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Berufe im Bereich Wellness: Jobs zu vergeben!

Weil die einen zu viel ackern, haben andere gut zu tun. Die Wohlfühl-Branche boomt und bietet viele neue Jobs. Worauf Ein- und Umsteigerinnen achten sollten.

Weil die einen zu viel ackern, haben andere gut zu tun. Die Wohlfühl-Branche boomt und bietet viele neue Jobs. Worauf Ein- und Umsteigerinnen achten sollten.

Manchmal geht's nur mit viel psychologischem Geschick - zum Beispiel im Luxushotel, wo sich müde Manager zum Nacktbaden in eiskalten Kneippkübeln aufraffen sollen. Dann wieder ist Fingerspitzengefühl gefragt, weil sich gestresste Mütter in Ziegenbutter-Cremepackungen wickeln lassen wollen. Mittlerweile gibt's reichlich klassische und exotische Wellness- Angebote. Entsprechend spannend und vielfältig sind die Jobs auf diesem Markt. Ob Wellness-Coach oder Anti-Aging-Beraterin, Fitnessfachwirtin oder Personal Trainer - viele dieser Tätigkeiten eignen sich nicht nur für Einsteigerinnen, sondern vor allem auch für Umsteigerinnen.

Die Nachfrage nach Wohlfühl- und Entspannungsprogrammen ist groß. Denn: Anforderungen und Stress im Job steigen, Leistungsfähigkeit steht hoch im Kurs. Also setzen immer mehr Menschen auf Prävention - was teilweise auch von den Krankenkassen unterstützt wird - und tun alles, um gesund zu bleiben, Spaß am Leben zu behalten und möglichst später mal so auszusehen wie Sophia Loren mit über 70.

Experten sagen der Branche ein überdurchschnittliches Wachstum voraus. Bis zu 700 000 gut ausgebildete Leute, so ihre Schätzung, werden in den nächsten Jahren gebraucht. Für Wellness-Hotels, Kreuzfahrtschiffe, Kur- und Reha-Kliniken, Day Spas, Fitnesscenter und Privatpraxen.

Entsprechend vielfältig sind die Beschäftigungsmöglichkeiten, die gerade Frauen gute Chancen bieten. Denn sie bringen oft die beruflichen Voraussetzungen mit, um sich per Weiterbildung für die neuen Wellness- Jobs zu qualifizieren. Häufig verlangen Arbeitgeber nämlich eine Erstausbildung aus den Bereichen Medizin, Sport, Ernährung, Kosmetik oder Psychologie.

Qualitativ hochwertig sollten Aus- und Fortbildung auf jeden Fall sein. Sonst wird aus der Karriere nichts. Zum einen werden die wellnesshungrigen Kunden immer an- spruchsvoller, wollen Körper und Seele verständlicherweise nur vor echten Profis ausbreiten. Und zum anderen gibt es Bereiche, in denen das Gesetz eine genau definierte Qualifikation vorschreibt. Die Wellnesstrainerin beispielsweise, die bei Rückenproblemen massiert, muss staatlich geprüfte Physiotherapeutin sein. Sonst macht sie sich unter Umständen strafbar. Eine Anti- Aging-Beraterin darf keine Falten unterspritzen - es sei denn, sie ist auch Ärztin. Natürlich muss man hier differenzieren: Wenn Ihr Fitnesscenter Sie fragt, ob Sie einen Striptease-Kurs für junge Ehepaare leiten wollen, während Sie sonst hauptberuflich an der Staatsoper tanzen, legen Sie los! Wenn Sie aber als Bankkauffrau nach einer Babypause komplett umsatteln und künftig fulltime in einem Wellnessberuf arbeiten möchten, liegen die Dinge anders. Erkundigen Sie sich deshalb vorab genau, welche Qualifikation für Ihren Wellness- Traumberuf erforderlich ist.

Aussichtsreiche Wellness-Jobs

Fitnessfachwirtin Rechnen und Organisieren ist Pflicht, die eigene Beweglichkeit mehr Kür. Denn die Fitnessfachwirtin muss sich als Leiterin von Sportbetrieben vorrangig um Kaufmännisches kümmern. Voraussetzung für eine Weiterbildung: abgeschlossene Berufsausbildung (am besten als Fitnesskauffrau) und ein- oder mehrjährige Berufserfahrung. Dauer: ein bis zwei Jahre. Kosten: 2900 bis 6000 Euro.

