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Bis zu drei Schläge erlaubt US-Kleinstadt führt Prügelstrafe in der Schule ein

USA: Mädchen sitzt traurig auf Treppen der Schule
© Rafael Ben-Ari / Getty Images
Die Prügelstrafe an Schulen ist in mehreren US-Staaten nicht verboten. Cassville, eine Kleinstadt in Missouri, führt diese nach 21 Jahren Abstinenz wieder ein – angeblich auf Wunsch vieler Eltern.

In der Kleinstadt Cassville im Südwesten Missouris müssen sich die Schüler ab dem neuen Schuljahr auf eine neue Bestrafung einstellen. Wer sich zukünftig im Unterricht daneben benimmt, kann entweder des Klassenraums verwiesen werden – oder körperlich gezüchtigt durch Schläge mit einem Holzpaddel auf den Hintern. Die körperliche Züchtigung, die 2001 im Schuldistrikt abgeschafft worden war, geht laut US-Medien auf die Initiative der Eltern zurück. "Eltern haben mich gefragt, warum wir nicht die Schüler mit einem Paddel züchtigen können und wir haben entgegnet, dass das nicht mehr in unseren Richtlinien verankert ist", erklärte Superintendent Merlyn Johnson gegenüber dem "Springfield News Leader". Mehrere Eltern hätten anschließend darauf bestanden, dass man diese Leitlinien ändern solle und die Schule reagierte.

Bereits im Juni hatten die Behörden über die Neuregelung entschieden, dass "körperliche Gewalt zur Korrektur des Verhaltens von Schülern" angewandt werden darf. In dieser Woche wurden auch die Eltern über die neue Regel informiert. Diese müssen nun entscheiden, ob ihre Kinder im Unterricht mit einem Paddel geschlagen werden dürfen – nur die Kinder, deren Eltern eine schriftliche Bestätigung eingereicht haben, dürfen demnach gezüchtigt werden.

USA: Körperliche Züchtigung noch in 19 Staaten an Schulen erlaubt

Wie genau die Bestrafung aussieht, wurde auch bereits festgelegt: So dürfen Schüler nur in der Gegenwart eines Zeugen gezüchtigt werden, für jüngere Kinder sind ein bis zwei Schläge mit dem Holzpaddel auf den Hintern vorgesehen, ältere Kinder dürfen bis zu drei Schläge bekommen. Andere körperliche Bestrafungen wie Ohrfeigen sind hingegen nicht erlaubt. Die Züchtigung darf nur durch einen Lehrer oder einen Schulleiter vorgenommen werden, im Anschluss muss zudem ein Bericht an den Superintendenten geschickt werden.

"Niemand freut sich darüber, weil es niemanden gibt der sagt, dass wir Kinder gerne schlagen. Das ist definitiv nicht der Grund", beschwichtigte Johnson in den Medien, verwies aber darauf, dass die Disziplinarmaßnahme vielleicht bei den Schülern ankomme, bei denen die anderen Vorgaben der Schule fehlschlagen. "Wir verstehen, dass die Nachricht ein kleiner Schock ist. Aber vielleicht gibt es Kinder da draußen, die ihr Verhalten ändern, weil es jetzt eine neue Form der Bestrafung gibt", so Johnson. Generell käme die neue Maßnahme in der Stadt sehr gut an. Viele Eltern hätten sich für die Wiedereinführung der Prügelstrafe bei ihm bedankt.

Dass Kinder in den Schulen in den USA geschlagen werden, ist zwar in Cassville wieder neu, in anderen Staaten aber an der Tagesordnung. Wie die "Washington Post" unter Berufung auf Zahlen aus dem Bildungsministerium berichtet, kam es im Schuljahr 2017/2018 landesweit zu 69.000 Fällen, in denen Schüler körperlich gezüchtigt wurden, 20.000 alleine in Mississippi. Generell verboten ist die Prügelstrafe in den USA nicht, das entschied der Oberste Gerichtshof bereits 1977 in einem Urteil. Dabei ließen die Richter den Staaten offen, ob sie weiterhin eine körperliche Bestrafung in der Schulordnung haben wollen. In 19 US-Staaten, darunter auch Texas, Missouri und Alabama, ist die körperliche Bestrafung demnach noch erlaubt. In Deutschland wurde in den meisten Bundesländern ab 1973 die körperliche Züchtigung verboten, in Bayern wurde das Verbot 1983 verankert.

Quellen: Springfield News Leader, Washington Post

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei stern.de.

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