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Coaching: Training fürs Job-Leben

Probleme am Arbeitsplatz? Angst vor der eigenen Courage? Job in Gefahr? Höchste Zeit für ein gutes Coaching!

Das Leben spielt Sudoku mit uns: Eben hat noch alles gepasst, kaum sind wir zwei Schritte weiter, haut schon wieder alles nicht mehr hin. Kein Wunder, dass sich das japanische Zahlenrätsel zum Volkssport entwickelt. Standort, Weg und Ziel immer wieder neu bestimmen - das gehört zu unserem Alltag. Auch und gerade beruflich. Die Fragen häufen sich, und Antworten sind nicht leicht zu finden. Und nicht immer schaffen wir die Neupositionierung im Job allein. Weil wir es nicht gelernt haben. Und weil wir zwischen Meetings, Mailbox und Mathe-Aufgaben der Kinder kaum Gelegenheit haben, uns ernsthaft Gedanken zu machen: Soll das eigentlich immer so weitergehen? Und wenn nicht, was dann?

Was tun, wenn das Unbehagen im Job überhand nimmt? Mit professioneller Hilfe lässt sich oft ein Weg aus der Krise finden. Sich Zeit und Raum nehmen, um einen Schritt zurückzutreten und die Situation mit Abstand zu betrachten - genau dabei hilft ein Coach, und zwar nicht nur Führungskräften. Er steht am virtuellen Spielfeldrand unseres ganz realen Lebens, achtet im Match auf jedes Detail, strukturiert die nächsten Spielzüge. Ein Coach ist Partner oder Partnerin, nicht Schiedsrichter und nicht Retter. Die Verantwortung für alles, was geschehen wird, liegt bei uns.

Wobei das "Wir" durchaus wörtlich zu nehmen ist. Denn Coaching ist längst keine geheime Chefsache mehr. Ob Teamleiterin, Sachbearbeiterin oder Existenzgründerin - Coaching macht Sinn für alle, die im Beruf an einem Wendepunkt stehen und neue Prioritäten setzen müssen, die unzufrieden sind, weil sie nicht vorankommen, oder bei denen die Work-Life-Balance aus dem Gleichgewicht geraten ist. Ob Karriere-, Bewerbungs-, Medien- oder Existenzgründungs-Coaching, wir haben die Wahl.

So unterschiedlich ein Coaching-Prozess dann auch verlaufen mag, eines steht fest: Die Bestimmung des Ziels ist zunächst das Wichtigste. "Ich vergleiche es gern mit einer Taxifahrt", sagt Life-Coach Claudia Leske. "Am Anfang steht die Frage: Wo wollen Sie hin?" Erst wenn das geklärt ist, können sich Coach und Coachee, wie die Klienten fast zärtlich genannt werden, auf den Weg konzentrieren.

Der Wunsch von Verena, bislang engagierte Vertreterin im Außendienst, war klar: Nach ihrer Heirat wollte sie nicht mehr so oft unterwegs sein. Auch der Weg zu diesem Ziel schien zunächst unproblematisch: Sie wechselte in den Innendienst und war jetzt für die eingehenden Bestellungen zuständig. Von montags bis freitags. Von neun bis fünf. Feste Arbeitszeiten, ganz wie sie es sich gewünscht hatte. Aber genau damit konnte Verena sich nur schwer abfinden. Keine Reisen, keine eigene Zeitplanung, keine längeren Kundengespräche mehr. Das alles vermisste sie. Dazu die Kollegen in der Auslieferung, die ihrer Meinung nach aufreizend langsam reagierten, wenn sie Bestellungen per E-Mail mit "höchster Priorität" weiterleitete. Immer öfter gab es Zoff. Zu Hause ging der Ärger weiter, weil Verena sich nun auch noch von ihrem Mann anhören musste, dass sie ihm mit ihrem Gejammere den Feierabend vermieste. War denn die ganz Welt plötzlich gegen sie?

Es ist leicht, die Schuld bei den anderen zu suchen. Nur: Damit kommt man nicht weiter. "Wenn wir unser Leben aktiv gestalten wollen, müssen wir die Verantwortung für unsere Entscheidungen übernehmen", sagt Claudia Leske. "Nur dann wird es gelingen, sich zu motivieren und handlungsfähig zu werden." Wenn Verena bei ihrer Entscheidung bleibt und wirklich nicht in den Außendienst ihrer Firma zurück will, sollte sie ihrem früheren Job nicht länger hinterhertrauern. Eine Möglichkeit wäre, zu lernen, auf dem Weg nach Hause den Schalter konsequent umzulegen, um innerlich frei zu sein für das Privatleben.

Was ein Coaching allerdings nicht kann: Dinge passend machen, die nicht passen. Fehlbesetzungen und falsche Entscheidungen bleiben, was sie sind: "Man hat einen Liegestuhl an Deck eines Schiffes ergattert, das in die falsche Richtung fährt", sagt Claudia Leske. Weil eine leidenschaftliche Verkäuferin nicht von heute auf morgen zur akribischen Verwalterin mutiert. Doch gerade dies kann ja eine wertvolle Erkenntnis sein: Nicht ich bin falsch, sondern der Platz, an dem ich mich befinde. Noch wertvoller: ins Coaching zu gehen, bevor eine solche Veränderung ansteht, zu prüfen, ob der neue Platz richtig ist. Und dann gewappnet sein, dass sich Beziehungen mit der neuen Rolle verändern. "Darauf kann man sich vorbereiten", sagt Doris Hartmann, Coach für berufliche Orientierung und Positionierung. Denn der mögliche Wechsel in eine höhere Position gehört zweifellos zu den schwierigsten Entscheidungen, die wir im Berufsleben treffen müssen. Das hat auch Anna-Lena gemerkt.

Bisher hat sie noch nie lange gezögert, wusste immer schneller als andere, was zu tun war, und selbst in ihrem Privatleben lief alles perfekt. Abitur, Politologie-Studium mit Prädikatsexamen, Praktika bei Zeitungen und Verlagen, Sachbuchlektorin, hinreißender Mann, süße Tochter - Anna- Lena, die sprichwörtliche Power-Frau. Und jetzt der Anruf vom Verlagsleiter, der sich gerade von seinem Cheflektor getrennt hatte. Ein Job, der ihr gefallen könnte. Aber kann das wirklich gut gehen, wenn sie in ihrem Team plötzlich die Führungsrolle übernimmt? Verrückt, solche Skrupel, sagt sie sich. Und ist sich doch am nächsten Tag schon wieder unsicher.

"Verrückt" findet Doris Hartmann solche Überlegungen gar nicht. Im Gegenteil: "Bloß kein vorschneller Aktionismus in Wendezeiten. Den Ball erst mal rollen lassen, die berufliche Situation mit Abstand betrachten." Denn mit der Entscheidung, weiter als Spezialistin zu arbeiten oder in eine Führungsposition zu wechseln, ist ein wichtiger Satz im Job-Match erreicht. Und kein guter Coach wird Frauen wie Anna-Lena jetzt ungefragt nach vorn ans Netz schicken, sondern darauf setzen, dass sie ihr Ziel aus eigener Kraft erreicht. Im Coaching konzentriert er sich darauf, individuelle Stärken herauszuarbeiten und das weitere Vorgehen zu strukturieren.

"Neue Aufgaben mit viel Power anzugehen kann sehr hilfreich sein", sagt Doris Hartmann, gibt aber auch zu bedenken: "Ein superschnelles Energiebündel wie Anna- Lena wird die Kollegen leicht überrollen. Während die noch dabei sind, ein Problem zu analysieren, hat sie es schon gelöst und nimmt die anderen nicht mit. Ihre größte Stärke ist damit zugleich ihre größte Schwäche." Gibt es eine mögliche Lösung, um andere nicht ständig zu bevormunden? "Was ich selbst nicht so gut kann, kauf ich mir ein, ganz einfach. Anna-Lena könnte sich zum Beispiel einen Kollegen an die Seite holen, der eher auf Harmonie bedacht ist, alle im Blick hat und dafür sorgt, dass im Team alle Kollegen motiviert bleiben - trotz einer Power-Chefin."

Von Zielfindung und Lösungsansätzen beim Coaching profitieren also auch Kollegen der Coachees, weil die Stimmung im Team besser wird, wenn Verständigungsprobleme aus dem Weg geräumt sind. Eins muss allerdings auch klar sein: Nicht immer ist Coaching drin, wo Coaching draufsteht. In einer aktuellen Studie wird es als "Container-Begriff" bezeichnet - ein Behältnis also, in das fast alles hineinpasst und dessen Inhalt von außen nicht zu erkennen ist. Manches sei kaum mehr als alter Wein in neuen Schläuchen, meint Management-Coach Doris Hartmann. "Mittlerweile reicht das Spektrum nämlich von der Qualifizierung bis zur Therapie."

