilen. Und das schaffen wir in meiner Familie am besten, wenn nur einer arbeitet." lösten sowohl große Zustimmung als auch komplette Ablehnung aus. In mehr als 250 Artikelkommentaren und mehr als 2000 Forenbeiträgen gab es einen andauernden Schlagabtausch zwischen Kritik und Unterstützung.
Hier ein paar Aussagen im Überblick:
"Der Artikel hat ein bisschen was von "die Trauben sind zu sauer". Wenn mich keiner für 15 Stunden will, dann bleibe ich eben ganz zuhause. Und dann finde ich das eben auch erstrebenswert. Ist ja auch schön, wenn es der Autorin Spass macht.
Aber warum muss das mit Kritik gegen alle, die es anders machen, daherkommen? (Was macht das mit den Kindern, die immer betreut werden? Was wird das für eine Generation? Davon kriegen die Leute auch nicht mehr Kinder, etc.) Warum herrscht immer dieser Rechtfertigungsdruck? Mach halt, was Du willst, aber lass mich in Ruhe mit irgendwelchen dahergesuchten ideologischen Begründungen. Und vor allem: lass die anderen doch auch in Ruhe das machen, was sie wollen."
Kässi (in den Artikelkommentaren)
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Leben richtig Freude macht, wenn im Haushalt weder gekocht noch gebacken wird (oder nur rudimentär). Ob mit oder ohne Kinder, für mich gehört das zur Grundkultur, in einem Haushalt, überhaupt im Leben.
Und mit Kindern ganz besonders.
Das ist so, als würde ich ein Fahrrad ohne Räder fahren wollen"
herbstblatt7 (in der Community)
"Dieser Beitrag spricht mir aus der Seele! Erst in ein paar Jahren wird man sehen, wohin dieser Betreuungsmarathon unsere Gesellschaft führt - aber man sieht jetzt schon, dass es nicht gut ist für die Kinder, für die Mütter und für die Familien!"
Katrin (in den Artikelkommentaren)
"Ich arbeite in einer Männerdomäne und von 90% meiner Kollegen wird die klassische Rollenteilung gelebt. Da kommen dann gerne Kommentare, dass doch die Mutter in den ersten 3 Jahren das wichtigste für das Kind ist, das Männer nicht so mit kleinen Kindern können, die Wichtigkeit des Stillens usw. Alles Kommentare, die dazu dienen, die klassische Rollenteilung zu zementieren. Meiner Meinung nach fühlen sich die meisten Männer damit recht wohl und wollen es gar nicht anders.
Ich kenne auch aktive Väter, hatte selber einen, aber da gehört schon ein bisschen Nonkonformität dazu und entweder eien frau als treibende Kraft im Hintergrund oder wirtschaftliche Zwänge (Frau verdient bedeutend mehr)"
Wolken_schaf (in der Community)
Ich freue mich für die Autorin, die es sich leisten kann, nicht zu arbeiten. Ganz viele Mütter steigen im Beruf ein, weil die Familie ein zweites Einkommen braucht und nicht, weil sie Lust haben, ihr "superkleines Kind im Morgengrauen in die Kita bringen, weiterrasen zur U-Bahn, zur Arbeit, dann ein müdes Mädchen abholen, mit ihm einkaufen gehen, Wäsche waschen..." und nicht weil sie emanzipiert sind oder es sein wollen. Anscheinend lebt die Autorin noch in den 70ern, als sich alle so ein Modell noch leisten konnten.
Julia (in den Artikelkommentaren)
"Zuhause bleiben würde ich erst mit drei Kindern. Jede Frau, die mit nur einem oder zwei Kinder zuhause bleibt, hat einfach keinen Bock zu arbeiten. Das sind Tussis, die sich gerne vom Mann abhängig machen. kann ich nicht nachvollziehen!"
Julia (in den Artikelkommentaren)
"DANKE. Der Artikel spricht mir voll aus der Seele. Was ist so falsch oder gar altmodisch daran sich um seine Kinder "ungestresst" kümmern zu wollen? Heißt Emanzipation wirklich möglichst viel zu arbeiten, die Kinder großzuziehen und den gesamten Haushalt zu schmeißen? Ich habe beide Seiten kennengeIernt: Die erfolgreiche Karrierefrau in Teilzeit mit einem Kind und die Fulltime Hausfrau mit zwei Kindern. Beides ist anstrengend auf seine Art und Weise. Aber den Kindern, der Beziehung/Ehe und auch mir geht es in der entschleunigten Variante deutlich besser. Natürlich haben wir das Glück uns diese Entschleunigung auch leisten zu können - was heutzutage alles andere als selbstverständlich ist. Mir tat es gut zu lesen, daß auch andere so denken zwischen all den Artikeln über Selbstverwirklichung/-behauptung der Frauen. Ich sehe mich nicht als altmodisch/konservativ, das Heimchen am Herd - sondern als moderne Frau, die durchaus mitten im Leben steht."
