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Altersvorsorge für Mütter: Denkt an eure Rente!

Altersvorsorge für Mütter
© A3pfamily / Shutterstock
Dr. Elisabeth Unger, Fachanwältin für Familienrecht, sagt: Mütter, denkt an eure Rente!

Mit dem Partner über Geld sprechen – wie geht man das an?

Spätestens dann, wenn Kinder da sind und einer von beiden beruflich zurücksteckt, sollte man das Thema ganz nüchtern mit dem Partner besprechen. Leider glauben nach wie vor viele Frauen, auch im Trennungsfall von ihrem Partner vollumfänglich und lebenslang versorgt zu werden, vor allem, wenn sie verheiratet sind. Aber das Unterhaltsrecht hat sich nun mal verändert, und weitere Änderungen werden diskutiert. Lebenslanger Unterhalt ist nicht mehr wie früher der Regelfall. Das Gesetz sieht im Grundsatz nunmehr eine Vollzeittätigkeit auch seitens des betreuenden Elternteils – in der Praxis meistens der Mutter – vor, obwohl es nach wie vor nicht einfach ist für Mütter mit Kindern, nach einer Scheidung Vollzeit zu arbeiten.

Ist ein Ehevertrag die Lösung?

Man sollte jedenfalls nicht darauf vertrauen, dass sich im Trennungsfall alles schon fügt. Das Gegenteil ist der Regelfall. Spätestens, wenn neue Partner ins Spiel kommen, wird der freundschaftliche Umgang erschwert. Wenn ein Partner etwa wegen Kinderbetreuung weniger oder gar nicht arbeitet, empfiehlt sich ein Ehevertrag, in dem die Unterhaltsansprüche klar geregelt werden. Darin kann man dann auch festlegen, für wie lange Unterhalt gezahlt wird. Auch und gerade unverheiratete Frauen, die weniger als ihr Partner verdienen, sollten über vertragliche Regelungen nachdenken. Denn im Gegensatz zu verheirateten Frauen partizipieren sie nicht am Vermögen und auch nicht an den Rentenpunkten des Partners.

Wie rechnet man überhaupt aus, was fair wäre?

Was fair ist, hängt entscheidend davon ab, aus welchem Blickwinkel das beurteilt wird. Wenn jedoch einer der beiden Partner beruflich kürzer tritt, um gemeinsame Kinder zu betreuen, dann wäre es fair, wenn der andere Partner diese Lücke in der Altersversorgung ausgleicht – zum Beispiel durch monatliche Einzahlungen in einen Sparvertrag für private Altersvorsorge. Das gilt jedenfalls dann, wenn der Partner mit der gewählten Rollenverteilung (einer betreut überwiegend, der andere arbeitet) einverstanden ist oder diese sogar wünscht. Am Ende sollte die gleiche Rente herauskommen, als wenn ich im selben Umfang weitergearbeitet hätte.


Welche Erfahrungen machen Sie in Ihrer Praxis?

Es sind meistens die Männer, die Eheverträge anregen. Frauen haben eine größere Scheu vor dem Thema. Aber es kommen auch zunehmend mehr Frauen, die ganz genau wissen, wo sie im Leben stehen und welche Rechte sie haben - die stecken beruflich meistens aber ohnehin kaum zurück. Oder es kommen Frauen, die einen Ehevertrag vorgelegt bekommen und fragen: Was unterschreibe ich hier eigentlich?

Wie hält man da die Emotionen raus?

Es ist ein Zeichen großer Beziehungsqualität und funktionierender Kommunikation, wenn man es schafft, mit seinem Partner diese Dinge zu besprechen, auch wenn der Gedanke an eine Trennung abstrakt und unangenehm ist. Genau wie man sich als Eltern über die Absicherung der Kinder im Todesfall Gedanken machen muss. Und ein Gespräch über Finanzen am Anfang einer Liebe kann niemals so unangenehm sein wie dasselbe Gespräch am Ende einer Liebe.

Und wie macht Ihr das mit dem Geld?

