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"Körperverletzung mit Todesfolge": Drei Jahre Haft für Sanel M.

"Körperverletzung mit Todesfolge": Drei Jahre Haft für Sanel M.
© Roessler/ picture alliance/dpa
Das Urteil ist verkündet: Sanel M. muss für drei Jahre in Jugendhaft. Sein Angriff auf Tugce Albayrak kostete die couragierte Frau letztes Jahr das Leben.

Die Geschichte schockierte im vergangenen November ganz Deutschland: Die 22-jährige Tugce Albayrak wollte nicht wegschauen, als der 18-jährige Sanel M. eine Gruppe von Mädchen belästigte, und eilte ihnen zur Hilfe. Ihre Zivilcourage sollte sie mit dem Leben bezahlen: Im Verlauf der Auseinandersetzung schlug ihr Sanel M. so hart ins Gesicht, dass sie mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug - eine Verletzung, von der sie sich nicht mehr erholte.

Drei Jahre Haft laut Jugendstrafrecht

Für diesen Übergriff ist nun das Urteil gagen Sanel M. ausgesprochen worden: Drei Jahre Jugendhaft. Verurteilt wurde er nach dem Jugendstrafrecht, weil er zum Tatzeitpunkt erst seit knapp einer Woche volljährig war. Das entspricht auch in etwa der Forderung der Staatsanwaltschaft - Sanels Anwälte hatten gehofft, eine Bewährungsstrafe für ihn erreichen zu können.

Tugces Familie ist mit dem Urteil nicht zufrieden und hatte auf eine längere Haftstrafe gehofft. "Drei Jahre sind nicht genug für ein Leben", so Tugces Großmutter nach der Prozessverkündung.

Staatsanwaltschaft bemüht um kritische Distanz

Sanel M. bei der Verhandlung
Sanel M. bei der Verhandlung
© Pool/Getty Images

Oberstaatsanwalt Alexander Homm legte in seinem Plädoyer großen Wert darauf, dass keine der beiden Parteien auf ein Klischeebild reduziert werden sollte. Zahlreiche Zeugen konnten im Verfahren belegen, dass vor dem Angriff zum Teil heftige Beleidigungen auf beiden Seiten gefallen waren. Laut Homm ist Sanel M. kein "aggressiver Koma-Schläger" und auch Tugce keine "nationale Heldin für Zivilcourage".

Das mag seine Meinung sein, eine große Mehrheit sieht aber Tugce Albayrak mit anderen Augen und hält daran fest, dass die junge Frau ein Vorbild für Zivilcourage war. Natürlich fallen in so einer Extremsituation Beleidigungen und Kraftwörter - immerhin ging es darum, eine massive Belästigung abzuwehren.

Entscheidend ist: Als es darauf ankam, bedrohten Menschen zu helfen, sah Tugce nicht weg und gab ihnen Hilfe und Unterstützung - wohlwissend, dass das nicht ungefährlich für sie sein würde. Das ist und bleibt bewundernswert und macht es umso tragischer, dass sie ihren Mut mit dem Leben bezahlen musste.

heh

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