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Birgit S. nach Vergewaltigung: "Ich bin immer noch ein freier Mensch"

Birgit S. nach Vergewaltigung: Frau von hinten in Schwarz/Weiß
© Tom Cassidy / Shutterstock
Die 46-jährige Birgit S. wurde brutal vergewaltigt. Doch unterkriegen lässt sie sich davon nicht.

Ein Mann packt Birgit S. von hinten am Hals und zerrt sie ins Gebüsch. Als sie sich wehrt, würgt er sie, bis sie bewusstlos wird. Und als sie wieder aufwacht, liegt sie übel zugerichtet und halbnackt im Wald. Mitten im eiskalten Winter.

Vergewaltigung und versuchter Mord

Was der Münchenerin Birgit S. am 16. Dezember 2016 bei ihrer Jogging-Runde an der Isar widerfahren ist, wertet die Staatsanwaltschaft als Vergewaltigung und versuchten Mord. Im Mai fällt das Gericht das Urteil gegen den Tatverdächtigen Emrah T. (28). Und Birgit S.? Sieht dem Urteil mit einer Gelassenheit und Ruhe entgegen, zu der uns spontan vor allem eines einfällt: Wie stark ist bitte diese Frau? 

"Ich war richtig sauer"

Im Interview mit "Bild" spricht die 46-Jährige über die Einzelheiten der Tat. Schon beim Zuhören kriegt man eine Gänsehaut: "Ich merkte, dass jemand hinter mir lief. Ich wollte ihn vorbeilassen. Da packte er mich am Hals und riss mich nach hinten. Ich wurde gewürgt, habe noch versucht, mich zu wehren und schrie: Lass mich! Ich war richtig sauer. Da wurde der Zug auf den Hals stärker und ich wurde bewusstlos.“

Auch der Moment des Erwachens klingt eher nach Albtraum: "Als ich zu mir kam, dachte ich, ich liege im Bett und es war ein Albtraum. Doch dann merkte ich: Ich bin im Wald. Ich war voller Laub und Dreck, meine Hose hing an den Knien.“

Sie lief zu einer nahegelegenen Raststätte, von wo sie in eine Klinik zur Untersuchung gebracht wurde. Auch die war alles andere als angenehm. "Ich kam mir wie ein Leichnam vor, der seziert wird“, so die Übersetzerin. Die Untersuchung wies nach, dass Birgit S. vergewaltigt wurde.

"Diese Tat ändert für mich nichts"

Viele Frauen wären nach so einer Erfahrung traumatisiert, verängstigt oder eingeschüchtert – verständlicherweise! Doch Birgit S. hat sich für einen anderen Weg entschieden, damit umzugehen. "Mir geht es gut.", sagt sie, "Diese Tat ändert für mich nichts. Ich bin immer noch ein freier Mensch."

Nach all dem, was ihr widerfahren ist, besitzt die Münchenerin sogar die Stärke, wieder alleine joggen zu gehen – und das selbst bei Nacht und Nebel. "Ich bin sehr selbstbewusst und hätte nicht damit gerechnet, dass mir sowas passiert. Aber ich habe es gut verkraftet", sagt sie.

Selbstbewusst zu sein, dafür hat Birgit S. sowieso schon viele Gründe: Die Münchnerin spricht fünf Sprachen, hat eine Tochter großgezogen, ist ein lebensfroher Mensch, der Fußball liebt. Aber wie sie jetzt mit diesem schrecklichen Erlebnis umgeht und sich Lebensfreude, Unabhängigkeit und Mut bewahrt – darauf sollte sie wahnsinnig stolz sein. 💜 

sus

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