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Neue Studie Häusliche Gewalt erhöht das Selbstmordrisiko für Frauen um das Dreifache

Frau wird Mund zugehalten
© Goffkein / Adobe Stock
Es müssen nicht immer Schläge und Tritte sein. Oft beginnt häusliche Gewalt viel leiser oder subtiler. Die Folgen sind es nicht. Ein aktuelles Briefing zeigt, wie die Selbsttötungsrate bei Frauen mit ihrem Erleben von häuslicher Gewalt verknüpft ist.

Eine kleine spitze Bemerkung hier, dann ein vermeintlich spielerisches Kneifen, über Manipulation und Gaslighting hin zu Bedrohungen, Beschimpfungen, Belästigungen und Kontrolle, die nicht selten in Schlägen und Tritten gipfelt. Gewalt hat viele Gesichter. Doch Gewalt in Partnerschaften trifft meist Frauen. In Deutschland wird jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer und/ oder sexualisierter Gewalt, bei etwa jeder vierten Frau ist der Täter der eigene oder frühere Partner. Noch höher sind die Zahlen bei Mädchen und Frauen mit Behinderung, wie das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) schreibt. Sie erleben je nach Gewaltform zwei bis dreimal häufiger Gewalt als der Bevölkerungsdurchschnitt. 

Spätestens seit der Pandemie, einhergehend mit diversen Lockdowns, ist das Thema häusliche Gewalt wieder mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Die Folgen jahrelangen Missbrauchs sind verheerender als bislang angenommen. Ein neu veröffentlichtes Briefing der Wohltätigkeitsorganisation Agenda Alliance, welches auf einer Analyse der Forschungsergebnisse der City, University of London beruht, hat nun die Zusammenhänge zwischen Selbstverletzungen, Selbsttötungsversuchen und den Erfahrungen von Frauen mit häuslicher Gewalt durch ihren Partner untersucht.

Suizidrisiko dreimal so hoch

Die Untersuchung basiert auf Forschungsergebnissen aus dem jüngsten Adult Psychiatric Morbidity Survey von 2014, für die 7.058 Menschen zu ihren Erfahrungen mit häuslicher Gewalt befragt wurden. Neben körperlichen Angriffen zählen auch sexueller sowie emotionaler Missbrauch und kontrollierende Verhaltensweisen durch den:die Intimpartner:in als häusliche Gewalt. Die Ergebnisse der Analyse zeigen jedoch auch, die Tiefe der Verletzungen Betroffener.

Bei Frauen, die von einem Partner misshandelt wurden, war die Wahrscheinlichkeit, einen Selbsttötungsversuch zu unternehmen, dreimal höher als bei Frauen, die nicht misshandelt wurden. Besonders gefährdet sind Frauen, die in finanziell prekären Verhältnissen leben. Etwa die Hälfte der Frauen (47 %), die arbeitslos sind oder aufgrund von Krankheit oder Behinderung nicht arbeiten können, haben häusliche Gewalt durch einen Partner erlebt. Auch bei sexuellem Missbrauch zeigt sich für die Opfer ein erhöhtes Risiko von Selbstverletzungen, Selbsttötungsgedanken und Selbsttötungsversuchen. Zwar sind auch Männer betroffen. Im Vergleich sind Frauen aber zehnmal häufiger Opfer sexuellen Missbrauchs durch einen Partner als Männer.

Es ist beschämend, dass der eindeutige Zusammenhang zwischen häuslicher Gewalt und Selbstmordgedanken bei Frauen bisher nicht als die öffentliche Gesundheitskrise erkannt wurde. 

Das erklärte Jess Southgate, stellvertretende Geschäftsführerin der Agenda Alliance.

Betroffene Frauen brauchen mehr Unterstützung

Damit Frauen zukünftig besser geschützt und unterstützt würden, müssten alle Mitarbeitenden des öffentlichen Dienstes darin geschult werden, Frauen zu fragen, ob sie in Sicherheit seien und ihnen gegebenenfalls die Hilfe zukommen lassen, die sie brauchen, damit sie nicht weiterhin in den missbräuchlichen Situationen gefangen bleiben, fordert Jess Southgate, um es gar nicht so weit kommen zu lassen. 

Bist du von häuslicher Gewalt betroffen? Beim HILFETELEFON Gewalt gegen Frauen 08000 116 016 wird schnell und anonym geholfen! Weiterführende Informationen gibt es außerdem unter hilfetelfon.de.

Weitere Quelle: bmfsfj.de

jba Brigitte

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