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Hillary Clinton: Dürfen Frauen Gefühle zeigen?

Das Bild, auf dem Hillary Clinton entsetzt die Tötung Osama bin Ladens verfolgt, ging um die Welt. Nun wird die US-Außenministerin dafür kritisiert. Dürfen Frauen in einem solchem Moment nicht ihre Gefühle zeigen? Müssen sie Kälte und Härte ausstrahlen wie die Männer auf diesem Foto? Nein, bitte nicht!

Gebannt starren elf Männer und zwei Frauen auf den Bildschirm: US-Präsident Barack Obama und sein Kabinett verfolgen life, wie Osama bin Laden aufgestört und getötet wird. Hillary Clinton hält sich die Hand vor den Mund, ihr Blick voller Entsetzen. Das Foto aus dem so genannten "Situation Room" im Weißen Haus ging um die Welt. Die Außenministerin zeigt darauf in einem höchst dramatischen Moment eine menschliche Reaktion. Und wird in den USA dafür jetzt heftig beschimpft. Ihr wird vorgeworfen, sie mache auf diesem Bild einen schwachen Eindruck. Es sei ein Affront für die Opfer des Terroranschlags und die eigenen Soldaten. Im Internet-Dienst Twitter wird gelästert: "Schaut euch Hillarys Gesicht an. Das ist echte Angst." Sie habe sich damit, so wird getwittert, als Obamas Rivalin für die Wahl 2012 ausgeschaltet.

Angst? Schwäche? Hallo, geht’s noch? Die Außenministerin zeigt in einem Moment höchster Dramatik ein unverstelltes Gesicht. Sie zeigt, dass sie jenseits politischer Vernunft menschlich, moralisch und sehr sehr privat reagieren kann. Das ist keine Meinungsäußerung, sondern eine unverstellte Reaktion - ein Ausdruck von Stärke. Solche Momente lassen hoffen, dass Politik auch in ihren schlimmsten Momenten nicht kalt und berechnend sein muss.

Text: Claudia KirschFoto: Imago

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