Fünf Frauen erzählen welche Rolle Geld, Job und Rente in ihrer Beziehung spielen:

Ein gemeinsames Konto

Bevor ich schwanger wurde, haben wir mit allem halbe-halbe gemacht. Als das erste Kind kam, war damit Schluss. Schnell stand fest: Wir haben kein Anrecht auf Erziehungsgeld, Elterngeld gab es damals noch nicht. Von jetzt auf gleich standen wir mit nur einem Gehalt da. Wir haben unsere Konten aufgelöst und alles auf ein gemeinsames Konto verfrachtet. Nach einem Jahr haben wir geheiratet, um wenigstens die Steuervorteile mitnehmen zu können – und damit ich abgesichert bin. Ich fand das großartig, nur ein Konto zu haben, und dass auch mein Mann das Bewusstsein hat: “Wir sind eine Herde.“ Wenn er oder ich mal etwas außer der Reihe kaufen wollten, haben wir gemeinschaftlich besprochen, ob das finanziell drin ist. Meistens war es das. Auch eine teure Fortbildung habe ich machen können. Ich trage in Teilzeit zum gemeinsamen Einkommen bei. Wir haben allerdings unterschiedliche Vorstellungen von unserem Budget und rutschen oft in den Dispo. Er gibt gerne aus, ich halte das Geld lieber zusammen. Keiner hat derzeit mehr so richtig den Hut auf für das gemeinsame Konto. Wir wissen, wir müssen da was tun. Aber bisher zögern wir das Thema immer raus.

Karin (44), zwei Kinder (12 und 10)

Mama als Hauptverdienerin

Nach dem Studium habe ich direkt einen Job gefunden, mein Mann nicht. Da war ich die Alleinverdienerin. Als unser Sohn kurz danach kam, haben wir die Rollen getauscht: Er ist arbeiten gegangen, ich war in Elternzeit und habe danach Teilzeit gearbeitet. Mittlerweile bin ich bei 40 Stunden und verdiene knapp doppelt so viel wie mein Mann mit 30 Stunden. Wir führen getrennte Konten, unterscheiden aber nicht, wofür wir Geld ausgeben: Privates, Haushalt, Kinder sind für uns alles eins. Von unseren Konten gehen immer gleich viel Fixkosten ab, etwa der Kredit für unsere Eigentumswohnung. Wenn einer das nicht zahlen kann, springt der andere ein. Das bin mittlerweile fast immer ich. Wir halten das aber nirgendwo fest. Ich gebe mehr Geld aus als er, zum Beispiel für Klamotten. Die hat er damals, als ich weniger verdient habe, auch mit finanziert. Aber das war für ihn immer okay. Dafür bin ich es auch, die bei der Steuererklärung jedes Jahr noch Geld rausholt und im Blick hat, welche Ausgaben für die Kinder anstehen. Mein Mann hat dazu keine Lust. Schwer ist für ihn manchmal die gesellschaftliche Exotenrolle, dass ich mehr verdiene. Gleichaltrige Männer in seinem Umfeld haben meistens Karriere gemacht. Er sagt sich dann immer wieder: “Es ist meine bewusste Entscheidung, und ich habe mehr Zeit mit den Kindern“.

Anna (39), zwei Kinder (11 und 8 Jahre)

Ein Babykonto für Zwillinge

Wir haben das Thema Finanzen und Kinder schon am Anfang unserer Beziehung mitgedacht. Da es für uns als lesbisches Paar schwieriger ist, Kinder zu bekommen, haben wir ein Baby-Konto eingerichtet. Darauf haben wir jeder etwa acht Jahre lang monatlich 50 Euro eingezahlt. Das Geld war eigentlich für die Samenbank gedacht, jeder Befruchtungsversuch ist mit 800 Euro nämlich ganz schön teuer. Wir haben dann aber einen privaten Samenspender gefunden, der kein Geld wollte und können unsere Baby-Ersparnisse nun zum Beispiel für Kindermöbel ausgeben. Das Konto erleichtert uns viel, da wir für die Zwillinge alles doppelt kaufen müssen. Daneben haben wir noch jeder private Konten und ein Haushaltskonto. Dort haben wir bisher immer den gleichen Betrag eingezahlt. Jetzt, da ich in Elternzeit bin, muss meine Frau das alleine übernehmen. 2019 werde ich wieder in Eltern-Teilzeit anfangen. Meine Frau wird die nächsten Jahre Vollzeit arbeiten müssen, damit wir über die Runden kommen. Ich kümmere mich dafür darum, dass wir das Geld zusammenhalten. Sobald das Kindergeld auf dem Konto ist, kaufe ich Drogeriegutscheine, davon sind auf jeden Fall schon mal die Windeln finanziert. Auf dem Baby-Konto sparen wir weiterhin, etwa für Schulbücher und Klassenfahrten. Da wir so lange gemeinschaftlich eingezahlt haben, fühlt sich das auch gerecht an. Und wann immer uns etwas fehlt, schieße ich von meinem privaten Sparbuch nach. Das Thema Altersvorsorge ist für uns so kurz nach der Geburt noch ganz weit weg.

