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Daten zeigen Betreuung kranker Kinder noch immer Frauensache

Betreuung kranker Kinder noch immer Frauensache
© JenkoAtaman / Adobe Stock
Die Pandemie hat gezeigt: Carearbeit ist noch immer ungleich verteilt. Zumindest bei der Betreuung kranker Kinder hatte es 2021 einen Aufschwung gegeben – die Väter blieben häufig kindkrank zu Hause. Mit den Lockerungen zu Beginn des Jahres 2022 sinkt dieser Anteil jedoch wieder. Ist die Betreuung kranker Kinder wieder mehr Frauensache?

In einer Meldung der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) heißt es dazu: "Die Zahl der berufstätigen Väter in Deutschland, die sich für die Betreuung ihrer kranken Kinder freinehmen, ist erstmals gesunken." Aktuelle Daten würden zeigen, dass in den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 23 Prozent der Väter Kinderkrankentage beanspruchten. Im Vorjahreszeitraum lag die Quote bei rund 25 Prozent. Der Anteil der Mütter stieg indes wieder von 75 auf 77 Prozent.

Bundesweit ist der Anteil der kindkrank Zuhausgebliebenen Väter zurückgegangen

In den einzelnen Bundesländern sieht die Lage unterschiedlich aus. Während in Thüringen der Anteil der Väter sogar noch gestiegen ist (von 27,4 auf 28,7 Prozent) ist er in Hamburg beispielsweise drastisch von 32,7 auf 28 Prozent abgestürzt. So wie im Norden ist die Lage aktuell in vielen Bundesländern.

Anteil der von Vätern genommenen Kinderkrankentage 2021 und 2022.
Anteil der von Vätern genommenen Kinderkrankentage 2021 und 2022.
© KKH

Ein möglicher Grund für die Entwicklung könnten die Corona-Lockerungen in diesem Jahr sein. Die Normalisierung von Kita-, Schule- und Arbeitsalltag haben dazu geführt, dass zum einen Kinder nicht mehr von generellen Schulschließungen betroffen sind und zum anderen, dass die Eltern wieder regelmäßig ins Büro müssen. Genau an diesem Punkt kommt dann die Diskrepanz zwischen Männern und Frauen zum Tragen.

Denn: Noch immer arbeiten Frauen deutlich häufiger in Teilzeit. Nach einer Aufstellung von "Sozialpolitik aktuell“ lag die Teilzeitquote 2021 von Frauen bei 49,1 und bei Männern bei 12,1 Prozent. Hinzukommt, dass der Hauptverdiener-Job – der meist noch immer von den Männern ausgeführt wird – wichtiger für die Familienfinanzierung und damit in Regel unflexibler ist.

Während der Pandemie sind die Väter häufiger zu Hause geblieben

Die Daten der KKH zeigen, dass Väter gerade pandemiebedingte Kinderkrankentage eher in Anspruch genommen haben. Im Jahr 2021 waren es weit mehr als die Hälfte der Männer, in diesem Jahr lediglich jeder neunte betroffene KKH-Versicherte.

Die Regelung, dass Eltern auch dann Kinderkrankentage beantragen können, wenn der Nachwuchs nicht krank ist, aber dennoch zu Hause betreut werden muss, wurde bis in das kommende Jahr 2023 verlängert. Während den Lockdowns ging es da vor allem um die coronabedingten Kita- und Schulschließungen, aber auch eine Quarantäne führt zu einer häuslichen Betreuung.

Die Betreuung von Kindern generell und gerade im Krankheitsfall liegt daher nicht wieder, sondern nach wie vor vermehrt bei den Müttern. Zwar ist Erwerbsbeteiligung von Frauen in den vergangenen 30 Jahren deutlich angestiegen – Vollzeit arbeiten viele Mütter jedoch nicht. Der häufigste Grund ist das deutlich höhere Gehalt des Mannes, welches für den Lebensunterhalt wichtig ist. Die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen führt noch immer zu einer Ungleichheit auf dem Arbeitsmarkt – und dazu, dass Frauen unbezahlte Carearbeit übernehmen.

Verwendete Quellen: Sozialpolitik-aktuell.de, Pressemitteilung KKH

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei ELTERN.

slr

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