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Sanna Marin: Macht diese Frau die Vier-Tage-Woche weltweit salonfähig?

Sanna Marin 2019
© CHRISTIAN HARTMANN / Kontributor / Getty Images
Mit Sanna Marin hat Finnland eine Verfechterin der Vier-Tage-Woche an der Spitze. Die Regierungschefin sprach auf einer Podiumsdiskussion über eine Reduzierung der Arbeitszeit – und vielen Arbeitnehmern aus der Seele.

Acht Stunden Arbeit pro Tag, eine Stunde Pause, das ganze fünfmal die Woche. Wenn man bedenkt, dass der Mensch auch noch um die acht Stunden pro Nacht schlafen sollte, bleiben ihm wöchentlich rund 70 Stunden Freizeit. Abzüglich der Zeit, die zusätzlich für Arbeitswege, Körperhygiene, Nahrungsbeschaffung und -aufnahme draufgeht, sinkt die Stundenzahl plötzlich rapide ab. Zurück bleibt das Minimum an Zeit, das jeder Vollzeittätige bereits zu spüren bekommen hat. "Ich komme zu nichts mehr“, hört man Berufstätige oft klagen, und doch denkt man häufig, die mangelnde Zeit sei doch nur ein subjektives Empfinden. Überraschung: Ist sie nicht. Tatsächlich verbringen wir einen Großteil unseres aktiven Lebens mit Arbeiten. Bis vor Kurzem wagte sich kaum jemand, dieses Grundgerüst infrage zu stellen, ohne als faul abgestempelt zu werden.

Doch mit steigenden Burnoutzahlen werden in den letzten Jahren auch die ersten Maßnahmen laut. Sie kommen – wie so oft, was fortschrittliche Gesellschaften angeht – von unseren Nachbarn des Nordens. In Norwegen, Dänemark und Schweden wird bereits mit verkürzten Arbeitszeiten experimentiert. Bald könnte ein Land nachziehen. Und dessen Premierministerin hat eine noch deutlichere Vision: Sie forderte 2019 eine Vier-Tage-Woche mit sechs Stunden Arbeitszeit pro Tag.

Sanna Marin plädierte für Reduzierung der Arbeitszeit

Sanna Marin heißt die Frau mit der Arbeitsutopie, die Arbeitnehmerherzen höherschlagen lässt. Die 34-Jährige ist mittlerweile Finnlands Ministerpräsidentin. Und wie die "Helsinki Times“ bereits Mitte letzten Jahres berichtete, soll sie schon vor ihrem Amtsantritt im Dezember konkrete Ideen für eine Zukunft der Arbeitswelt vorgebracht haben.

"Ich glaube, die Menschen verdienen es, mehr Zeit mit ihren Familien, ihren Angehörigen, mit Hobbys und anderen Aspekten des Lebens wie Kultur zu verbringen“, soll Sanna Marin sich zu ihren Plänen auf einer Podiumsdiskussion im August 2019 anlässlich des 120. in Turku geäußert haben. Und wie diese Zeit ermöglicht werden soll, wusste sie ebenfalls:

Eine viertägige Arbeitswoche, ein sechsstündiger Arbeitstag. Warum könnte das nicht der nächste Schritt sein?

Sanna Marin ist selbst Mutter eines Kindes. Hier erfährst du mehr über die finnische, derzeit jüngste Regierungschefin.

In Schweden laufen bereits seit zwei Jahren Testphasen eines sechsstündigen Arbeitstages. Die Reduzierung der Arbeitszeit soll zwar Kosten, jedoch gleichzeitig deutlich zufriedenere, gesündere und produktivere Mitarbeiter mit sich bringen, wie erste Evaluierungen laut WAZ-Berichten zeigen.

Zieht Finnland nun nach? Aktuelle Medienberichte erwecken den Anschein, die Vier-Tage-Woche sei eine der ersten Amtshandlungen der Ministerpräsidentin. Tatsächlich sei die flexible und reduzierte Arbeitszeitgestaltung aber noch kein Teil der Regierungspolitik, wie Sanna Marin damals verdeutlichte – aber durchaus ein stetiges politisches Ziel ihrer Partei. Wie es um ihre aktuellen Pläne in Hinblick auf die Berufswelt steht, wissen wir nicht. Aber der Grundstein für eine Veränderung ist mit einer Ministerpräsidentin mit dieser Einstellung gelegt. Uns spricht Sanna Marin mit ihrem Statement zu einer ausgeglichenen Work-Life-Balance jedenfalls aus der Seele – und wer weiß, vielleicht schwappen ähnliche Pläne eines Tages ja aus Skandinavien nach Deutschland herüber.

verwendete Quellen:Handelsblatt, Welt, Helsinki Times, WAZ

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