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Erdogan macht Mädchen für Kriegs-Propaganda zur Märtyrerin

Türkei: Der türkische Präsident Erdogan
© Drop of Light / Shutterstock
Propaganda auf unterstem Niveau: Auf einem Kongress seiner Partei instrumentalisierte Präsident Erdogan ein eingeschüchtertes Mädchen, um für seinen Krieg zu werben.

Weinend steht das Mädchen in Militäruniform neben dem türkischen Präsidenten auf der Bühne. Recep Tayyip Erdogan kennt kein Erbarmen und weist die Kleine vor den Augen aller Anwesenden zurecht: Soldaten weinen nicht, stellt er klar. Doch es kommt noch schlimmer ... 

"Wenn sie fällt, decken wir sie mit der türkischen Fahne zu"

Der Vorfall, über den zunächst die regierungskritischen türkischen Medien "Cumhuryiet" und "Haberdar" berichteten und der jetzt unter anderem von der "Welt" aufgegriffen wurde, ereignete sich bei einem Auftritt des Präsidenten vor Mitgliedern seiner Partei AKP im türkischen Kahramanmaras.

Während seiner Rede hatte Erdogan das Mädchen im Publikum entdeckt und zu sich auf die Bühne geholt. Als sie vor Aufregung anfängt zu weinen, hätte der Präsident sie einfach wieder gehen lassen können. Doch stattdessen "tröstet" er sie, indem er sagt: "Wenn du fällst, werden wir dich mit der türkischen Fahne zudecken. Du bist bereit für alles, richtig?"

Die Kleine, die der Präsident da gerade zur vorbildlichen Märtyrerin stilisieren will, die für ihr Land ihr Leben geben würde, bejaht, weiterhin weinend.

Worum ging es Erdogan überhaupt?

Erdogan warb bei seinem Auftritt in Kahramanmaras um Zustimmung für seine Militäroffensive gegen die kurdische YPG im nordsyrischen Afrin. Seit Januar sind dort türkische Truppen im Kampfeinsatz. Erdogan verkauft die Operation als Verteidigung der türkischen Grenze und "Anti-Terror-Krieg", doch der UN-Sicherheitsrat forderte bereits zur Niederlegung der Waffen auf, berichtet "Tagesschau".

Indem er das Mädchen in der Uniform als Märtyrerin vorführte, instrumentalisierte der Präsident sie, um etwa zu signalisieren: "Mein Volk steht hinter mir und diesem Krieg. Nehmt euch ein Beispiel an diesem mutigen Mädchen."

Bei Twitter schrieb Ismail Küpeli über diese Propaganda-Aktion von Erdogan, woraufhin sich zahlreiche User erschüttert äußerten:

Der Vorfall ist auch deshalb so erschütternd, weil er zeigt, wie skrupellos der türkische Präsident ist – wenn er schon ein verängstigtes Mädchen so für seine Zwecke instrumentalisiert. Hoffen wir, dass sich die Kleine von dieser Erfahrung gut erholt. Und dass andere Eltern daraus zumindest die Lehre ziehen, ihre Kinder nicht in die Nähe des Präsidenten zu lassen ...

sus

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