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Tanja Hock Sie macht das Leben für die Frauen in Madagaskar besser

Tanja Hock
Tanja Hock
© PR
Babys, die im Müll entsorgt werden, eine schlechte medizinische Versorgung und viel Leid – so sieht die traurige Realität in Madagaskar aus. Tanja Hock hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Leben der menschen zu verbessern.

2006 geht Tanja mit einer Schweizer Hilfsorganisation nach Madagaskar. Drei Jahre lang begleitet sie diese und blickt in ein Land, in dem viele Probleme vorherrschen und dringend Hilfe benötigt wird. Durch die Adoption ihres Sohnes lernt sie das Land noch besser kennen und weiß ab diesem Punkt, dass sie etwas ändern möchte. Tanja Hock entscheidet sich zu bleiben, ihr Leben in Deutschland hinter sich zu lassen und es ganz den Menschen in diesem Land zu widmen. Die schlimmen Verhältnisse und der Adoptionsstopp durch das Haager Abkommen machen ihre Mission für sie immer dringlicher. Weil die Heime überfüllt sind und als Konsequenz Kinder auf grausamste Weise entsorgt werden, beginnt sie, einen Plan zu entwickeln, um die Menschen vor Ort zu unterstützen.

Tanja Hock: So hilft sie vor Ort

Um etwas an den vorherrschenden Zuständen zu ändern, bildet die zweifache Mutter ein kleines Team, organisiert sich und fängt an, nachts mit ihrem Hebammen-Mobil rauszufahren, um Bauern und Frauen auf der Straße zu helfen und sie zu versorgen. Sie wird gefragt, ob sie eine Krankenstation neben einer Schule leiten möchte. 2018 wird aus dieser ein richtiges Krankenhaus für Geburtshilfe. So entwickeln sich das Leben und die Arbeit von Tanja Hock in einem der ärmsten Länder dieser Welt. 

Wir haben mit Tanja gesprochen und dabei eine Frau kennengelernt, die uns von ihrer Arbeit, dem Sinn ihres Lebens und von Selbstlosigkeit erzählt.

BRIGITTE: Was hat dich nach Madagaskar verschlagen?

Tanja Hock: Die Stiftung Helimission hat entschieden, dass mein Einsatzland Madagaskar sein würde. Und dann habe ich mich in Madagaskar verliebt und bin geblieben.

Madagaskar ist ein extremes Land. Es ist eines der schönsten und eines der ärmsten. 

Die Menschen leben in bitterster Armut und sind dabei extrem freundlich sowie gut gelaunt. Ich habe einfach die Not gesehen und da gab es für mich die Frage nicht mehr, ob ich weggehe oder bleibe. Mir wurde nur klar: Hier muss etwas passieren.

Einen typischen Alltag wird es bei dir wohl kaum geben. Magst du uns trotzdem einen Einblick in deinen Tagesablauf geben?

Wir haben regelmäßige Programme für alles Mögliche. Mein Alltag sieht aber grundsätzlich so aus, dass ich normale Bürozeiten habe, dabei aber immer auf Rufbereitschaft bin. Zusätzlich begleite ich die Medizin, wenn es Notfälle gibt. Und wie du sagst, einen Alltag gibt es nicht wirklich. Also unsere Ärzte und Zahnärzte haben einen geregelten Ablauf und damit Arbeitsalltag, während es in der Geburtshilfe sowie bei Notfällen keinen Alltag gibt.

Geburtshilfe, Krankenhäuser, Ärzte und Ärztinnen. Ihr habt viel erreicht. Worauf blickt ihr seit der Gründung zurück?

Wir hatten Ende Juni 147 Mitarbeiter, wovon die Hälfte medizinisches Personal ist. Alle anderen sind Fahrer, Hygienepersonal, Küchenpersonal sowie Verwaltungs- und Sicherheitspersonal. In Madagaskar braucht man Tag- und Nachtwächter. Hinzukommen noch Automechaniker. Damit können wir 147 Familien ein Einkommen ermöglichen.

Akzeptanz und Ablehnung

Akzeptiert die Regierung eure Arbeit und welche Berührungspunkte habt ihr mit ihr?

Wir haben Berührungspunkte, denn wir brauchen Lizenzen und Genehmigungen für alles, was wir tun. Wie in vielen Entwicklungsländern ist das Gesundheitssystem in Madagaskar bei Weitem nicht perfekt aber MHM (Anm.d.Red.: Mobile Hilfe Madagaskar e.V.) versucht auf seiner Ebene, dies zu verändern. Wir geben natürlich auch alle Berichte ab und haben alle Genehmigungen, die wir für unsere Arbeit brauchen.

Letztendlich haben wir ja eine Antwort auf eine Frage, die keiner gestellt hat.

Eine internationale Organisation hat schon einmal angefragt, ob wir als Modellbeispiel für Madagaskar dienen wollen und da habe ich gesagt, dass wir das erst einmal nicht möchten. Wir gucken jetzt, dass wir unser Team stabilisieren und später können wir dann versuchen, mit der Regierung zu arbeiten. 

Stößt du auf Unverständnis oder sogar Ablehnung?