Verena (31), Zwillinge (4 Monate)

Er gleicht während ihrer Elternzeit ihre Rentenbeiträge aus

Bevor unsere Tochter geboren wurde, haben wir etwa gleich verdient und Ausgaben fifty- fifty von getrennten Konten gezahlt. Als ich schwanger war, haben wir das Modell für die Elternzeit angepasst: Er zahlt die Miete und Lebensmittel, sonstige Kosten splitten wir nach Gefühl. Diese Entlastung funktioniert kurzfristig, auf lange Sicht ist es aber nicht ausgeglichen. Deshalb habe ich meinem Partner einen Deal vorgeschlagen: Er zahlt mir eine Entschädigung auf Basis der Rentenbeiträge, die mir während der Elternzeit entgehen. Der Gesetzgeber zahlt in der Zeit nur auf Niveau eines Durchschnittseinkommens in die Rentenkasse ein. Bei meinem vorherigen Gehalt waren das jeden Monat doppelt so viel! Deshalb war meine Forderung: Ich möchte 50 Prozent dieser Differenz von meinem Partner in der Elternzeit ausgezahlt bekommen. 50 Prozent, da ich ja zur Hälfte die Entscheidung für ein Kind mittrage. Von der Idee war er nicht gerade begeistert. Nachdem ich ihm aber den Hintergrund erklärt habe, und wir ja auch Dinge wie die Mietzahlung anpassen mussten, hat er eingesehen, dass klare Verhältnisse gut für die Beziehung sind. Aktuell denken wir über ein zweites Kind nach. Wenn ich dann länger zu Hause bleibe und das
Elterngeld zwischendurch endet, müssten wir neu
verhandeln. Ohne zweites Kind würde ich wieder
Vollzeit arbeiten. Die Kosten für die Betreuung
teilen wir dann anteilig, vielleicht gerechnet aufs
Einkommen der letzten Jahre. Mir gibt unser Deal
das Gefühl, fair behandelt worden zu sein, was
auch für die Partnerschaft wichtig ist.

Luba (30), ein Kind (7 Monate)

Sie verdient (fast) kein eigenes Geld

Bevor wir Kinder hatten, haben mein Mann und ich jeder einen eigenen Haushalt geführt. Wir kommen beide aus der Schauspielbranche und kennen es, viel zu arbeiten und wenig zu verdienen. Mein Mann ist allerdings 17 Jahre älter und jetzt an einem Punkt, wo er sich etabliert hat, mit einem guten festen Einkommen. Da ich oft nur von sporadischen freiberuflichen Jobs gelebt habe und immer wieder arbeitslos war, stand schnell fest, dass er unseren Unterhalt verdient und ich mit den Kindern zu Hause bleibe. Als ich schwanger war, bin ich zu ihm gezogen. Die Miete bezahlt er. Zusätzlich überweist er mir jeden Monat Geld für den Haushalt. Ist es verbraucht, gibt er noch etwas dazu. Diesen Betrag gebe ich aus, wie es mir passt. Ich kaufe davon aber kaum persönliche Dinge. Mir ist es wichtiger, dass wir Bio-Lebensmittel essen. Auch, wenn das Budget begrenzt ist: Ich habe das Gefühl, alles, was wir brauchen, ist da. Das wäre mit meiner Art von Einkommen nicht möglich gewesen. Ich habe mir als junge Frau nicht vorstellen können, Hausfrau zu sein! Jetzt bin ich überrascht, wie wichtig mir die Zeit mit den Kindern ist. Ich liebe es, Drehbücher zu schreiben und arbeite daran, meinen Unterhalt davon selbst zu bestreiten. Ich hoffe, mein Mann kann bald etwas runterfahren und ich beruflich durchstarten.


Paula (40), zwei Kinder (7 und 4 Jahre)

BRIGITTE MOM 01/2018

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