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Studie Erstmals Mikroplastik in Muttermilch nachgewiesen

Stillende Frau
© golubovy / Adobe Stock
Stillen ist das Beste für unsere Babys. So jedenfalls wurde es uns bislang vermittelt. Doch nun wurde erstmalig Mikroplastik in Muttermilch gefunden. Sollte nun auf das Stillen verzichtet werden?

Muttermilch gilt als Wundermittel. Sie ist nicht nur die perfekt abgestimmte Nahrung für die ersten Lebensmonate eines Babys, sondern auch gut für die Haut und das Immunsystem, sie wirkt antibakteriell und entzündungshemmend. Doch dieses Bild wird nun getrübt. Wie die britische Zeitung "The Guardian" berichtete, entdeckte ein italienisches Forscherteam erstmalig Partikel von Polyethylen, PVC und Polypropylen in menschlicher Muttermilch, was den Forschenden zufolge "ein Anlass zu großer Besorgnis" sei. 

Muttermilch bei 26 von 34 Frauen mit Mikroplastik belastet

Für die Studie, die im Fachjournal Polymers erschien, untersuchte ein italienisches Forscherteam die Muttermilchproben von 34 gesunden Müttern eine Woche nach der Geburt. Bei 26 Frauen wurde Mikroplastik in der Muttermilch nachgewiesen. Da kein Zusammenhang mit der Ernährung der Frauen feststellbar war, geht das Forscherteam davon aus, dass das allgegenwärtige Vorkommen von Mikroplastik in unserer Umwelt der Grund für die Belastung ist.

Frühere Forschungen haben bereits die toxische Wirkung von Mikroplastik in menschlichen Zelllinien, Labortieren und Meerestieren gezeigt. Welche die Auswirkungen die winzigen Plastikbestandteile auf lebende Menschen haben, sind noch unbekannt. Daher bedarf es nun dringend weiterer Untersuchungen: "Es wird entscheidend sein, Wege zu finden, um die Exposition gegenüber diesen Schadstoffen während der Schwangerschaft und Stillzeit zu reduzieren“, so Dr. Valentina Notarstefano, eine der Autorinnen der Studie. "Aber es muss betont werden, dass die Vorteile des Stillens viel größer sind als die Nachteile (...). Studien wie unsere dürfen das Stillen von Kindern nicht reduzieren, sondern das öffentliche Bewusstsein schärfen, um Druck auf Politiker auszuüben, um Gesetze zur Reduzierung der Umweltverschmutzung zu fördern.“

Kuh- und Flaschenmilch sind keine gesündere Alternative

Bereits im Jahr 2020 wurde von einem italienischen Team Mikroplastik in der menschlichen Plazenta nachgewiesen. Weitere Studien ergaben außerdem, dass mit der Flasche gefütterte Babys wahrscheinlich jeden Tag Mikroplastik schlucken, da die Innenflächen der Polypropylen-Babyflaschen bei der Benutzung angegriffen werden, insbesondere wenn sie mit Heißgetränken gefüllt werden. Auch Kuhmilch sei oft mit Mikroplastik belastet.

Um die Verunreinigung durch Mikroplastik in der Muttermilch möglichst gering zu halten, rät Notarstefano werdenden Müttern, auf in Plastik verpackte Lebensmittel und Getränke, Kosmetika und Zahnpasten mit Mikroplastik sowie Kleidung aus synthetischen Stoffen so gut es geht zu verzichten, auch wenn in dieser kleinen Studie noch keine spezifischen Mikroplastik-Risikofaktoren identifiziert werden konnten.

Die Wissenschaftlerin rät dringend weitere Studien an: "Bisher gibt es noch keine Erkenntnisse über die möglichen Auswirkungen von Mikroplastik und verwandten Schadstoffen auf den Säugling. Daher besteht ein dringender Bedarf an weiteren Studien, da die frühen Lebensstadien, Neugeborene und Kleinkinder anfälliger für Chemikalien- und Partikelbelastungen zu sein scheinen. Dies sollte eine Priorität der Gesundheitsforschung sein.“

Quellen: theguardian.com

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei ELTERN.

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