Alexandra (in den Artikelkommentaren)
"Im Einzelfall geht vieles, man kann auch mit 7 Kindern Ministerin sein."
schnellschnell (in der Community)
"Die ärgert mich eh am meisten. Nicht weil sie sieben Kinder hat, aber weil sie so tut, dass aaallles machbar ist und sich einen abstrahlt dabei. Erzähl mir doch keiner, dass die ihre Baggage ins Bett gebracht hat oder deren Freundeskreis kennt. Sie verwirklicht sich zu 100% und die Mutterrolle ist auf wenige Stunden im Monat eingegrenzt."
auchda (in der Community)
"Warum nicht einfach mal Toleranz walten lassen, warum nehmen sich so viele Leute heraus, beurteilen und verurteilen zu können, wie andere leben? Die Lebensmodelle sollen doch unterschiedlich sein, wie langweilig wäre es ohne. Den 50er sind wir doch entkommen, oder? Sollte frau meinen, zu Hause bleiben zu wollen ist das doch fein, gleiches gilt für die arbeitende Mama. So what? Jede Mutter macht sich viele Gedanken, wie es ihren Kindern am besten geht, niemand "gibt leichtfertig Kinder ab" oder ist "faul zu Hause". Es lebe die Unterschiedlichkeit!!!"
sonnenblume (in den Artikelkommentaren)
"Es ist oft schlichtweg eine Frage der Finanzen: verdient die Frau mehr, kann Mann es sich leisten länger zu Hause zu bleiben oder kürzer zu treten, verdient der Mann mehr, ist es andersrum."
premium (in der Community)
"Dieser Artikel ist überfällig gewesen! Ich freue mich, dass jemand für die Kinder u Mütter schreibt. Ich konnte mir größtenteils den "Luxus" leisten meine zwei Kinder selber zu begleiten. Ein Wort zu dem Thema Luxus: Für mich persönlich gibt es nichts wertvolleres, als einem anderen Menschen meine Zeit zu schenken und weniger Prestigeartikel wie Handys, Zeug, Reisen; erst recht meinen Kindern. Kinder lassen sich weg organisieren. Nur nehmen dann wildfremde Menschen das Leben meiner Kinder wahr. Erleben alles mit ihnen statt meiner. ür mich stellt sich die Frage: was bleibt da von einer Beziehung übrig? Und wer vermittelt meinen Kindern welche Werte? Das Thema: Das hat mir nicht geschadet finde ich schwierig. Zum einen ist es eher heikel die eigenen Unempfindlichkeiten auf andere,in diesem Fall auf mein Kind zu übertragen. Zum anderen hatte es einen guten Grund, weshalb in früheren Zeiten es in manchen Landesteilen favorisiert wurde, die Babys möglichst früh fremdbestimmt aufwachsen zu lassen."
Kjersti (in den Artikelkommentaren)
"Abschieben tut man Menschen, mit denen man nicht gerne zusammen ist, egal ob ins Heim, in die Krippe oder ins Herkunftsland. Das passt schon, wenn man schon Kleinstkinder freiwillig ganztägig fremdbetreuen lässt. Spricht nicht dafür, dass man die gern um sich hat."
schnellschnell (in der Community)
"Das ist der größte Käse, den ich in letzter Zeit zu diesem Thema gelesen habe. Hoch ausgebildet und zuhause - ja, das ist die Erfüllung, die wir uns wünschen! Ich habe in meinem Freundeskreis viele Mütter, deren Arbeitgeber Teilzeitarbeit ermöglichen und nicht auf die Minute schauen. Ebenso bei mir. Und es klappt wunderbar - wir sind alle ausgeglichener, freuen uns aufeinander und niemand leidet. Und wenn die Kinder mal morgens um 8 in die Kita müssen, weil mein Mann und ich wichtige berufliche Termine haben, hat es ihnen auch noch nicht geschadet. Solche Artikel helfen uns berufstätigen Müttern nicht!"
Kristin (in den Artikelkommentaren)
"als erfahrene Mutter/Oma "muss" ich auch mal meinen Senf dazugeben. Ich kenne viele Modelle aus meinem eigenen Leben: zwei Kinder sind mit 3 in der Kindergarten gekommen, 1 Kind bereits mit 6 Monaten in eine private Krippe/Kita und ich habe wieder halbtags gearbeitet. Ich habe als Mutter von 40 bis 10 Stunden verschiedene Arbeitszeiten gehabt. Alles geht, ist aus meiner Sicht für Kinder und Eltern völlig in Ordnung - gute Organisation und Belastbarkeit vorausgesetzt.
Es war auch schön, für eine begrenzte Zeit den Luxus (so habe ich das wirklich empfunden) zu haben, viel Zeit für die Kinder und natürlich auch für eigene Interessen zu haben. Was ich mir wünsche ist mehr Toleranz für verschiedene Lebensmodelle, ich habe Anfeindungen (dann muss man sich ja keine Kinder "anschaffen", wenn man sie den ganzen Tag "fremd"betreuen lässt) leider häufig von Hausfrauen/Müttern und auch Erzieherinnen aushalten müssen. Dabei verbringen berufstätige Mütter fast genauso viel Zeit intensiv mit den Kindern wie nichtberufstätige Mütter. Sie haben definitv kaum Zeit für sich selbst und vielleicht auch nicht immer geputzte Fenster"
eisenmangel (in der Community)
"Wie komfortabel, sich diese Frage stellen zu können. Alleinerziehende haben nie die Wahl... Entweder zu Hause nahe der Armutsgrenze oder im Job und nur im Stress."
Christian (in den Artikelkommentaren)
BRIGITTE Community: Diskutieren Sie mit!
Und wie stehen Sie zu der "Heim oder Karriere"-Frage? Sind Sie zufrieden damit, sich erst einmal voll für Ihre Kinder da zu sein? Ist es für Sie indiskutabel, eine berufliche Auszeit für die Kinder zu nehmen?