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Schweden testet den Sechs-Stunden-Tag

Schweden testet den Sechs-Stunden-Tag
© Suze/Photocas.de
Göteborg macht den Feldversuch. Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes testen ein Jahr lang den Sechs-Stunden-Tag - bei gleichem Gehalt. Die Hoffnung: mehr Zufriedenheit und weniger Krankheitstage.

Weniger arbeiten bei gleichem Gehalt? In der schwedischen Stadt Göteborg geht der Traum vieler Arbeitnehmer in Erfüllung. Kommunalrat Mats Philhem wagt einen einjährigen Versuch: Ein Teil der Mitarbeiter im öffentlichen Dienst arbeitet nur noch sechs Stunden pro Tag, bei vollem Gehalt. Der schwedischen Zeitung "The Local" sagte Philhem: "Es ist an der Zeit, diesem Projekt in Schweden eine Chance zu geben." Dadurch erhofft er sich eine erhöhte Effektivität, weniger Krankheitstage und ein angenehmeres Arbeitsklima.

Phillem, Mitglied der Linkspartei "Vänsterpartiet", stellt folgende These auf: "Wer kürzer arbeitet, fühlt sich physisch und psychisch besser". Er fand heraus, dass in einigen Branchen, wie der Altenpflege, nicht der Arbeitskräftemangel das Problem ist, sondern die lange, oft ineffiziente (Schicht-)Arbeit. Deshalb startet er auch in diesem Bereich sein einjähriges Versuchsprojekt: Eine Gruppe von Mitarbeitern eines Altenheims wird sechs Stunden pro Tag arbeiten, während die andere Hälfte bei acht Stunden bleibt. Von der Universität Göteborg werden die verkürzten Arbeitszeiten wissenschaftlich erforscht.

Auch in Deutschland gab es in jüngster Vergangenheit Vorschläge zu neuen Arbeitszeitmodellen. Nicht nur Jutta Allmendinger, Leiterin des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, sprach sich in BRIGITTE für die 32-Stunden-Woche aus, auch Familienministerin Manuela Schwesig brachte den Entwurf einer 32-Stunden-Woche für Eltern auf den Tisch - und wurde dafür nicht nur von Wirtschaftsvertretern, sondern auch vom Koalitionspartner abgestraft. Und doch spielt der Begriff "Work-Life-Balance" nicht nur in schwedischen und deutschen Parlamenten eine Rolle. "Leistung wird daran bemessen, wie viele Stunden man bei der Arbeit verbringt, und nicht daran, was am Ende dabei herauskommt. In dieser Logik ist es sinnvoller, viel Zeit mit wenig Arbeit zu verbringen, anstatt viel Arbeit in kurzer Zeit zu erledigen... Meine Generation will das ändern" sagt Kerstin Bund (Autorin von "Glück schlägt Geld - Generation Y: Was wir wirklich wollen") der "Zeit". Und spricht damit wahrscheinlich nicht nur den zwischen 1980 und 1995 Geborenen aus der Seele.

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