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Wulff? Macht nichts!

Christian Wulff for Präsident. Gut so, meint BRIGITTE-Redakteurin Silke Baumgarten. Ursula von der Leyen hat ohnehin noch andere Pläne.

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Nun soll also Christian Wulff, der kühne Blonde aus dem Norden, die Nachfolge von Horst Köhler antreten. Er hat sich selbst ins Spiel gebracht, heißt es. Vielleicht hat er, der einst Ursula von der Leyen entdeckte, ihr damit ein Mal mehr einen großen Dienst erwiesen.

Denn die omnipotente Ursula von der Leyen wäre keine gute Besetzung für diesen Posten gewesen. Sie macht erstens im Arbeitsministerium einen ziemlich guten Job in schweren Zeiten. Zum anderen vermute ich, dass sie eigentlich auf ein ganz anderes Amt schielt: das der Kanzlerin. Sie sägt nicht an Angela Merkels Stuhl, das passt nicht zu ihrer vornehmen Art. Aber sie weiß: Wenn es je zu einer Zusammenarbeit mit den Grünen im Bund reicht, dann wäre sie die optimale Besetzung im Kanzleramt. Viele Grüne sind Ursula-Fans - und viele Konservative werden immer grüner.

Bestimmt hat es Ursula von der Leyen gefallen, dass ihr das Amt Bundespräsidentin zugetraut wurde. Aber sie will gestalten. Und genau das kann ein Bundespräsident nicht. Sie ist in die Politik gegangen, weil sie mitmischen will, was ändern will. Und das so effizient wie möglich. Deshalb strebt sie nach oben, dahin wo der Einfluss wohnt. Natürlich gefällt es ihr auch, Macht zu haben, prominent zu sein - Politiker ohne Eitelkeit sind so selten wie Haie im Pool. Aber ich bin sicher: Sie lässt Christian Wulff gern den Vortritt. Zumal sie alles, was mit Empfängen und Small-Talk zu tun hat, hasst und ihre Wochenenden am liebsten mit ihrer Familie verbringt.

Klar wäre es schön gewesen, wenn erstmals zwei Frauen an der Spitze der Bundesrepublik gestanden hätten. Aber schön ist nicht immer gut.

Gut hingegen ist, dass man sich so schnell geeinigt hat. Nun können sich alle Beteiligten wieder den wirklich wichtigen Themen widmen. Und ehrlich gesagt: Ob Wulff oder Köhler, Christian oder Horst - das ist egal, das merkt doch keiner.

Bundespräsidentenwahl: So geht es weiter

Am 30. Juni kommt die Bundesversammlung zusammen, um einen neuen Bundespräsidenten zu wählen. Als Gegenkandidat zu Christian Wulff, dem Mann von Union und FDP, haben SPD und Grüne Joachim Gauck, den früheren Leiter der Stasiunterlagen-Behörde, aufgestellt. Die Linke hat am 8. Juni mit Luc Jochimsen eine Gegenkandidatin aus den eigenen Reihen präsentiert. Da Union und FDP in der Bundesversammlung eine komfortable Mehrheit haben (etwa 647 der 1244 Sitze), gilt die Wahl Christian Wulffs zum 10. Bundespräsidenten als wahrscheinlich.

Text: Silke Baumgarten

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