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Findet ihr euch wieder? Studie identifiziert 8 verschiedene Corona-Typen während der Pandemie

Corona-Typen: Während die einen sich einen Pausenknopf wünschen, schauen die anderen optimistisch nach vorne.
Corona-Typen: Während die einen sich einen Pausenknopf wünschen, schauen die anderen optimistisch nach vorne.
© insta_photos / Shutterstock
Die qualitative Langzeitstudie "Lebensgefühl Corona" der Diakonie Deutschland hat 50 Menschen während der Pandemie ein Jahr lang begleitet und befragt. Herausgekommen sind acht unterschiedliche Corona-Typen. Findet ihr euch wieder?

Über ein Jahr hinweg wurden 50 Menschen aus einem Querschnitt der deutschen Bevölkerung dazu befragt, wie sie ihren Alltag während der Pandemie erleben, was ihnen in der Krise Halt gibt und auch, inwieweit Kirche und Diakonie dabei unterstützen.

"Dadurch liegt erstmals im deutschsprachigen Raum eine Langzeitstudie vor, die einen unverstellten Blick auf das Lebensgefühl der Menschen in allen Phasen der Pandemie ermöglicht", so der Studienleiter Daniel Hörsch der Evangelischen Zukunftswerkstatt "midi".

Die Corona-Typen bieten einen differenzierten Blick auf die Bedürfnisse der Menschen

Die Studie ist in Zusammenarbeit mit der Diakonie Deutschland, dem Gesundheitsunternehmen Agaplesion gAG, der Evangelischen Kirche in Deutschland, der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximillians-Universität München (LMU) und dem Marktforschungsinstitut Limest entstanden.

Die unterschiedlichen Corona-Typen seien zwangsläufig "immer etwas zugespitzt", so Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland. Jedoch würden sie einen differenzierten Blick auf die derzeitigen Bedürfnisse der Gesellschaft bieten. Nur so könne effektiv gegen die materiellen und psychosozialen Folgen der Pandemie vorgegangen werden.

Das sind die 8 unterschiedlichen Corona-Typen zusammengefasst

1. Die Achtsamen

Die Achtsamen sind laut Studienergebnissen Suchende auf dem Weg der Selbstverwirklichung und um inneren Frieden bemüht. Sie probieren gerne Neues, sind verantwortungsvoll und freiheitsliebend. Die Krise hat ihnen gezeigt, dass die Menschheit natürliche Grenzen hat. Aus ihrer Sicht ist ein anderer, schonender Umgang mit natürlichen Ressourcen erforderlich. Sie streben nach einem solidarischen, toleranten Miteinander in der Gesellschaft.

Das Pandemiegeschehen sahen die Achtsamen zwar relativ entspannt, die Vorsichtsmaßnahmen haben sie jedoch als nervend empfunden und stehen dem Impfen teilweise skeptisch-kritisch gegenüber.

2. Die Ausgebrannten

Ausgebrannte sind regelrechte Powermenschen, stoßen in der Pandemie allerdings an ihre Grenzen. Die Vielzahl an schlechten Nachrichten überlastet und entkräftet sie. Resignation gehört bei ihnen aktuell zum Grundgefühl. Krisen verunsichern sie, sie suchen nach einem pragmatischen und menschenwürdigen Umgang und stellen das eigene Wohl hinter das anderer zurück. Insbesondere die Familie steht im Fokus der Fürsorge.

Ausgebrannte lebten häufig isoliert aus Sorge, andere anzustecken. Die Maßnahmen empfanden sie jedoch als starke Reglementierung – gerade die Besuchszeiten in Krankenhäusern und Pflege-Einrichtungen. Sie wünschen sich nichts sehnlicher als einen Ort zum Fallenlassen.

3. Die Empörten

Die Empörten verstehen sich laut der Studie als urbane, kosmopolitische Avantgardist:innen. Sie treten aktiv für die Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Solidarität ein und gelten als aufgeschlossen, kreativ-gesellig und spontan. Sie informieren sich über gesellschaftliche Veränderungen und nehmen aktiv am gesellschaftspolitischen Leben teil.

Die Empörten zeichnen sich durch eine zeitkritisch-optimistische Einstellung zur Pandemie aus. Social Distancing wurde vor allem im Freundeskreis kreativ-digital aufgefangen. Sie machen aus der Krise das Beste und haben die Zeit zur Selbstreflexion genutzt. Empörte hoffen, dass das eigene Leben die Welt ein wenig besser machen wird.

