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Vanessa Kullmann

In unserer Serie stellen wir Ihnen jede Woche eine Frau vor, die uns beeindruckt hat. Ob bekannt oder unbekannt, bissig oder friedlich, laut oder leise - auf jeden Fall ein Mensch, der bemerkenswert ist.

VANESSA KULLMANN IST ...

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... unsere Frau der Woche, weil sie mit ihrer Balzac Coffee GmbH beweist, dass man als Quereinsteigerin den Traum vom eigenen erfolgreichen Unternehmen wahr machen kann.

Was haben gestresste Großstädter, entspannte Shoppingbummler und Flaneure gemeinsam? Ganz klar: Einen Pappbecher in der Hand, gefüllt mit Kaffeekreationen wie Caramel Macchiato oder White Chocolate Mocca. Vanessa Kullmann hat daran einigen Anteil. Die 35-Jährige eröffnete 1998 ihre erste "Balzac"-Filiale in Hamburg – und brachte damit den amerikanischen Trend vom Coffeeshop und dem "Coffee to Go" lange vor "Starbucks" nach Deutschland. In ihrem Buch "Keine große Sache - Coffee to Go oder wie man den Traum vom eigenen Unternehmen verwirklicht", ermuntert sie nun auch andere, den Weg in die Selbständigkeit zu wagen.

Außerdem ist Vanessa Kullmann...

... eine Pionierin: Die Lebensgeschichte von Vanessa Kullmann klingt wie ein Märchen. 1996 lebte die gelernte Textilbetriebswirtin für einige Zeit in New York, wo sie Praktika als Stylistin und Studioassistentin absolvierte. Jeden Mittag stand sie in der Schlange bei "Starbucks", um Kaffee für sich und ihre Kollegen zu holen. Sie war begeistert vom Erfolgskonzept dieses Coffeeshops. Und überlegte sich, dass man so etwas auch in Deutschland aufziehen könnte, wo Kaffeekultur bisher vor allem mit angestaubten Konditoreien in Verbindung gebracht wurde. Einen Kaffee zum Mitnehmen - das gab es bisher nicht. "Ich dachte mir, diese Bequemlichkeit werden auch die Deutschen zu schätzen wissen", erinnert sich Vanessa Kullmann heute. Gesagt, getan. Für 500 Dollar besuchte sie den dreitägigen Workshop "How to open a Coffee Shop" in Seattle. Wieder zurück in Hamburg feilte sie weiter an ihrer Konzeptidee. Ein halbes Jahr später war es soweit: Mit 26 Jahren eröffnete sie 1998 ihre erste "Balzac"-Filiale in Hamburg.

... unbeirrbar: Vanessa Kullmann ging es wie vielen Existenzgründern: Sie musste sich zunächst durch den deutschen Paragraphendschungel kämpfen. In ihrem ersten Laden stand sie selbst hinter der Theke und verkaufte Kaffee - 15 Stunden am Tag. Nachts backte sie Muffins und schmierte Brötchen. Heute sagt sie: "Natürlich sind mir zwischendurch leichte Zweifel gekommen. Aber ich habe immer so fest an meine Idee geglaubt, dass ich einfach viel zu stur war, um aufzugeben. Ich dachte: Warum soll ich nicht auch schaffen, was andere vor mir geschafft haben?" Der Erfolg hat ihr recht gegeben: Bislang gibt es insgesamt 30 "Balzac"-Filialen in Hamburg, Berlin, Hannover und Lübeck. Die Coffeeshop-Kette machte im Jahr 2005 einen Umsatz von etwa 12 Millionen Euro.

... Unternehmerin des Jahres 2006: Diese Auszeichnung für Existenzgründer wurde ihr vergangenes Jahr verliehen. Zuvor erhielt sie den Hamburger Gründerpreis. Auch zählte die "Kaffee-Königin", wie sie von ihren Bewunderern genannt wird, zu den "100 Köpfen von morgen" der Initiative "Deutschland - Land der Ideen". Auf ihr Erfolgsrezept angesprochen, sagt sie zu Brigitte.de: "Man muss praktisch denken können und man braucht viel Intuition. Ich glaube, Frauen haben da einen Vorteil: Sie wissen intuitiv, wo die Prioritäten liegen".

... ein Familienmensch: Vanessas Eltern haben ihre Tochter von Anfang an unterstützt. Ihre Mutter versorgte sie mit Familienrezepten für Brownies und Muffins, ihr Vater, ein ehemaliges Vorstandsmitglied beim Otto-Versand, beriet sie. Auch Schwester Natalia half bei der Umsetzung der Geschäftsidee und ist noch immer stille Teilhaberin von "Balzac". Ein Bekannter schrieb mit ihr gemeinsam einen Business-Plan, während eine gute Freundin das "Balzac"-Logo entwarf.

... reiselustig: Vanessa Kullmann war schon immer begeistert von anderen Ländern und Kulturen. Nach dem Abitur ging sie für ein Jahr nach Florenz, um Mode und Design zu studieren. Anschließend zog es sie nach New York - eine Stadt, die sie vor allem für ihre Lebendigkeit und Vielseitigkeit liebt. 1999 kehrte sie zurück nach New York, um zwei Jahre lang Restaurantmanagement zu studieren - da hatte sie bereits zwei "Balzac"-Läden gegründet. In New York lebt auch ihr Freund, der Drehbuchautor Jameel Khaja. In dieser Zeit eröffneten sechs neue Balzac-Filialen in Deutschland - Vanessa Kullmann managte sie hauptsächlich per Telefon und E-Mail und flog im Ernstfall spontan nach Hamburg.

... von Qualität überzeugt: Vanessa Kullmann hat in ihren Läden zehn Grundregeln aufgestellt. So darf Milch niemals zweimal aufgeschäumt werden, aufgebrühter Kaffee muss innerhalb einer Stunde verbraucht werden und Bohnen dürfen ab Röstdatum nur maximal zehn Tage im Regal stehen. Vanessa Kullmann ist anspruchsvoll und möchte ihren Kunden den bestmöglichen Service bieten. Um die perfekte Kaffeekonsistenz hinzubekommen, hat sie vor der Eröffnung ihres ersten Ladens pausenlos Espresso gekocht - bis sie mit dem Geschmack zufrieden war. Ihre Geheimtipps behält sie nicht etwa für sich - sie sind als "Kaffeegebote" auf ihrer Homepage für jeden Liebhaber des "schwarzen Goldes" sichtbar.

Vanessa Kullmann vor ihren selbst entworfenen Wandbildern.
Vanessa Kullmann vor ihren selbst entworfenen Wandbildern.
© Balzac Coffee

... kreativ: Die Inneneinrichtungen ihrer Geschäfte hat sie selbst mit gestaltet und dekoriert. Und bestimmt lädt das warme, stilvolle Ambiente auch gestresste Großstädter dazu ein, ihren Kaffee manchmal nicht "to go" zu bestellen, sondern sich ausnahmsweise eine Verschnaufpause zu gönnen.

Text: Laura Heueck Fotos: Balzac Coffee

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