Während bei einem Therapeuten oft die Ursachen eines Problems im Mittelpunkt stehen, konzentriert sich ein Coach vom ersten Moment an auf die Lösung. Mit einem genialen Effekt: Es motiviert ungemein, wenn das Ziel in Sichtweite kommt, setzt Energien frei, von denen wir bis dahin nicht einmal wussten. Zum Beispiel bei der Existenzgründerin, die schon kurz davor war, ihren neuen Büroservice wieder dichtzumachen. Weil sie einfach nicht genug Kunden fand. Ein Coaching sollte ihr letzter Versuch sein, noch einmal am Marketing-Konzept zu feilen. Bis sich dabei herausstellte, dass sie nicht ihr Service-Angebot, sondern ihre Kompetenz schlecht verkaufte. Weil sie sich selbst zu wenig zutraute, konnte sie auch die Kunden nicht von sich überzeugen.

Selbst die beste Lösung eines Coachings lässt sich aber nicht eins zu eins wie aus einem Lehrbuch kopieren. Weil jeder Fall so verschieden ist wie die Menschen, die daran beteiligt sind. Weil jedes Coaching als Prozess verläuft, in dem wir persönliche Prioritäten erkennen und als Handlungsmaxime akzeptieren müssen. Und weil strategisch kluge Kompromisse immer wieder individuell verhandelt werden müssen. Deshalb macht Doris Hartmann ihren Coachees klar: "Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß. Es gibt auch Pepita." Fest steht nur dies: Kein Coach kann alles. Ein guter Coach weiß das. Und weist auch darauf hin. Seinen Schwerpunkt hat er in Bereichen, die er durch seine Klienten bereits gut kennt. Oder durch eigene berufliche Erfahrungen, die jeder Coach braucht, um den Klienten auf Augenhöhe begegnen zu können. Dann zeigt das Verfahren seine Stärke bei dem, was uns allen besonders schwer fällt: systematisch zu denken, unsere Potenziale einzuschätzen und Ideen zu entwickeln.

Das hat Nicole jetzt auch bitter nötig. Seit einiger Zeit fühlt sich die Bankkauffrau im Job wie auf dem Abstellgleis. Über ihren Wunsch, in der Bank zur Privatkunden-Betreuung zu wechseln, ist immer noch nicht entschieden worden. Wenn sie mit ihrer Chefin darüber reden will, lässt die sich verleugnen. Bei der letzten Abteilungskonferenz wurden ihre Wortmeldungen einfach übersehen. Für Personal-Coach Maren Lehky alles Signale, dass man in der Bank mit Nicole nicht zufrieden ist. Gemeinsam mit ihr will sie überlegen, seit wann sich das Klima verschlechtert hat. Und warum. Liegt es an ihrer Arbeit? Oder an ihrer Person? Daran wird sich dann eine mögliche Lösung des Problems orientieren. Ohne Einsatz gleich alles aufzugeben, davon hält Maren Lehky nichts. Vielleicht wissen Nicoles Vorgesetzte ja gar nicht, wie viel Know-how sie mitbringt. "Frauen spielen ihre Qualifikation viel zu oft herunter", sagt Maren Lehky.

Deshalb sollte Nicole das zunächst bei ihrem Arbeitgeber gezielt ansprechen. Vielleicht ist sie mit dem, was sie kann, in einer anderen Filiale der Bank besser aufgehoben? Falls es hart auf hart kommt, kann sie immer noch über eine Abfindung verhandeln. Und vielleicht über eine Outplacement-Beratung - auch eine Form des Coachings, die gezielt darauf hinwirkt, den Klienten einen neuen und aussichtsreicheren Job zu verschaffen.

Sich einem Coach anzuvertrauen, wenn man selber nicht mehr weiterweiß, ist für viele eine Reise ins Ungewisse. Im besten Fall wird ein guter Coach empfohlen, so wie eine gute Ärztin oder ein erfahrener Anwalt. Anders als bei Knochenbrüchen oder Mietstreitigkeiten entscheidet beim Coaching jedoch das höchstpersönliche Bauchgefühl darüber, ob beide Seiten miteinander klarund weiterkommen werden. Schon das erste Gespräch sollte deutlich machen, wie der Coach vorgehen würde, welche Methoden er beherrscht, nutzt oder ablehnt, auf welche Weise er uns zum Nachdenken bringen will. Danach müssen wir uns entscheiden, ob uns diese Art persönlich wirklich liegt.