Wellnessberaterin Rückentraining und Fitness-Check-up, Entspannungsmassage und Ernährungs- Coaching - alles Angebote aus großen Fitnessclubs oder Hotels. Daraus stellt die Wellnessberaterin ein individuelles Wohlfühlprogramm zusammen. Dauer der Weiterbildung: rund 90 Unterrichtsstunden. Kosten: 800 bis 1300 Euro.

Wellnesstrainerin Sie weiß nicht nur, was es ist, sondern auch, wie es geht. Die Wellnesstrainerin legt selbst Hand an bei Schlammpackungen oder Rückengymnastik. Deshalb sollte sie aus einem Gesundheitsberuf kommen. Dauer der Weiterbildung: vom Sechs-Tage- Kurs bis zur zweijährigen Vollzeitausbildung. Kosten: 800 bis 16 000 Euro.

Anti-Aging-Beraterin Von Ernährung, Sport, Entspannung über Hormonbehandlung bis hin zur Schönheits- OP: kann alles gut fürs Anti-Aging sein. Eine kompetente Beraterin stellt genau abgestimmte Programme zusammen, darf ohne Approbation oder Heilkundeprüfung aber nur eingeschränkt arbeiten. Weiterbildung: nicht-medizinische Lehrgänge und fachbezogene Kurse für Ärztinnen und Heilpraktikerinnen. Qualität, Dauer und Kosten variieren stark

Ayurveda-Therapeutin Stirnöl-Guss und Synchron-Massage stehen ganz oben auf der Hitliste. Aber eine gute Ayurveda-Therapeutin kennt deutlich mehr Anwendungen aus der fernöstlichen Lehre und setzt sie sehr individuell ein. Während in Indien Ayurveda nur von Ärzten praktiziert wird, gibt es in Deutschland auch Weiterbildungsangebote für Nicht-Medizinerinnen. Dauer: von vier Wochenenden bis zu einem Jahr. Kosten: 800 bis 6000 Euro.

Pilates-Trainerin Hier Beckenboden, dort Körpermitte - die Pilates-Trainerin ist eine Pfadfinderin. Sie entdeckt mit ihren Schülerinnen verborgene Muskelpartien und verhilft mit sanften Übungen zur perfekten Körperhaltung und tollen Figur. Wer sich das schon als Pilates-Schülerin erarbeitet hat, kann sich als Trainerin ausbilden lassen. Dauer: 100 bis 600 Unterrichtseinheiten, je nach Vorkenntnissen und fachlichem Schwerpunkt. Kosten: 1500 bis 7000 Euro.

Yoga-Lehrerin Atmen und Meditieren, die Haltung des Berges, des Hundes und der Kobra einnehmen - und dabei zu sich selber finden. Die Yoga- Lehrerin trainiert komplizierte Übungen und vermittelt gleichzeitig den Geist dieser jahrtausendealten indischen Philosophie. Yoga ist Entwicklung und Erkenntnis. Beides gibt es nicht auf die Schnelle. Voraussetzung für die Lehrerausbildung deshalb: drei Jahre eigene Übungspraxis und sehr gute Beweglichkeit. Dauer: drei bis vier Jahre. Kosten: 3400 Euro bis 12 000 Euro. Achtung: Verlassen Sie sich nicht zu früh darauf, von dem Job als Yoga-Lehrerin leben zu können! Ein zweites Standbein wäre gut, denn die Weiterbildung ist gerade sehr angesagt, und das könnte Ihre Verdienstchancen schmälern. Wenn Sie als selbständige Yoga-Lehrerin arbeiten, sollten Sie außerdem nicht von vornherein darauf setzen, dass Ihre Kurse von der Krankenkasse gefördert werden. Das klappt nur, wenn Sie neben der Yoga-Qualifikation auch eine staatlich anerkannte Ausbildung in einem Gesundheits- oder Sozialberuf (z. B. als Ergotherapeutin oder Erzieherin) mitbringen.

