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Wie eine Familie den Tod ihres ungeborenen Kindes verarbeitet

Wie eine Familie den Tod ihres ungeborenen Kindes verarbeitet
© Lovesong Photography
Emily (26) brachte ihre Tochter tot zur Welt - und zeigt Fotos der kostbaren gemeinsamen Momente auf Facebook.

Emily und Richard werden ihre Tochter Monroe nie lachen sehen. Kurz vor der Geburt verstarb ihr Mädchen völlig überraschend im Bauch der Mutter. Die Eltern fanden einen ungewöhnlichen Weg, um mit ihrem Schmerz umzugehen. Nach der Geburt verbrachten sie neun Stunden mit ihrem toten Baby und ließen die gemeinsamen Momente fotografieren. Die schwer erträglichen Bilder stellten sie ins Netz - auch, um anderen betroffenen Eltern Mut zu machen, über den Tod ihres Kindes zu sprechen.

Beim Frühstück mit ihrem 5-jährigen Sohn und ihrer Nichte bemerkte die Kalifornierin Emily, dass ihr Baby nicht wie üblich zu strampeln begann - so wie sonst, wenn Mama ihren ersten Kaffee trank. Überrascht bewegte Emily ihren Bauch hin und her und als von Baby Monroe immer noch keine Reaktion kam, holte sie das Herzfrequenzmessgerät. Es zeichnete keine Herztöne auf.

In Panik rief Emily ihren Mann an, der bereits bei der Arbeit war, und fuhr anschließend ins Krankenhaus. Dort wurde festgestellt, dass Baby Monroe nicht mehr am Leben war. Die Nabelschnur hatte sich um den Hals des kleinen Mädchens gelegt. Allein und völlig verstört verließ Emily das Krankenhaus, ihr Mann arbeitete zwei Stunden weit weg.

Monroe wurde am nächsten Morgen um 5 Uhr per Kaiserschnitt geboren. Eine Freundin von Emily bat die Fotografin Lindsey Natzic-Villatoro, selbst dreifache Mutter, dazu. Sie war dabei, als Monroe um 7. 25 Uhr auf die Welt geholt wurde.

Die Eltern verbrachten neun Stunden mit ihrer toten Tochter. Diese kurze gemeinsame Zeit als Familie ließen sie fotografieren. "Ich wollte, dass unsere Familie zeigen kann, wie wunderschön unsere Tochter war", sagte Emily "Yahoo Health". Mit den gemeinsamen Bildern möchten sie die Erinnerung an ihr Mädchen bewahren – und anderen Familien Trost spenden, die ein ähnliches Schicksal erleiden müssen.

Nach den gemeinsamen Stunden im Krankenhaus fuhren Emily und Richard Staley zurück in ihr Haus voller Babysachen, die sie für Monroe besorgt hatten. Wie üblich, hatte das ungeborene Baby einen Namen, wurde geliebt und hatte bereits einen festen Platz in der Familie. Der große Bruder hatte schon die Tage bis zur Geburt gezählt.

Drei Fragen an Heike Blumenberg vom "Institut für Trauerarbeit e.V."

BRIGITTE: Was ist für Eltern wichtig, wenn sie mit dem Tod ihres ungeborenen Kindes konfrontiert werden?

Heike Blumenberg: Der erste Gedanke der Eltern ist oft: schnell aus dem Albtraum erwachen! Aber die Erfahrung zeigt, dass alle Eltern froh sind, wenn sie das ausgehalten und sich Zeit genommen haben, sich mit dem Verlust ihres Kindes auseinanderzusetzen.

Wie sieht diese Auseinandersetzung idealerweise aus?

Glücklicherweise besteht heute in vielen Krankenhäusern die Möglichkeit, dass die Eltern in aller Ruhe Abschied nehmen. Das wird inzwischen ganz liebevoll gemacht, mit einer Begleitung, in einer guten Atmosphäre. Nicht mehr wie früher, wo es hieß: schnell weg mit dem Kind. Es ist sehr wichtig, dass die Eltern sich als Familie fühlen können, dass sie realisieren, dass sie ein gemeinsames Kind haben. Das gilt besonders für die Väter, die ja von der Schwangerschaft nicht so viel mitbekommen wie die Frauen, und für die alles oft sehr abstrakt ist. Für sie ist es besonders wichtig, die Möglichkeit zu bekommen, ihr Kind zu berühren, es in den Händen halten zu können. Manche Eltern haben das Glück, ein eigenes Zimmer zu bekommen, wo sie zusammen übernachten dürfen, als Familie mit ihrem Baby in der Mitte. Diese Zeit ist so unbeschreiblich kostbar und kurz, die bekommt man nie wieder.

Ist es sinnvoll, Fotos zu machen?

Das Kind zu fotografieren, ist eine Möglichkeit für die Eltern, das sichtbar zu machen, was ja sonst niemand sieht: "Ja, wir sind Eltern, wir haben ein Kind." Deshalb bieten Hebammen häufig an, dass gute Fotos gemacht werden, ebenso wie Fußabdrücke und dergleichen. Auch wenn die Fotos schwer anzusehen sind, man kann sie auch zunächst in eine Erinnerungskiste legen. Es ist einfach wichtig, dass etwas bleibt.

Emilys und Richards Tragödie ist leider kein Einzelschicksal. In unserer Community können sich betroffene Eltern austauschen.

sar

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