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Studie beweist: Deutschland versagt bei Gleichberechtigung!

Studie: Keine gesetzliche Gleichberechtigung in Deutschland
© Jacob Lund / Shutterstock
Von wegen gleichberechtigt! Eine neue Studie hat sich deutsche Gesetze näher angeschaut und festgestellt, das Deutschland noch weit entfernt davon ist, Frauen und Männer gleichzustellen. Warum unser Land versagt.

Deutschland gehört zu den führenden Industrieländern Europas. Man könnte also davon ausgehen, dass es ein Land ist, das Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern schon längst erreicht hat – schließlich zählen wir bereits das Jahr 2019.

Blöd nur, dass dem nicht so ist. Deutschland wird in puncto Gleichstellung nicht nur von zahlreichen europäischen Ländern überholt, sondern auch von Kanada, Australien, Peru und Paraguay. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie der IBRD (Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung), die sich für die wirtschaftliche Entwicklung aller Länder, sowie für den Umweltschutz und die Armutsbekämpfung interessiert.

Gleichberechtigung: Was ist per Gesetz geregelt?

In der Studie mit dem Titel Frauen, Business und das Gesetz 2019 wurden 187 Länder im Hinblick auf die Gleichberechtigung ausgewertet. "Von einer 25-Jährigen, die ihren ersten Job bekommt, über eine Mutter, die die Arbeit mit der Betreuung ihrer Kinder in Einklang bringt, bis hin zu einer Frau beim Übergang in den Ruhestand untersucht der Index, wie die wirtschaftlichen Entscheidungen, die Frauen betreffen, durch das Gesetz geregelt sind", lautet die Studienbeschreibung.

Nach folgenden acht Kategorien wurden die Länder bewertet:

  • Bewegungsfreiheit (z. B.: Können Frauen selbst entscheiden, wo sie leben? Dürfen Frauen alleine im In- und Ausland verreisen?)
  • Einen Job bekommen (z. B.: Haben Frauen die gleichen Jobchancen wie Männer? Sind Frauen vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz geschützt? Werden Frauen beruflich diskriminiert?)
  • Bezahlung bei der Arbeit (z. B.: Sorgt ein Gesetz für ein gleiches Gehalt von Frauen und Männern? Dürfen Frauen in den gleichen Berufen arbeiten wie Männer?)
  • Ehe (z. B.: Sind verheiratete Frauen selbstbestimmt oder müssen sie ihrem Ehemann gehorchen? Gibt es Gesetze, die Frauen vor häuslicher Gewalt schützen? Haben Frauen das Recht, sich scheiden zu lassen oder ist es nur Männern vorbehalten?)
  • Kinder (z. B.: Werden Frauen während des Mutterschutzes mindestens 14 Wochen lang bezahlt? Wird die Elternzeit vom Staat bezahlt? Werden Schwangere gesetzlich geschützt?)
  • Unternehmen führen (z. B.: Schützt das Gesetz vor Diskriminierung der Frauen? Dürfen Frauen Verträge ebenso signieren wie Männer? Dürfen Frauen ein eigenes Bankkonto eröffnen? Dürfen sie ein eigenes Unternehmen gründen?)
  • Vermögensverwaltung (z. B.: Haben Frauen und Männer die gleichen Rechte bezüglich ihres Eigentums? Haben Töchter und Söhne die gleichen Rechte, zu erben?)
  • Rente (z. B.: Ist der verpflichtende Ruhestand für Frauen und Männer im gleichen Alter vorgesehen? Sieht das Gesetz vor, dass Elternzeit in der Rente finanziell berücksichtigt wird?)

In jeder Kategorie wurden in der Studie Punkte verteilt, das Maximum lag bei 100 Punkten. Diese wurden lediglich von sechs Ländern erreicht: Belgien, Dänemark, Frankreich, Lettland, Luxemburg und Schweden.

Einen Score von immerhin 97,5 Punkten erreichten neun Länder: Österreich, Kanada, Estland, Finnland, Griechenland, Irland, Portugal, Spanien und Großbritannien.

96,8 Punkte erreichten Australien, Island und Serbien, gefolgt von Peru mit 95 Punkten.

Sieben Länder kamen auf einen Score von 94,3: Kroatien, Tschechische Republik, Italien, Niederlande, Norwegen, Paraguay und die Slowakei.

Deutschland versagt bei Gehalt und Kinderbetreuung

93,7 Punkte erreichten Bulgarien, Ungarn, Litauen und Polen. Erst dann, auf Platz 31 (!) und mit nur 91,8 Punkten, folgt Deutschland, das sich punktetechnisch auf dem gleichen Gleichberechtigungs-Niveau befindet wie Kosovo, Malta und Mauritius.

Am schlechtesten schnitt Deutschland in den Kategorien Gehalt (75 Punkte) und bei den Auswirkungen von Kindern auf das Leben der Frauen (60 Punkte) ab. Grund sind die ungerechte Bezahlung von Frauen und Männern sowie die mangelhafte Kinderbetreuung in Deutschland.

USA und Schweiz überraschend schlecht

Überraschend schlecht schnitten auch die USA (mit 83,7 Punkten auf Platz 65) und die Schweiz (82,5 Punkte; Platz 70) ab. Japan landete auf Platz 83 (79,3 Punkte), die Türkei auf Platz 85 (79,3 Punkte), China auf Platz 100 (76,2 Punkte), Russland auf Platz 116 (73,1 Punkte) und Indien auf Platz 125 (71,2 Punkte).

Die letzten zehn Plätze belegen Bahrain (37,5 Punkte), Guinea-Bissau (36,2 Punkte), Jordanien (35 Punkte), Kuwait (35 Punkte), Syrien (34,3 Punkte), Katar ( 32,5 Punkte), Iran (31,2 Punkte), Sudan (29,3 Punkte) und die Arabischen Emirate (29,3 Punkte). Auf dem letzen Platz landete Saudi Arabien (25,6 Punkte).

Frauen haben nur 3/4 der Rechte von Männern

Sieht man sich den Durchschnitt aller Länder insgesamt an, kommt man zu dem traurigen Ergebnis, dass Frauen weltweit nur drei Viertel der Rechte von Männern haben.

Allerdings gibt es auch positive Entwicklungen zu verzeichnen. Vergleicht man die Ergebnisse der Studie mit jenen von vor zehn Jahren, haben sich 131 Länder positiv entwickelt, etwa durch Gesetzes- und Regulierungsreformen.

Vorreiter bei den Gleichberechtigungsfortschritten ist eindeutig Frankreich. Vor zehn Jahren erzielte das Land einen Score von 91,8 Punkten – im Jahr 2019 gehört es mit 100 Punkten zu den Spitzenreitern. Grund dafür waren Reformen in den Bereichen häusliche Gewalt, rechtliche Konsequenzen für sexuelle Diskriminierung bei der Arbeit und die Einführung von bezahlter Elternzeit.

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