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Rund 60 Millionen Menschen sind auf der Flucht

Rund 60 Millionen Menschen sind auf der Flucht
© Sahin/Getty Images
Weltweit befinden sich knapp 60 Millionen Menschen auf der Flucht, zeigt der aktuelle UN-Jahresbericht. Die Hälfte von ihnen sind Kinder.

Sie verlassen ihre Heimat, weil sie um ihr Leben fürchten - sei es, weil sie verfolgt werden oder weil Krieg und Konflikte täglich neue Opfer fordern. Rund 60 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht - mehr denn je. Und diese Zahl wächst weiterhin rasant, wie der aktuelle Jahresbericht der Vereinten Nationen zeigt.

Die Steigerung von 2013 (51,2 Millionen) auf 2014 (59,5 Millionen) war die höchste, die jemals im Laufe eines Jahres von UNHCR (United Nations High Commissioner for Refugees), dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, dokumentiert wurde. Weltweit wurden im Jahr 2014 täglich durchschnittlich 42.500 Menschen zu Flüchtlingen, Asylsuchenden oder Binnenvertriebenen - das sind vier Mal so viel wie 2010. Insbesondere der Kriegsausbruch in Syrien 2011 löste große Fluchtbewegungen aus. Auch aus Afghanistan und Somalia flohen Millionen Menschen. Vor zehn Jahren gab es "nur" 37,5 Millionen Flüchtlinge.

"Wir geraten in eine Epoche, in der das Ausmaß der globalen Flucht und Vertreibung sowie die zu deren Bewältigung notwendigen Reaktionen alles davor Gewesene in den Schatten stellen", sagt UN-Flüchtlingskommissar António Guterres. "Es ist erschreckend zu beobachten, dass jene straflos bleiben, die Konflikte auslösen. Gleichzeitig scheint die internationale Gemeinschaft unfähig zur Zusammenarbeit, um Kriege zu beenden sowie Frieden zu schaffen und sichern."

In den vergangenen fünf Jahren sind dem Bericht zufolge mindestens 15 neue Konflikte ausgebrochen oder wieder aufgeflammt: acht davon in Afrika, drei im Nahen Osten, drei in Asien und einer in Europa (Ukraine). Nur wenige der Krisen konnten beigelegt werden. So kehrten 2014 nur 126.800 Flüchtlinge in ihre Heimat zurück - die niedrigste Zahl seit 31 Jahren.

Dagegen steigt die Zahl der Menschen, die die extrem gefährliche Flucht über das Meer antreten - sei es über das Mittelmeer, den Golf von Aden und das Rote Meer oder in südostasiatischen Gewässern - weiterhin dramatisch an. Was dabei besonders alarmiert: Die Hälfte aller Flüchtlinge sind Kinder.

"Riesige Defizite bei der Finanzierung und große Lücken im globalen System zum Schutz von zivilen Kriegsopfern führen dazu, dass Menschen im Stich gelassen werden, die Mitgefühl, Unterstützung und sichere Zuflucht benötigen", so Guterres. "In einer Zeit der beispiellosen Massenflucht und -vertreibung brauchen wir eine ebenso beispiellose humanitäre Unterstützung und ein erneuertes globales Bekenntnis zu Toleranz und Schutz für Menschen auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung."

Von diesem globalen Bekenntnis sind wir noch weit entfernt: Reichere Länder nehmen viel weniger Flüchtlinge auf als weniger reiche. Laut Bericht befanden sich knapp neun von zehn Flüchtlingen 2014 in Ländern, die als wirtschaftlich weniger entwickelt gelten. In der Türkei, Iran und Pakistan leben derzeit die meisten Flüchtlinge.

nw

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