Anzeige

Veganer-Witze: Was in der Diskussion um Umwelt und Ernährung falsch läuft

Veganer-Witze: Was in der Diskussion um Umwelt und Ernährung falsch läuft
© Quanthem / Shutterstock
Veganer sind immer noch Hassobjekte vieler Fleischliebhaber – zu Unrecht, findet unsere Autorin. Sie ist sogar der Meinung, dass Veganer Vorbilder sind.

Neben Montagen, Weckern und Facebook stehen immer noch Veganer ganz oben auf der Liste der beliebtesten Feindbilder bei Twitter. Veganer seien arrogant, unterernährt, stellen sich immer in den Mittelpunkt und besitzen dann auch noch die Frechheit, ein Produkt auf den Markt zu bringen, das sie "veganen Käse" nennen, obwohl es gar kein Käse ist.

Sagt mal, Leute: GEHT'S EIGENTLICH NOCH??? Keine Ahnung, wo diese Hater sich so rumtreiben, aber mir hat noch nie ein Mensch ungefragt und ohne entsprechenden Kontext gesagt, dass er Veganer ist. Klar: In einer Gesellschaft, in der Fleisch oder zumindest tierische Produkte zu jeder Mahlzeit dazugehören, fallen Veganer spätestens dann auf, wenn wir mit ihnen am Mittagstisch sitzen.

Aber selbst wenn Veganer grundsätzlich die nervigsten und wichtigtuerischsten Menschen auf der Welt wären (was natürlich absolut absurd ist), würden wir sie im Alltag kaum wahrnehmen – denn nur etwa ein Prozent unserer Bevölkerung sind Veganer.

Vegane Ekelwurst ist überhaupt nicht repräsentativ

Und zu dieser Käse-Nummer: Es sind doch nicht "die Veganer", die nach veganem Käse, und vegetarischem Schinkenspicker schreien oder sich dafür einsetzen, dass Apfelsaft auf dem Etikett als "vegan" ausgezeichnet wird. Das kommt von den Unternehmen und Herstellern!

Die meisten Veganer, die ich kenne, kaufen diese Ersatzprodukte nicht einmal, sondern ernähren sich von natürlich veganen Lebensmitteln wie Nüssen, Gemüse, Getreide usw. – und dass sie dadurch an Lebensqualität einbüßen und unterernährt sind, wirkt auf mich nicht so.

Im Gegenteil: Wenn ich die Wahl zwischen einem geilen Couscous-Salat mit Cashews, Paprika und Cranberries und einem Cheeseburger habe, entscheide ich mich drei mal für den Couscous-Salat. Eine Mahlzeit kann ohne Fleisch und tierische Produkte wahnsinnig lecker sein – und das ist auch gut so.

Veganer sollten unsere Vorbilder sein!

Denn bei all den Querelen zwischen Fleischessern, Veganern und Vegetariern: Wir sind uns jawohl alle einig, dass wir unseren Fleischkonsum langfristig UNBEDINGT herunterfahren müssen. Für alle, die jetzt nicht sofort zustimmen, hier noch mal ein paar Fakten:

  • Deutsche essen im Schnitt jeweils ca. 60 Kilo Fleisch pro Jahr – also täglich ungefähr ein Cordon Bleu pro Kopf
  • Rund 50 Prozent der von uns verursachten Treibhausgase entstehen durch die Tierzucht – also durch unseren Fleischkonsum
  • Mehr als 70 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche geht für die Tierzucht drauf
  • Um ein Kilogramm Rindfleisch "zu produzieren", braucht man 16 Kilogramm Getreide – Fleisch zu generieren, ist extrem aufwendig und schluckt viele Ressourcen
  • Wenn ein Grillhähnchen 3 Euro kostet, hatte es ein kurzes, enges, stressiges und extrem billiges Leben und war vermutlich so mit Mastfutter vollgefressen, dass es nicht richtig stehen konnte
  • Der hohe Fleischkonsum in Industrieländern macht die Notlage in Entwicklungsländern noch dramatischer (Preise steigen durch Nachfrage nach Futtermitteln, Monokulturen machen Böden kaputt, Kleinbauern werden enteignet, etc.)

Klar kann man jetzt ganz viele "überzeugende" Argumente dagegenhalten wie:

  • "Plastik ist doch genauso scheiße!"
  • "Wenn deine Avocados um die Welt geflogen werden, produziert das auch Treibhausgase!"
  • "Tierische Produkte zu ersetzen, würde noch ganz andere ungeahnte Probleme verursachen!"
  • "Mir doch egal, was mit unserer Erde passiert, wenn ich tot bin!"
  • "Die Tiere leben ja nur durch uns, da brauchen sie keine Lebensqualität!"

Aber Hand aufs Herz: Jeder Vollidiot sieht doch ein, dass ein Durchschnittskonsum von 60 Kilo Fleisch im Jahr kein erstrebenswertes Maß für 7+ Milliarden Menschen sein kann! Jedenfalls nicht auf diesem Planeten.

Der Veggietag war doch so eine gute Idee

Es müssen sich ja nicht gleich alle komplett vegan ernähren, aber ein bis zwei Cordon Bleus pro Woche täten es doch auch.

Dieser Vorschlag der Grünen von vor 4 Jahren, dass es in Kantinen einen Tag in der Woche kein Fleisch geben soll, war so eine gute Idee - allein damit Fleischliebhaber sehen, dass vegetarisches Essen auch lecker ist! Aber nein: Eine einzige Mahlzeit in der Woche, zu der sie kein Fleisch serviert bekommen sollten, und die Leute gehen auf die Barrikaden!

Ach nee, so war das ja gar nicht. Den Gegnern ging es natürlich ums Prinzip. Sie wollten nicht, dass sich die Politik in den Lebensentwurf einzelner Menschen einmischt (Newsflash: Tut die Politik sowieso, indem sie z.B. über Renteneintrittsalter, Schulsysteme und Mütterrenten entscheidet). Checken sie es nicht oder sind sie zu faul zum Denken? Inhalte sind wichtiger als Prinzipien! Besonders wenn es um Klima und Gerechtigkeit geht.

Übrigens: Statt uns darüber zu freuen, dass der Kassler-Aufschnitt im Supermarkt nur 99 Cent kostet, sollten wir uns lieber klar machen, dass die Schweine, von denen er stammt, höchstwahrscheinlich in ihrer eigenen Scheiße gelebt und sich gegenseitig die Schwänze abgebissen haben. 

Aber wenn Tiere ihr kurzes Dasein unter abartigsten Bedingungen fristen und unsere Erde bald nicht mehr für Menschen bewohnbar ist, ist das ja nicht so schlimm, wie wenn jemand ein Produkt auf Kokos-Basis auf den Markt bringt und es "veganen Käse" nennt ...
 

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel