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Wie viel Platz hat der Beruf im Leben einer Mutter?

Teilzeit, Vollzeit, gar nicht arbeiten? Keine Lösung ist perfekt, keine passt für alle, jede Frau muss für sich entscheiden. Drei Mütter erzählen über das Modell, für das sie sich entschieden haben.

Hat den Job aufgegeben: Sabine Papin, 47

"Zuhause bleiben können ist ein Luxus"
"Zuhause bleiben können ist ein Luxus"
© Antonina Gern

Ausbildung: Herrenschneiderin, Modedesignstudium, Trainee in einem Modehandelsunternehmen Beruf & Familie: Filialleiterin, 1995 Geburt der Tochter, danach weiter Vollzeitarbeit, während der Ehemann erst studierte und sich dann selbständig machte, 1997 Geburt des Sohnes, Ausstieg aus der Erwerbsarbeit Heute: Hausfrau, getrennt lebend Zu Hause bleiben zu können ist ein Luxus, den ich immer genossen habe. Meine eigene Mutter hat ständig gearbeitet, darunter habe ich damals gelitten. Für mich stand fest: Ich will Zeit haben für meine Kinder. Langweilig fand ich es nie, Hausfrau zu sein, ich mache auch noch viele kreative Sachen - unbezahlt zwar, aber trotzdem wertvoll. Selbst nach der Trennung von meinem Mann vor einem Jahr finde ich, dass es die richtige Entscheidung für mich war. Mein Mann unterstützt mich weiterhin finanziell, und auch wenn sich das ändern sollte, bin ich sicher: Ich werde zurechtkommen. Nicht Geld, sondern meine Kinder sind das Wichtigste in meinem Leben.

Arbeitet ganztags: Vera Schumacher, 45

"Ich brauche einen Vollzeit-Brotjob, um uns ernähren und das Haus halten zu können"
"Ich brauche einen Vollzeit-Brotjob, um uns ernähren und das Haus halten zu können"
© Antonina Gern

Ausbildung: Bankkaufrau, dann Studium der Wirtschaftspädagogik Beruf & Familie: gleich nach dem Studium zwei Kinder, geboren 1996 und 1998, hauptsächlich Mutter, bis zum Tod des Ehemannes 2011 gelegentliche Jobs in der Erwachsenenbildung Heute: kaufmännische Angestellte in Vollzeit

Hätte ich anders geplant, wenn ich gewusst hätte, dass mein Mann sterben würde? Ja, sicher! Ich bin kein Vernunftmensch. Einerseits bin ich dankbar, dass ich viel Zeit mit den Kindern verbringen konnte, als sie kleiner waren. Andererseits war es wohl naiv, dass ich mein berufliches Fortkommen darüber vernachlässigt habe. Deshalb habe ich auch noch mal begonnen zu studieren, als die Kinder größer waren, aber nach dem Tod meines Mannes war klar: Daraus wird nichts, ich brauche eine Vollzeit-Erwerbstätigkeit, um uns ernähren und den Kindern ihr Zuhause bewahren zu können. Mein Glück: Obwohl meine Berufsausbildung 20 Jahre zurücklag, hatte ich - vermittelt durch eine Freundin - drei Wochen nach der Beerdigung ein Vorstellungsgespräch und bekam sofort eine Zusage. Ich bin mit einem blauen Auge davongekommen. Nun bin ich froh zu wissen, dass auch meine Tochter nach dem Abitur eine solide Ausbildung macht. Wenn sie selbst mal Mutter wird, würde ich ihr raten, zur Arbeitswelt enger Kontakt zu halten, als ich es getan habe.

Stockt wieder auf: Dr. med. Susanne Tabrizian, 45

"Ich glaube, es ist besser für uns alle, dass ich jetzt mal auf mich gucke"
"Ich glaube, es ist besser für uns alle, dass ich jetzt mal auf mich gucke"
© Antonina Gern

Ausbildung: Medizinstudium, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie Beruf & Familie: Vollzeit bis zur Geburt des Sohnes 2005, zwei Jahre Elternzeit, danach Teilzeitstelle Heute: seit Sommer 2013 Oberärztin, Leiterin einer psychiatrischen Fachklinik mit 32-Stunden-Woche Als ich noch Assistenzärztin an der Uniklinik war, hat mein damaliger Chef meine Kollegen und mich gefragt: "Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?" Die Männer sagten: "Ich will habilitiert sein und Oberarzt." Ich wusste nur: Ich will Kinder und einen interessanten Job - mit Schwerpunkt Familie. Vielleicht wäre es so gekommen, wenn es mit einem zweiten Kind geklappt hätte. So aber hatte ich, als mir eine Teilzeit-Führungsposition angeboten wurde, das Gefühl: Das Kind wird immer unabhängiger, ich habe Lust auf eine Herausforderung, besser geht's nicht, das passt! Allerdings geht unser Sohn ungern in den Hort, und für meinen Mann, der Vollzeit arbeitet, ist es unkomfortabel, dass er nun mehr gefordert ist zu Hause. Ein schlechtes Gewissen habe ich deshalb nicht. Was wäre die Alternative? Dass ich meinen inneren Ehrgeiz auf Kind und Schule konzentriere? Das will ich nicht. Ich glaube, es ist besser für uns alle, dass ich jetzt mal auf mich gucke: Die Arbeit macht mir großen Spaß. Ich bin sehr froh, dass ich diese Chance bekommen habe.

Protokolle: Julia Karnick Fotos: Antonina Gern Ein Artikel aus BRIGITTE woman 1/14

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