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Bankenkrise - das rät die Expertin

In Gold investieren? Auf eine Immobilie verzichten? Fondsanteile verkaufen? Finanzexpertin Helma Sick hat eine Woche lang BRIGITTE.de-Leserinnen im Forum zum Thema Bankenkrise beraten. Die besten Tipps der Fachfrau auf einen Blick.

1. Wie sicher ist Geld bei einer deutschen Bank?

Frage: Mein Mann hat diese Woche bei einer großen deutschen Bank Geld angelegt mit Festzinssparen für ein Jahr. Nun hat er Angst, dass er sein Geld aufgrund dieser Finanzkrise nicht mehr bekommen würde, wenn diese Bank z. B. massive Probleme bekommt. Ich habe aber gesehen, dass diese Bank beim Einlagensicherungsfond beteiligt ist. Kann er in Ruhe diesen Vertrag jetzt laufen lassen?

Helma Sick: In Deutschland ist der Schutz der Anleger sehr groß. Sparanlagen, also Sparbuch, Tagesgeld, Festgeld, Festzinssparen u.ä. sind bis in Millionenhöhe geschützt. Nicht abgesichert sind Inhaberschuldverschreibungen und Zertifikate der Bank. Ihr Mann - und Sie - können also mit Sicherheit ruhig schlafen.

2. Immobilien kaufen - lohnt sich das noch?

Frage: Im Rahmen der Bankenkrise wird auch immer auf den weiteren Zusammenbruch des Immobilienmarktes verwiesen. Gerade die Immobilie wurde aber doch vor einigen Jahren als sichere Altersvorsorge propagiert. Jetzt wurde mir von verschiedenen Anlageberatern davon abgeraten, eine Immobilie zu kaufen. Worin sehen Sie - auch und besonders bei allein stehenden Mittelverdienern - die Altersvorsorge der Wahl?

Helma Sick: Hier gilt es zu differenzieren und nicht pauschal Immobilien abzuwerten. Die Aussagen der Anlageberater kann ich nicht nachvollziehen.

Der Immobilienmarkt bei uns ist nicht zusammengebrochen. Aber - auch der Immobilienmarkt unterliegt Schwankungen. Es gibt Zeiten, in denen Immobilien knapp und deshalb teuer sind. Oder es gibt viele davon und wenig nachfrage, dann sinken die Preise.

Vor allem aber: Immobilien sind sehr langfristige Anlagen. Bei werthaltigen Immobilien in guten Lagen war nach zehn Jahren und mehr in der Regel ein guter Gewinn zu verzeichnen.

Immobilien in sehr jungen Jahren halte ich für verfehlt. Junge Leute sollten mobil bleiben und sich nicht mit einer starren Anlage und Schulden belasten.

Generell halte ich eine selbstgenutzte Immobilie, die bis zum Rentenalter entschuldet ist, für eine sinnvolle Anlage. Anders als bei anderen Anlagen geht es bei Immobilien in der Regel nicht ohne Emotion - sie verkörpern Sicherheit und Solidität. Wer also eine möchte, sollte also eine kaufen, vorausgesetzt, das Ganze ist finanzierbar.

Das beste Mittel gegen Krisen ist immer noch eine gute Streuung. Nicht alles auf ein Pferd zu setzen ist eine alte Anlegerweisheit, die heute noch gilt. Für die Altersversorgung heißt das: private Rentenversicherung oder Riester-Rente oder Rürup-Rente (je nach Lebenssituation), dazu Fonds mit Aktien, Immobilienfonds oder eine eigene Immobilie.

3. Droht uns eine Inflation?

Frage: Welche Auswirkungen sind kurz und mittelfristig zu erwarten, wenn von den Regierungen tatsächlich die ungeheuerliche Summen von mehr als 700 Milliarden Dollar in den Markt gebracht werden, um faule Papiere aufzukaufen und Banken zu stützen? Welche Inflation weltweit ist zu erwarten?

