Sind alle Schüler:innen wirklich gleichberechtigt, wenn es um Bildung geht? Oder gibt es Unterschiede, die mit der sozialen oder kulturellen Herkunft zusammenhängen? Und wie steht es eigentlich um die Zukunft der Jüngeren in Deutschland? Mit all diesen Fragen hat sich eine neue Forsa-Studie beschäftigt und 1.018 Personen zwischen 14 und 21 Jahren dazu befragt. Eins der auffälligsten Probleme: Bei dem Thema Chancengleichheit unter Schüler:innen mit verschiedenen Hintergründen zeichnet sich bereits seit Jahren ein immer negativeres Bild ab.
Nur ein Drittel glaubt an gleiche Chancen für alle
Die befragten Jugendlichen und jungen Erwachsenen gaben mit 32 Prozent an, dass Kinder in Deutschland unabhängig von ihrer sozialen und kulturellen Herkunft die gleichen Chancen auf eine gute Bildung haben. 64 Prozent, also fast zwei Drittel aller Befragten, gaben hingegen an, dass dem nicht so sei. Diese Einschätzung der Jüngeren zeigt den bisher geringsten Stand an, der jemals bei der seit 2015 gestellten Frage zur Chancengleichheit ermittelt wurde.
Dass die Chancenungleichheit laut den jüngeren Menschen Deutschlands ein Problem ist, steht nicht erst seit dieser Umfrage für sie fest. Zuletzt waren es im Jahr 2018 weniger Personen, die sich kritisch zu den Chancen der Kinder im Bildungssystem äußerten, als positiv – und schon damals war das Ergebnis knapp. Seit 2019 nimmt die Anzahl derjenigen, die das Bildungssystem als ungerecht gegenüber bestimmten Schüler:innen halten, aber kontinuierlich zu.
Junge Menschen sehen trotzdem positiv in die Zukunft
Über zwei Drittel der Befragten (70 Prozent) glauben daran, dass eine gute Zukunft in den kommenden Jahren auf sie wartet. Lediglich 23 Prozent sind sich dessen nicht ganz so sicher (Angabe: "vielleicht") und nur sieben Prozent antworteten mit Nein. In der beruflichen Zukunft ist ein Großteil der jungen Personen davon überzeugt, dass es für sie später gut laufen wird. 32 Prozent sehen dieser Zeit positiv entgegen, 50 Prozent eher positiv. Weniger als ein Fünftel (15 Prozent) sehen diese negativ (13 Prozent) oder eher negativ (2 Prozent). Männliche Befragte waren dabei häufiger positiv eingestellt als weibliche.
Ein Grund für Optimismus? Freund:innen!
Eine der ersten Assoziationen mit der Schule ist für junge Menschen der soziale Ort. 83 Prozent gaben an, dass sie in der Schule wichtige Freund:innenschaften schließen konnten. Etwa vier von fünf Befragten (82 Prozent) gaben außerdem an, dass der Kreis der Freund:innen einen Einfluss auf die Bildungschancen habe. Hier ebenfalls ganz vorne dabei waren die Qualität der Schule und Lehrpersonen (96 Prozent), dicht gefolgt von der Unterstützung der Eltern (93 Prozent) und der Motivation des Kindes (90 Prozent).
72 Prozent sind außerdem der Meinung, dass die Bildung der Eltern ein Faktor für die gute Bildung eines Kindes ist. 52 Prozent sehen beim kulturellen Hintergrund der Familie eine weitere Einflussmöglichkeit.
Bildungsgleichheit schon lange in der Diskussion
Laut dem INSM-Bildungsmonitor 2022 vom Institut der deutschen Wirtschaft ist der Bildungsgrad der Kinder immer noch stark von dem erreichten Bildungsstand der Eltern abhängig. Das zeige sich in diversen Untersuchungen, unter anderem im OECD-Durchschnitt, in dem Deutschland in Bezug auf die Chancengleichheit unter dem Durchschnitt liegt. Auch der IQB-Bildungstrend 2021 zeigte eine Ungleichheit bei Kindern mit Zuwanderungshintergrund oder sozial benachteiligten Kindern. Es ist nicht nur in diesen Berichten, sondern auch anderen Untersuchungen empirisch mehrfach belegt worden, dass eine Benachteiligung von Kindern aus sozial schwächeren Familien der Alltag ist und eine Lösung für dieses Problem gefunden werden muss.
Verwendete Quelle: Forsa / Tag der Bildung, insm-bildungsmonitor.de, IQB, deutsches-schulportal.de