Unsere Mitarbeiter lernen das deutsche System kennen und sind dann auch wirklich dankbar dafür, wenn sie verstanden haben, was das alles bedeutet und wie groß der Unterschied zu ihrem System ist. Ich sage dann immer, dass wir unsere Mitarbeiter in Madagaskar davon überzeugen müssen, dass jeder ein ordentliches Krankenhaus und eine gute Versorgung verdient. Daran arbeiten wir.

Du lebst in Madagaskar und hast damit dein Leben in Deutschland aufgegeben. Wie war es, diesen Schritt zu gehen und zu sagen, dass du vor Ort bleibst und hilfst?

Es war natürlich sehr schwierig, meine Familie sowie mein Leben in Deutschland zu verlassen. Für mich war aber klar, dass das mein Leben und mein Weg ist, um anderen Menschen zu helfen. Letztlich überwiegt die Freude und Schwierigkeiten gehören nun einmal überall dazu. Das war am Anfang nicht leicht, aber nach den ersten Besuchen war dann jeder einzelnen Person aus meinem Umfeld klar, dass das mein Weg ist und jetzt unterstützen sie uns natürlich auch.

Wie reagieren die Menschen vor Ort auf euch?

Die Leute sind extrem dankbar, weil in Ambovo, dem Dorf, indem wir sind, gab es früher gar nichts. Der Staat bietet keine Strom- oder Wasserversorgung und die Straßen sind furchtbare Pisten, die sich in der Regenzeit in Schlamm verwandeln. Dieses kleine Dörfchen war total vergessen, abgeschnitten von der Zivilisation. Dadurch, dass wir dort hingekommen sind, hat sich das geändert. Zunächst haben wir natürlich Medizin gebracht und dann durch unser Wachstum Arbeitsplätze geschaffen und eine Infrastruktur aufgebaut. Das heißt, viele unserer Mitarbeiter kommen aus diesem Dorf. Es arbeiten jeden Tag ca. 70-80 Menschen bei uns, die die rund 100 Patienten versorgen. Es gibt kleine Motorrad-Taxis, wodurch wir nicht mehr so weite Strecken zu Fuß laufen müssen sowie kleine Geschäfte, in denen man Snacks kaufen kann. Vor Kurzem hat das erste Bekleidungsgeschäft aufgemacht.

Aufzugeben war noch nie eine Option und damit fangen wir auch gar nicht erst an. 

"Die meisten Erlebnisse sind positiv oder wir verändern sie zu etwas Positivem."

Was gibt dir die Kraft durchzuhalten?

Ich bin Christ und habe dadurch eine Beziehung zu Jesus, der mir als Kraftquelle dient. Unser Team und die Zusammenarbeit sind etwas, wo wir sehen, dass das, was wir machen, gut ist. Die meisten Erlebnisse sind positiv oder wir verändern sie zu etwas Positivem. Und von daher ist auch das meine Kraftquelle.

Madagaskar bildet einen großen Kontrast zu dem sehr privilegierten Standard in Deutschland. Zweifelst du manchmal an deiner Entscheidung oder ist es für dich klar, dass deine Zukunft in dem Inselstaat liegt?

Mein Leben und meine Zukunft liegen in Madagaskar. Ich habe eigentlich keine Momente, in denen ich Zweifel habe, ob das alles richtig ist, aber manchmal denke ich: "Warum können wir nicht vorangehen?" Einmal im Jahr habe ich das Gefühl, dass wir es einfach lassen sollten. Das ist dann aber auch nach zwei Stunden wieder verflogen und es geht weiter. Aufzugeben war noch nie eine Option und das fangen wir auch gar nicht erst an. Für mich ist es wichtig, dass ich ein Geschenk für die Menschen um mich herum sein kann und dass ich dazu beitrage, dass manche Leute einen Grund zum Lächeln haben.

Was war einer der prägnantesten Momente in deiner Zeit in Madagaskar?

Wir hatten erst kürzlich ein junges Mädchen, die mit einem Notfall zu uns kam. Sie kommt aus einer bettelarmen Familie und wäre einfach gestorben, wenn sie nicht behandelt worden wäre. Sie hatte nämlich kein Geld für eine Behandlung und auch nicht die Möglichkeit, in ein Krankenhaus zu gehen. Dadurch, dass wir über Spenden finanziert werden und nicht schauen müssen, ob der Patient Geld hat oder nicht, konnten wir sie operieren und damit ihr Leben retten. Handeln zu können, ist ein wahres Geschenk. Das 15-jährige Mädchen lächelnd und gesund rausgehen zu sehen, hat mich dieses Jahr sehr bewegt. Mit dem, was wir in Deutschland haben, können wir das Gesicht der Welt in Madagaskar verändern.

Wenn du helfen kannst und möchtest

Die Mobile Hilfe Madagaskar e.V. finanziert sich komplett über Spenden. Aus diesem Grund ist es ein große Bereicherung, wenn Menschen mit etwas Geld helfen und unterstützen können. Für eine medizinische Versorgung werden im Durchschnitt acht Euro benötigt. Somit ermöglichen bereits verhältnismäßig kleine Summen, dass auf der anderen Seite der Welt einer Person in Not geholfen werden kann. Wenn du die Organisation unterstützen kannst und möchtest, schau gerne auf der Website von Mobile Hilfe Madagaskar e.V. vorbei. Das Material für die Arbeit des Vereins kommt aus Deutschland.

Brigitte

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