4. Die Denker:innen

Die Denker:innen sind laut der Studie geprägt durch Eltern aus der 68er-Generation. Im Gegensatz zu den Empörten verstehen sich die Denker:innen als intellektuelle Avantgarde. Die Freiheit des Denkens steht an oberster Stelle. Allem Dogmatischen stehen sie skeptisch bis ablehnend gegenüber. Fundiertes Wissen ist das Wichtigste in einer Krise. Denker:innen haben dabei immer das große Ganze im Blick – sie gelten als tolerante Weltverbesser:innen mit einer großen Nähe zur Philosophie, den Naturwissenschaften und der Ethik.

Die Pandemie empfinden Denker:innen als heilsam. Die Aufregungen in der Welt nehmen sie sehr kritisch wahr, und die mangelnde Weitsicht und unklare Krisenkommunikation bemängeln sie. Sie ordnen die Pandemie in den Gesamtkontext ein, sehen die langfristigen Folgen und schätzen den Austausch unter Gleichgesinnten.

5. Die Erschöpften

Erschöpfte empfinden das Leben jeher als Kampf, heißt es in der Studie. In der Kurzbeschreibung werden sie als "im besten Sinn des Wortes: kleinbürgerlich" beschrieben. Das Leben gleicht einem Hamsterrad – Verpflichtungen folgen neuen Aufgaben, es werden viele Opfer verlangt. Erschöpfte nehmen Krisen als Herausforderungen und Lasten wahr und sind dennoch darum bemüht, den Alltag perfekt zu bewerkstelligen.

Sie zeichnen sich durch eine fatalistische Einstellung zur Pandemie aus, informieren sich über die aktuelle Lage und machen sich Gedanken über die Auswirkungen auf die Gesellschaft und das Zusammenleben. Die Regeln während der Pandemie haben die Erschöpften ernst genommen und penibel eingehalten. Sie wünschen sich mehr Zuspruch für ihre Leistungen und sehnen sich nach Austausch und Begleitung. Der größte Wunsch: ein Pausenknopf – einmal durchatmen.

6. Die Genügsamen

Bei den Genügsamen handelt es sich um die "aufstrebende junge bürgerliche Mitte", so die Studie. In intakten Familien behütet auf dem Land aufgewachsen, eine gute Bildung genossen, Kontakt zur Stadt und das mobile Arbeiten als die normale Arbeitsform – das sind die Genügsamen. Sie achten sehr auf ihre Work-Life-Balance, wobei der Beruf häufig nur der Sicherstellung eines guten Lebens dient. Sie sind sehr auf emotionale und materielle Sicherheit bedacht, der eigene Nestbau steht im Vordergrund.

Herausforderungen gehen sie pragmatisch an, daher sind die Genügsamen auch insgesamt gut durch die Pandemie gekommen. Für sie war diese Zeit nicht bedrohlich oder existentiell für das eigene Leben. Insgesamt haben Genügsame das Bedürfnis nach Entschleunigung, nach innerer Ruhe und Ausgeglichenheit.

7. Die Mitmacher:innen

Die Studie beschreibt die Mitmacher:innen als "verantwortungsbewusste Mittelschicht", die auf dem Dorf lebt und deren Familie und Sozialleben im Fokus stehen. Sie nehmen sich selbst als Rückgrat der Gesellschaft wahr und sind grundsätzlich eher weniger ängstlich. Sie sind auf die Einhaltung von Regeln bedacht und haben nur wenig Verständnis für Intoleranz und Egoismus.

Von der Corona-Pandemie waren die Mitmacher:innen nur mittelbar betroffen. Im familiären Kontext stand vor allem die Sorge um die älteren Familienmitglieder im Vordergrund. Sie sind gut informiert und sehen die Aufregungen teilweise kritisch. Sie hoffen sehr, dass durch die Impfungen die Pandemie enden wird. Stark ausgeprägt ist bei den Mitmacher:innen der Wunsch nach klaren und einheitlichen Regeln, nach gesellschaftlichem Zusammenhalt und Durchhaltevermögen.

8. Die Zuversichtlichen

Zuversichtliche sind "im besten Sinne des Wortes: gutbürgerlich", heißt es in der Studie. Sie sind meist mit einem Eigenheim ausgestattet, und für sie spielt die Familie eine große Rolle. Ihre Haltung ist geprägt von der Devise: ausprobieren statt warten. Sie sind hilfsbereit, charismatisch und Ansprechpartner:innen für ihr nahes Umfeld.

Insgesamt ging es den Zuversichtlichen während der Pandemie gut. Sie machten sich selbst keine großen Sorgen, am Coronavirus zu erkranken, und haben die Maßnahmen zur Eindämmung pragmatisch mitgetragen. Wenn Sorgen aufkamen, dann vor allem um andere Menschen aus der Familie oder dem nahen Umfeld. Die Pandemie hat für die Zuversichtlichen den Blick auf das Wesentliche im Leben frei gelegt und zum Nachdenken angeregt.

Verwendete Quellen: Studie "Lebensgefühl Corona", diakonie.de, mi-di.de

Brigitte

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