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Gewalt gegen Frauen Zum Valentinstag wünsche ich mir … kein blaues Auge

Für viele Frauen ist der Valentinstag nur ein weiterer in der Hölle, in der sie leben
Für viele Frauen ist der Valentinstag nur ein weiterer in der Hölle, in der sie leben.
© jiris / Adobe Stock
Viel zu viele Frauen wollen zum Valentinstag keine Blumen, Schokolade oder ein Date. Sie wollen unversehrt bleiben.

An jedem 14. Februar des Jahres feiern viele Menschen auf der Welt den Valentinstag, den Tag der Liebenden, an dem sich Paare Blumen, Geschenke und Liebesbriefe schenken. Doch für viele Frauen ist dieser Tag nur ein weiterer in der Hölle, in der sie leben. In der sie einem Menschen ausgeliefert sind, der ihnen Gewalt antut. Jeden Tag. 

Über 143.000 Mal registrierte die Polizei im Jahr 2021 Gewalt in einer Partner:innenschaft. Die Opfer: zu überwältigender Mehrheit Frauen (80,3 Prozent). In mehr als der Hälfte der Fälle wurde ihnen eine leichte Körperverletzung zugefügt, beispielsweise ein Schlag ins Gesicht. Ein Viertel von ihnen wurde bedroht, genötigt, oder sie wurden Opfer von Stalking. 2,5 Prozent der Opfer wurden vergewaltigt, fast jedes zehnte Opfer erlitt eine gefährliche Körperverletzung, wurde also beispielsweise mit einem Messer angegriffen.

Die Dunkelziffer dürfte noch um einiges höher sein, schließlich werden in der polizeilichen Kriminalstatistik nur die Fälle aufgeführt, die zur Anzeige gebracht wurden. Laut Zahlen von "eurostat" wird in Europa durchschnittlich jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt. Auch in Deutschland sei das bei jeder dritten Frau der Fall, so die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg.

Zahlen zur Gewalt in Partner:innenschaften sinken leicht

Im Jahr 2021 gab es drei Prozent weniger Fälle von (angezeigter) Gewalt in Partner:innenschaften – allerdings sei der Trend insgesamt kein positiver, wie Bundesinnenministerin Nancy Faeser von der "Tagesschau" zitiert wird: In den Jahren vor 2021 sei die Zahl der Opfer stetig gewachsen, und ohnehin würden die in der Statistik erfassten Zahlen nur das "Hellfeld" abbilden. Auch Bundesfamilienministerin Lisa Paus glaubt, dass es weit mehr Opfer gebe, als aus der Statistik abzulesen ist, und dass derzeit zwei Drittel der weiblichen Opfer nicht zur Polizei gehen würden.

Einer Studie zufolge hat mindestens jede vierte Frau auf der Welt mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt in ihrer Beziehung erlebt – in der jüngsten Altersgruppe von 15 bis 19 Jahren hatten bereits etwa 24 Prozent der Befragten Gewalterfahrungen gemacht. Die Untersuchung wurde vor Beginn der Corona-Pandemie durchgeführt, und man muss davon ausgehen, dass sich die Zahlen verschlimmert haben, denn allein beim Weißen Ring e.V. haben sich die Anrufe von Opfern von häuslicher Gewalt vervielfacht: Zehn Prozent mehr Anrufe gingen im Vergleich zum Vorjahr ein – auch hier waren wieder zu großer Mehrheit Frauen die Opfer (80 Prozent).

Valentinstag als Plattform gegen Gewalt gegen Frauen

Viele Projekte haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Gewalt gegen Frauen – ob inner- oder außerhalb einer Beziehung – zu bekämpfen. Die Vereinten Nationen formulierten beispielsweise als Entwicklungsziel, Gewalt gegen Frauen und Mädchen bis zum Jahr 2030 zu beenden – auch wenn sie, ausgehend von der oben genannten Studie, auf keinem guten Weg dorthin sind. Auf Europaebene gibt es die Istanbulkonvention, das "Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt". In Deutschland trat die Konvention 2018 in Kraft, die seither geltendes Recht in der Bundesrepublik darstellt.

Ein anderes Projekt nennt sich "One Billion Rising". Der Name ist inspiriert von den registrierten Fällen von Gewaltverbrechen in der EU aus dem Jahr 2015 – wonach ungefähr jede dritte Frau weltweit bereits Opfer von Gewalt wurde. "Jede dritte Frau, das sind eine Milliarde Frauen (one billion), denen Gewalt angetan wird … ein unfassbares Gräuel."

Der globale Streik lädt Frauen auf der ganzen Welt ein, am 14. Februar den "Tanz als Ausdruck unserer Kraft" und "Akt weltweiter Solidarität" zu nutzen – eine "weltweite Demonstration der Gemeinsamkeit", heißt es auf der Webseite zum Projekt. Der Streik richtet sich unter anderem gegen:

  • Femizid
  • Gewalt gegen Frauen
  • Frauenfeindlichkeit
  • Rassismus
  • Faschismus
  • Transphobie
  • Patriarchismus
  • Sexismus 
  • Diskriminierung der Geschlechter

Verwendete Quellen: bka.de, tagesschau.de, zdf.de, thelancet.com, onebillionrising.de, ec.europa.eu, lpb-bw.de, coe.int, weisser-ring.de

csc Brigitte

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