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Gemeinschaftswohnen "Mit anderen zu wohnen tut uns auch als Paar gut"

Gartenparty
© Monkey Business / Adobe Stock
Barbara Kenner führt mit ihrem Mann Kenny ein Bio-Hotel in Niedersachsen – ihr Privatleben teilt sie aber nicht nur mit ihm.

"Gemeinschaft war immer ein Teilmeines Lebens. Aufgewachsen bin ich auf einem Bauernhof mit zwei leiblichen Geschwistern und neun weiteren Pflegekindern. Als junge Frau in den Achtzigern und Neunzigern habe ich viele Jahre in Kommunen verbracht, erst in Missouri, in den USA, später in Deutschland. Die Art, wie dort gemeinsam gearbeitet und gewirtschaftet wurde, hat mir sehr entsprochen. 

Aber irgendwann hatte ich genug von Basisdemokratie und zog mit meinem Mann zurück ins Wendland, wo wir jetzt seit Langem ein Hotel führen. 1998 kam unsere Tochter zur Welt. Als sie auszog, merkte ich: Jetzt wäre ich wieder bereit für eine größere Gemeinschaft, und unter dem Dach unseres Hotels ist Platz dafür. 

Ohne Zeugen neigt man eher dazu, sich gehen zu lassen.

Derzeit sind wir sechs Personen zwischen 35 und 72, zwei Paare und zwei Singles. Wir haben getrennte Wohn- und Schlafbereiche, aber essen gemeinsam mit den Gästen. Jeder zahlt nach seinen Möglichkeiten, wie er oder sie kann. Einmal im Monat sprechen wir gemeinsam darüber, wie es uns damit geht, das lässt Ärger, Vorwürfe, Missverständnisse oft gar nicht erst aufkommen. 

Die Gemeinschaft inspiriert mich, und Kennys und meiner Beziehung tut sie gut. Denn vor anderen ist man oft höflicher und liebevoller miteinander – ohne Zeugen neigt man eher dazu, sich gehen zu lassen. Und schließlich lässt sich auch Schweres zusammen besser tragen. Wir hatten eine schwerkranke Freundin in unserer Gemeinschaft, sie ist gestorben. Auch das gehört zum Leben, ich möchte das nicht auslagern."

Brigitte

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