Helma Sick: Ihre Fragen kann ich so nicht beantworten. Da müsste ich Hellseherin sein. Ich warne aber vor Panikmache.

Der ehemalige Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper hat kürzlich gesagt, dass annähernd die gleiche Summe anlässlich der Wiedervereinigung für die Sanierung der neuen Bundesländer aufgebracht wurde. Und Deutschland hat das verkraftet. Nur einfach mal zur Überlegung.

Ebenfalls sollte man sich einmal vor Augen führen, dass die USA jede Woche zwei Milliarden Dollar in den Irakkrieg investieren! Ihr Verteidigungsetat beträgt für 2009 612 Milliarden Dollar. Vielleicht relativiert sich dadurch die Panik etwas. Ich hoffe es.

Meiner Meinung nach bringt es nichts, sich in möglichen Krisenszenarien zu ergehen. Alle seriösen und besonnenen Fachleute raten dazu - ich auch -, die Nerven zu behalten. Das Schlimmste nämlich wäre, wenn nun alle Leute in Panik ihr Geld aus den Banken abziehen und es unter der Matratze horten. Mit allem anderen, das ist zu hoffen, werden reiche Industrieländer fertig - irgendwie!

4. Ist Gold die Lösung?

Frage: Würden Sie im Moment eher zu Gold-Käufen raten? Wäre das sicherer, als den Banken Geld zu leihen?

Helma Sick: In Krisenzeiten, wenn also Angst und Panik herrscht, flüchten viele in Gold. Deshalb ist ja auch der Goldpreis rasant gestiegen. Auf so hohem Niveau einzusteigen, finde ich problematisch.

Ich bin ohnehin kein Fan von Goldanlagen. Gold bringt keine Zinsen, muss gelagert werden.

Und Gewinn haben Sie letztendlich nur, wenn Sie es zu höherem Preis wieder verkaufen. Vergessen sollte auch nicht werden, dass sich der Goldpreis auch schon mal halbiert hat - in den 80er-Jahren. Man kann also auch mit Gold Verluste machen. Gegen eine kleine Beimischung von Gold in einem gut gestreuten Portfolio ist aber nichts einzuwenden.

Und "den Banken Geld leihen" müssen Sie ja nicht. Sie können in gute Aktienfonds investieren oder in offene Immobilienfonds, also in Sachwerte. Oder Sie leihen dem Staat Geld durch den Kauf von Bundeswertpapieren. Also, es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, auch in einer Krise, Geld gut anzulegen. Es muss nicht immer Gold sein...

5. Die Börsenkurse fallen - muss ich meine Aktienfonds verkaufen?

Frage: Durch die Finanzkrise sind weltweit die Börsen abgestürzt. Ich habe mein Geld zum Teil in Aktienfonds angelegt und frage mich, ob ich die nun verkaufen sollte, um nicht noch mehr Verlust zu machen. Was meinen Sie?

Helma Sick: Ich bin, wie alle Fachleute, mit denen ich spreche, der absoluten Meinung, dass JETZT niemand verkaufen sollte.

Die Anlagen, die starken Schwankungen unterliegen, sind ja in der Regel gekauft worden mit einer langfristigen Strategie. Mein Rat: Bitte nicht eine langfristige Strategie wegen kurzfristiger Ereignisse aufgeben!

Die Krise wird vorüber gehen, wie alle vor ihr. Aber z.B. die Abgeltungssteuer, die ab 1.1.09 kommt, die bleibt und streicht 25 % des Gewinns ein. Das finde ich viel dramatischer.

Fonds jetzt zu verkaufen wäre völlig unsinnig, zumal wenn es gute Fonds sind. Fonds bieten eine große Streuung, die jemand mit Einzelaktien nicht erreichen kann. Und Fonds sind als Sondervermögen auch bei der Pleite einer Bank geschützt. Denn sie fallen nicht, wie viele andere Geldanlagen, in die Insolvenzmasse.

Foto: iStockphoto.com

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