Das Stundenhonorar beim Coaching liegt ungefähr zwischen dem einer Steuerberaterin und dem eines leicht in die Jahre gekommenen Popstars. Wobei die Höhe des Honorars nicht zwingend etwas über die Qualität des Coachings aussagt. Wer Klarheit gefunden hat, findet auch seinen Weg. Wie lange das alles dauert? Kommt drauf an. Manche Coachees benötigen eine völlig neue Strategie und möchten jeden Schritt genau planen. Manchmal jedoch genügt es schon, negative Glaubenssätze ins Positive zu verkehren. Doris Hartmann beispielsweise vertraut bei ihren Coachings auf die Werte, die wir verinnerlicht haben. Sicherheit oder Unabhängigkeit? Gerechtigkeit oder Freiheit? Der Wert, der uns am wichtigsten ist, gibt unserem Lebenskonzept die Richtung vor. Wenn wir ihn aus der Vielzahl aller menschenmöglichen Werte herausgefiltert haben, zeigt er uns die richtige Richtung.

"Wer Klarheit gefunden hat", sagt Doris Hartmann, "findet auch seinen Weg." Nach fünf Coaching-Sitzungen sollte sich spätestens etwas bewegen, zum Besseren und ganz konkret. Manchmal geht das sogar noch sehr viel schneller. Claudia Leske erinnert sich an eine Klientin, deren Arbeitgeber fünf Stunden bewilligt hatte. Und die zum zweiten Termin nur noch erschien, um zu berichten, wie toll jetzt alles läuft.

Hier kann ein Coach helfen

  • Wie komme ich beruflich voran?
  • Welcher Job ist richtig für mich?
  • Warum traue ich mir nicht mehr zu?
  • Was kann ich und was nicht?
  • Was muss ich überhaupt alles schaffen?
  • Wage ich den Sprung in die Selbständigkeit?
  • Was ist gut für mich?
  • Weniger arbeiten - in Teilzeit?
  • Was sollte ich besser lassen?
  • Habe ich genug Erfahrung und Kompetenz?
  • Was machen die anderen anders?
  • Was wird aus mir?

Coaching auf einen Blick

Wann Coaching sinnvoll ist: bei Veränderungen im Unternehmen, Problemen in der Kommunikation oder Fragen der persönlichen beruflichen Entwicklung.

Wie es abläuft: meist als Einzelsitzung, manchmal auch in Teams oder Gruppen. Den Ort wählen die Klienten - das eigene Büro, die Praxis vom Coach, einen neutralen Raum, einen Spaziergang . . .

Was im (oft kostenlosen) Erstgespräch geklärt wird: Qualifikation und Vorgehensweise des Coaches, Dauer und die Höhe des Honorars.

Wie viel es kostet: ein Einzel-Coaching normalerweise 80 bis 120 Euro pro Stunde; nach oben offen. Bei absehbar längeren Prozessen oft Pauschalen.

Wer das bezahlt: Je nach Anlass übernehmen eventuell auch Arbeitgeber die Kosten. Grundsätzlich sind diese Ausgaben steuerlich absetzbar.

Was ein Coach mitbringen muss: Lebenserfahrung, Beratungskompetenz und Intuition, allgemeine Berufs- und Coaching- Erfahrung. Viele sind von Beruf Pädagogen oder Psychologen. Zur Verschwiegenheit ist ein Coach zwar nur durch ungeschriebene Gesetze verpflichtet. Aber auch durch das Risiko, dass es sich sofort herumspricht, wenn er sich nicht daran hält. Die Bezeichnung "Coach" ist nicht geschützt, eine Ausbildung nicht vorgeschrieben.

Wie sich ein Coach finden lässt: am besten durch persönliche Empfehlungen, aber auch in Beratungsstellen, über Berufsverbände oder - für Arbeitssuchende - bei der Agentur für Arbeit. Oder: Recherche im Internet, z. B.

www.coachingreport.de

BRIGITTE Heft 22/06 Text: Stefanie Winter

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