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Generationswechsel Warum so viele Frauen 50+ den Job wechseln wollen

Frau mittleren Alters nachdenklich bei der Arbeit
© Monkey Business / Adobe Stock
Auch die "Babyboomer" haben Ansprüche an ihre Tätigkeit, wie eine XING-Studie nun herausfand.

Der Generation Z wird gerne nachgesagt, sie würde ihre Jobs wechseln wie andere Leute Unterhosen: Treulos, mit absurden Ansprüchen und am liebsten einer 3-Tage-Woche. Andersherum wird der Generation ab 50+ (auch die "Babyboomer"-Generation genannt) vorgeworfen, sie würden sich unmenschlichen Arbeitsbedingungen hingeben und arbeiten, um des Arbeitens willen ohne Sinn und Verstand – "weil man das schon immer so gemacht hat". Wenig überraschend: Beide über einen Kamm scherenden Vorurteile werden den Individuen ganz und gar nicht gerecht.

Viel mehr noch: Eine forsa-Umfrage im Auftrag des Job-Netzwerks XING zeigt nun, dass die Wünsche der Generation 50+ denen der jüngeren Generationen gar nicht so unähnlich sind. Und dass die Nichterfüllung solcher Wünsche Konsequenzen nach sich zieht: Jede fünfte Person mittleren Alters ist in Deutschland offen für einen neuen Job. Es scheint, als müssten Unternehmen nun in beide Richtungen schauen, wie sie Arbeit attraktiver – und sinnhafter – gestalten können. Denn eines scheint durch die Ergebnisse der Studie klar: Die Älteren machen weniger Kompromisse, weil sie genau wissen, was sie wert sind.

Frauen und Männer ab 50 suchen nach einem Sinn in ihrer Tätigkeit

Die jüngere Generation hat mit "YOLO" ("You Only Live Once") ein Mindset auf den Weg gebracht, das nicht nur zu waghalsigen Aktionen verleiten soll, sondern auch eine wahrhaft existenzielle Wahrheit ausspricht: "Du lebst nur einmal." Gerade den jüngeren Menschen wird daher auch nachgesagt, sie würden besonderes Augenmerk auf die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit legen – doch die ältere Generation steht ihnen nicht nur in nichts nach, was das angeht, sondern legt sogar einen größeren Fokus darauf. Laut der Umfrage wünschen sich die Älteren deutlich häufiger einen sinnerfüllenden Job (64 Prozent) als die jüngere Generation, denen dieser Faktor noch immer sehr wichtig ist (58 Prozent der Menschen zwischen 18 und 29, 55 Prozent der Menschen zwischen 30 und 49).

Die Generationen Y und Z seien auch bekannt als "Generation Purpose", erklärt Petra von Strombeck, CEO der NEW WORK SE, zu der XING gehört, in einer Pressemitteilung zur Studie. Dabei habe die Sinnhaftigkeit des Berufs für die Babyboomer einen noch höheren Stellenwert bei der Wahl des Arbeitgebers. Eine mögliche Erklärung liefert von Strombeck hinterher: Die älteren Menschen würden "für gewöhnlich ausreichend gut verdienen, um sich diese Einstellung im wahrsten Sinne des Wortes leisten zu können – und dadurch weniger Kompromisse machen wollen und müssen".

Und wer glaubt, die jungen Leute seien die einzigen, die den Planeten retten wollen, der:die wird auch hier eines Besseren belehrt, denn mehr als jede fünfte Person (26 Prozent) über 50 wünscht sich nachhaltiges Handeln – und damit ist der Stellenwert dieses Faktors bei den älteren Menschen am größten. Dem gegenüber stehen 18 Prozent der 18- bis 29-Jährigen beziehungsweise 21 Prozent der Personen zwischen 30 und 49. 

Warum die ältere Generation den Job wechseln möchte

Auch was die Gründe für einen Jobwechsel angeht, haben die Jungen mit den Älteren mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede: Fast die Hälfte der Befragten stört sich an einem zu niedrigen Gehalt (45 Prozent) in Kombination mit einem zu hohen Stresslevel (37 Prozent). Erfahrungen, die man sich durch viele Jahre im Beruf erarbeitet, sorgen bei manchen Angestellten auch für einen kritischeren Blick gen Arbeitgeber:in: Mehr als ein Drittel der Befragten (35 Prozent) gab an, mit der strategischen Ausrichtung des Unternehmens unzufrieden zu sein – so unzufrieden gar, dass sie sich nach einem neuen Job umschauen.

Ebenfalls 35 Prozent sehen eine schlechte Führung als Auslöser für den Wunsch, einem neuen Job nachzugehen – damit ist die ältere Generation in diesem Punkt kritischer als die jüngeren (27 Prozent der 18- bis 29- beziehungsweise 30 Prozent der 30- bis 49-Jährigen würden aus demselben Grund einen neuen Job suchen). Unternehmen sollte es also nicht darum gehen, nur neue Arbeitskräfte anzulocken – sondern auch diejenigen, die bereits da sind, zu halten, erklärt von Strombeck. Es sei für ein Unternehmen "fatal, ausgerechnet ihre erfahrensten und oft auch langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu verlieren". 

Die Generation X, also Menschen zwischen 41 bis 55 Jahre, und die Generation der Babyboomer (56 bis 65 Jahre) machten Ende 2021 insgesamt mehr als 29 Millionen Einwohner:innen Deutschlands aus. Inzwischen sind bereits einige von ihnen in Rente gegangen, weitere werden folgen. "Statistisch gesehen werden wir in Deutschland bis 2035 pro Arbeitstag 1.000 Beschäftigte verlieren", warnt Arbeitsmarktexperte Dr. Julian Stahl im Interview mit XING. "Unternehmen müssen erfahrene Wissensträger dafür begeistern, auch über dieses Alter hinaus bei ihnen zu bleiben, um in einem sich zuspitzenden Wettbewerb um Talente nicht den Anschluss zu verlieren.“

Verwendete Quellen: xing.com, handelsblatt.com

csc Brigitte

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