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Unverpacktladen "Stückgut" – Zero Waste auf dem Vormarsch!

Stückgut - Lebensmittel zum Abfüllen
© Peter Bauer
Das Plastikzeitalter nimmt mittlerweile erschreckende Ausmaße an: Es gibt kaum noch einen Bereich unseres Planeten, der nicht mit Mikroplastik verseucht ist. Eine Möglichkeit, das Problem zumindest zu stoppen, ist Plastikabfall zu vermeiden und verpackungsfrei einzukaufen! Redakteurin Claudia hat sich in einem Unverpacktladen umgesehen ...

Unverpackt gegen den Plastikflut

Ich bin zum ersten Mal im Unverpacktladen "Stückgut" in der Rindermarkthalle in Hamburg und bin überwältigt: Große Bulk Bins, gefüllt mit Trockenwaren, Behälter mit Gewürzen, Flüssigkeitsspender für Seife, Allzweckreiniger & Co. und Produkte aus dem Non-Food-Bereich, die ganze ohne Verpackung auskommen. So hat man sich immer die "Tante Emma-Läden" aus Omas Zeiten vorgestellt – nur dass diese Art des Einkaufens damals normal war und heute eben sehr von der Norm abweicht. Denn in unserer Konsum- und Plastikwelt ist unverpackte Ware eher die Seltenheit und Berge voller Verpackungsmüll dagegen Standard! Das Konzept eines Unverpacktladens ist allerdings denkbar einfach: Bringe deine eigenen Behälter, Flaschen oder Schraubgläser mit (alternativ gibt es auch welche im Laden), wiege sie ab und befülle siemit den benötigten Lebensmitteln. An der Kasse wird später das Eigengewicht der Behälter abgezogen und nur die tatsächliche Ware berechnet. Das macht nicht nur absolut Sinn, weil genau die benötigte Menge eingekauft werden kann, esreduziert zudem auch jede Menge Verpackungsmüll und leistet somit einen Beitrag, nachhaltiger zu leben!

WG-Einkauf bei Stückgut
© Brigitteonline

Bei meinem Besuch im Unverpacktladen treffe ich Insa Dehne (36) – eine der vier Gründerinnen des Ladens, die mich mit Freude herumführt. Schnell wird klar, dass der Laden ein Eldorado für alle Anhänger der Zero-Waste-Bewegung ist. "Zero Waste" – das bedeutet so viel wie "null Abfall" oder "keine Verschwendung". Sprich, man versucht, so zu leben, dass kein zusätzlicher Müll produziert wird – und der Einkauf spielt dabei eine sehr große Rolle! Und somit tummeln sich wöchentlich viele Stammkunden mit eigens mitgebrachten Schraubgläsern und Behältern im Unverpacktladen "Stückgut". Ich bin überrascht, was für eine entspannte Atmosphäre dadurch im Laden herrscht: Gerne wird mal ein kurzer Plausch gehalten oder zu einem Produkt speziell nachgefragt. Man merkt, dass ein generelles Umweltbewusstsein bei allen Kunden mitschwingt: So zum Beispiel bei Thomas (56), dem als Lehrer für Biologie und Sport und zusätzlichem Umweltschutzbeauftragten seiner Schule das Thema sehr am Herzen liegt. Der Film "Plastic Planet" gab ihm vor Jahren den Anstoß dazu, sich näher mit den Auswirkungen des Plastikkonsums auseinanderzusetzen. Mittlerweile kauft er den Großteil seiner Lebensmittel im Unverpacktladen oder frisch vom Markt ein. Oder Irina (23), die vegan lebt und sich für Zero Waste interessiert, um weniger Schaden auf der Erde zu hinterlassen: Zuerst stellte sie ihre Grundnahrungsmittel auf verpackungsfrei um und mittlerweile fand sogar ein Rasierhobel Einzug in ihr Badezimmer.

Wegwerfartikel adé!

Aber nicht nur die "Zero-Waste-Überzeugungstäter" kommen in den Laden, "es gibt auch viel Laufkundschaft, die vorbeikommt und das Thema irgendwie interessant findet. Die haben vielleicht keine eigenen Behältnisse dabei, kaufen aber trotzdem etwas für Einsteiger", erklärt Insa. Denn nicht nur im Bereich Lebensmittel wird man im Unverpacktladen fündig, auch der Bereich "Non-Food" bietet Potenzial, seinen Konsum zu überdenken und von Kunststoff auf nachhaltige Produkte umzusteigen. Da gibt es zum Beispiel waschbare Kosmetikpads, Zahnbürsten aus Bambus, Rasierhobel, Menstruationstassen, Bienenwachstücher, Topfschrubber aus Hanf oder gar waschbare Slipeinlagen. Mit einem Blick über die Regale wird mir klar, wie sehr wir an all die Wegwerfartikel gewöhnt sind und wie einfach der Umstieg auf eine nachhaltige Alternative doch wäre …

Von Unverpackt bis regional

Zusätzlich war es den Gründern bei der Auswahl ihrer Produkte wichtig, die Kriterien bio und regional mit einzubeziehen. "Je mehr man sich mit Lebensmitteln und deren Herkunft beschäftigt, desto wichtiger wurde es uns, dass es eben auch Bio-Lebensmittel sind", merkt Insa an. Regional sei nicht bei allen Produkten möglich – in dem Fall werde aber auf Fairtrade geachtet! Das Hauptaugenmerk bei der Auswahl des Sortiments sei aber immer die möglichst verpackungsarme Lieferung, wie Insa betont. Natürlich gibt es immer noch Produkte, die aufgrund von Produktionsverfahren, Transportmaßnahmen und Hygienevorschriften verpackt geliefert werden müssen, aber auch hier wurden im Dialog mit den Produzenten schon viele Fortschritte erzielt: Zum Beispiel die Kaffeebohnen, die in Pfandeimern von einer Rösterei in Hamburg kommen oder der Bio-Tofu, der in wiederverwendbaren Behältern aus Süddeutschland angeliefert wird.

Unverpackt-Laden: Redakteurin Claudia schraubt Gläser zu
© Brigitteonline

Ich verbringe einen Nachmittag im Laden, fülle Shea-Butter ab und Bulk Bins wieder auf und komme mit Leuten ins Gespräch. Schnell wird dabei klar, dass es überhaupt nicht darum geht, von jetzt auf gleich sein gesamtes Leben umzustellen, sondern kleine Schritte in die richtige Richtung zu machen und sein Konsumverhalten peu à peu zu überdenken. Und hierbei kann wirklich jeder mit einsteigen – sei es nun, ob das Bienenwachstuch den Platz der Alufolie ersetzt oder das Müsli eben nicht mehr aus der eingeschweißten Plastikverpackung kommt!

Schaut doch mal in einen Unverpacktladen in eurer Nähe – ihr werdet überrascht sein, an wie vielen Ecken sich Müll vermeiden lässt! Und wenn nicht, kann auch der Gang zum Wochenmarkt mit dem eigenen Stoffbeutel sehr effektiv sein …

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