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Steile Berge, feuchte Täler: Dieses Plakat sorgt für mächtig Ärger

Steile Berge, feuchte Täler: Dieses Plakat sorgt für mächtig Ärger
© picture alliance / dpa
Das Schwarzwald-Städtchen Triberg wirbt mit einer nackten Frau und einer schlüpfrigen Zeile für Männerparkplätze - und bekommt dafür ordentlich Gegenwind.

Was ist passiert?

Gallus Strobel, Bürgermeister der 5000-Einwohner-Gemeinde Triberg im Schwarzwald, kam auf die pfiffige Idee, mit einem provokanten Bild für seine "Männerparkplätze" zu werben. Zu sehen ist eine nackte Frau, die sich mit leicht gespreizten Beinen am Boden räkelt und ihre üppigen Brüste in Richtung Himmel streckt. Über ihrer Silhouette prangt der Spruch: "Steile Berge, feuchte Täler".

Nee, oder?

Doch. CDU-Mitglied Strobel möchte damit einen "Beitrag zum Humor in der Gesellschaft" leisten.

... und es endlich auch mal in die Schlagzeilen schaffen.

Die Aufmerksamkeit kommt ihm sehr gelegen. Denn auch wenn das 45 Kilometer südwestlich von Freiburg gelegene Städtchen mit den höchsten Wasserfällen Deutschlands aufwarten kann, hätte Strobel gern noch mehr zahlkräftige Touristen, die sich das Naturspektakel anschauen.

Aber mit dieser Aktion vergrault er doch zumindest die Frauen!

Stimmt. Die Kritik ließ auch nicht lange auf sich warten. "Diese Art der sexistischen Werbung, die den nackten Körper einer Frau als Blickfang nutzt und die sexuelle Verfügbarkeit von Frauen allgemein suggeriert, ist frauen- und menschenverachtend", heißt es in einer Mitteilung der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragen Baden-Württembergs. Bei Twitter ärgern sich sowohl Frauen als auch Männer über das plumpe Motiv. Einen Alternativvorschlag gibt's auch schon:

Was sagt denn der Herr Bürgermeister zu dem Gegenwind?

Dafür hat Gallus Strobel kein Verständnis: "Es geht um die Freiheit der Kunst, die provozieren darf und soll", findet er. Er freut sich sogar über die deutschlandweiten Diskussionen. "Was jetzt wieder abgeht, ist eine unbezahlbare Werbung für Triberg", sagte der 61-jährige Kommunalpolitiker im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Die Kritiker, die ihm Sexismus vorwerfen, hätten einfach "alle keinen Humor".

Wie viel Humor verstehen die Einwohner Tribergs?

Nicht so viel wie ihr Bürgermeister. Der Triberger Gemeinderat ist not amused über die "niveaulose Parkhausmalerei". Es sei von einem Bürgermeister verantwortungslos, mit einer solch billigen Effekthascherei Unfrieden in seine Gemeinde zu bringen. "Da Strobel offensichtlich diesbezüglich wenig Rücksicht auf die Meinung seiner Bürger nimmt, die ihn gewählt haben, (...) sehen wir uns genötigt, (...) uns auch öffentlich von dieser primitiven Aktion zu distanzieren, die der Stadt Triberg Schaden zufügt und ihren Gemeinderat ins falsche Licht rückt", betonen die gewählten Bürgervertreter.

Wer hat sich den Quatsch eigentlich ausgedacht?

Das Wandbild, eine Auftragsarbeit des Hobbykünstlers Werner Oppelt, ist die Kopie einer Grafik der Triberger Künstlerin Selina Haas, mit der das "Ferienland Schwarzwald" bereits 2014 warb. Neben einer Frauensilhouette stand der Spruch "Große Berge, feuchte Täler & jede Menge Wald". Auch damals gab es Ärger. Nachdem sich der Deutsche Werberat mit der Anzeige beschäftigt hatte, entschloss sich die Marketinggesellschaft, sie nicht mehr zu verwenden. So richtig glücklich sind beide Künstler nicht mit dem Motiv. "Ich habe das von Anfang an mit etwas Widerwillen gemacht, das ist einfach nicht so mein Stil", sagt Oppelt. Haas betont, dass ihr Entwurf deutlich gemäßigter gewesen sei. Das Parkplatzbild sei in der Tat sexistisch, "vor allem mit dem Kontext Männerparkplatz rückt das Bild in eine erotische Ecke, das ist zu provokant."

Mal ganz grundsätzlich: Wozu braucht man Männerparkplätze?

Auch dafür hat Strobel, der vor drei Jahren den ersten Männerparkplatz Deutschlands als solchen kennzeichnete, eine Erklärung: "Die Stellplätze sind sehr schwer zu befahren, da kommt man eigentlich nur rückwärts rein. Da haben wir die Idee gehabt, daraus welche für Männer zu machen."

Was für ein Genie!

Nicht wahr? Rückwärts in die Parklücke - darauf sind Frauen halt nicht programmiert, räumliches Vorstellungsvermögen und so, wissen wir ja alle. Also eine echt innovative Unfallprävention.

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