Ernährungsberaterin Besser Joghurtdressing als Salatmayonnaise, lieber Pellkartoffeln als Pommes. Und bei Diabetes die Kohlenhydrate zählen! Die Ernährungsberaterin erklärt, was eine gesunde Ernährung ausmacht, und gibt Informationen zu Standarddiäten. Die Therapiepläne dafür darf sie allerdings nicht selbst erstellen; die müssen von Ärztinnen und Ärzten vorgegeben werden. Dauer der Weiterbildung: 30 bis 220 Unterrichtsstunden. Kosten: 500 bis 2300 Euro.

Personal Trainer Madonna hat einen im Dauer-Einsatz. Der eine oder andere Firmenchef auch. Aber man kann Personal Trainer auch stundenweise buchen - oder man trifft sie bei gesundheitlichen Problemen in Kur- oder Spezialkliniken. Sie stellen maßgeschneiderte Sportund Ernährungspläne zusammen und laufen auch mit, wenn Jogging auf dem Programm steht. Die besten Voraussetzungen bringen Fitnesstrainerinnen, Physiotherapeutinnen und Diplom-Sportlehrerinnen mit. Dauer der Weiterbildung: ein Tag bis zwei Wochen. Kosten: 150 bis 2000 Euro.

Wellness-Ärztin Normalerweise steht Wellness für Wohlbefinden und Genuss - mit dem Ziel, gesund zu bleiben. Medical Wellness dagegen betont den medizinisch-therapeutischen Nutzen und zielt auf eine Veränderung der Lebensführung ab, besonders bei chronischen Krankheiten. Im Bereich Medical Wellness arbeiten klassisch ausgebildete Ärztinnen oder Sportmedizinerinnen, die sich auf alternative Heilmethoden wie Akupunktur, Ayurveda, Traditionelle Chinesische Medizin, Kneipp-Anwendungen oder Anti-Aging-Hormonbehandlungen spezialisiert haben. Dauer der Weiterbildung auf einzelnen Spezialgebieten: von einem Wochenende bis zu mehreren Jahren, je nach Qualiät und Vorbildung. Die Kosten variieren dementsprechend stark.

Erfolg mit bester Qualifikation

BRIGITTE fragte Julia Scharnhorst, Fachbereichsleiterin Lernen & Bildung beim Deutschen Wellness Verband:

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BRIGITTE: Wie findet man unter den vielen Ausbildungsangeboten das richtige heraus?

Julia Scharnhorst: Je mehr das spätere Berufsleben auf der Weiterbildung basieren soll, um so mehr Zeit und Geld muss man investieren. Und um so wichtiger ist die Qualität der Ausbildung. Anhaltspunkte für einen guten Kursus sind: Erstens die Qualifikation der Dozenten - sie sollten über langjährige Berufserfahrung verfügen. Zweitens ein schriftlicher Lehrplan, der theoretisches und praktisches Wissen vermittelt, und drittens eine Abschlussprüfung. Vorsicht bei Angeboten, die nur zwei, drei Tage dauern. Für ausgewiesene Fachkräfte kann das genügen, wenn sie nur noch ein Spezialgebiet draufsatteln wollen. Wer sich richtig einarbeiten muss, sollte sich vor einer "Ausbildung light" hüten.

BRIGITTE: Was kann man verdienen?

Julia Scharnhorst: Die Spannen sind riesig. Nur ein Beispiel: Als Personal Trainer können Sie von 20 bis 250 Euro die Stunde verdienen, je nachdem, wer Sie engagiert hat. Wenn Sie mit einem Filmstar um die Alster joggen, gibt es möglicherweise noch mehr. Das hängt immer vom Arbeitgeber ab, von der Region und von der eigenen Qualifikation.

BRIGITTE: Muss man für Jobs im Wellnessbereich jung und schlank sein?

Julia Scharnhorst: Was man den Leuten erklärt, sollte man auch selbst verkörpern. Ein Wellnesstrainer, der raucht, ist unglaubwürdig. Was das Alter angeht: Bei Beratung ist Lebenserfahrung gefragt. Bei Bewegung ist die Klientel entscheidend. Ob eine 55-Jährige Teenies in Aerobic trainieren möchte, weiß ich nicht. Aber für Bewegungsmuffel mittleren Alters wäre sie ein gutes Vorbild. Solange man fit ist, Spaß am Leben hat, kann man das in einem Wellnessberuf weitergeben. Eine Altersgrenze sehe ich daher nicht.

Text und Interview: Ina Kirsch Foto: Clipart.com BRIGITTE Heft 10/2007

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