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Ist Müttersterblichkeit sexy?

Müttersterblichkeit ist kein Thema, das die Massen mobilisiert. Dabei wäre sie bei entsprechendem Engagement in vielen Fällen vermeidbar. Die Organisation "Save the Children" lenkt mit einem Video Aufmerksamkeit auf das Problem.

Wie bekommt ein Thema Aufmerksamkeit, vor dem wir normalerweise die Augen verschließen? Wie veranschaulicht man horrende Zahlen, über die wir lieber nicht nachdenken, weil sie uns den schönen Sommertag vermiesen? Es geht um Zahlen wie diese:

  • Jeden Tag sterben 800 Mütter und 18.000 Kinder unter fünf Jahren an vermeidbaren Ursachen.
  • Über 250 Millionen Kinder unter fünf Jahren leben in Ländern mit bewaffneten Auseinandersetzungen.
  • Mütter in Krisengebieten sterben 14 Mal so oft wie bewaffnete Soldaten.
  • In der Demokratischen Republik Kongo ist es gefährlicher, eine Frau oder ein Kind zu sein, als ein bewaffneter Kämpfer.
  • In Sierra Leone stirbt jedes fünfte Kind vor seinem fünften Geburtstag.

Wie bekommen diese Tatsachen Aufmerksamkeit?

Mit Sex.

Deshalb hat die Londoner Organisation "Save the Children" anlässlich der Veröffentlichung des "15. State of the World’s Mothers Report" ein Video gedreht, in dem zwölf Models in einem New Yorker Studio scheinbar für eine "sexy Marke" Werbung machen. Als sie im Verlauf des Shootings die Zahlen des Reports in die Kamera hauchen sollen, fällt ihnen das so schwer, dass sie resignieren:

"We can't make this issue sexy, but it deserves your attention – wir können dieses Thema nicht sexy machen, aber es verdient Ihre Aufmerksamkeit."

Die Probleme sind lösbar

Indem das Video die westliche Glamourwelt mit der grausamen Realität in den Entwicklungsländern kontrastiert, macht es uns bewusst: Während wir uns im Westen mit unserer "Sexiness" beschäftigen, sterben anderswo Frauen und Kinder massenhaft an Krankheiten, Schwangerschaften, Naturkatastrophen und Gewalt – oft nur, weil ihnen der Zugang zu medizinischer Versorgung fehlt. "Die hohe Mütter- und Kindersterblichkeit in Krisengebieten überrascht uns nicht, bleibt jedoch für 'Save the Children' nicht hinnehmbar. Naturkatastrophen oder Kriege können wir nicht verhindern, aber es ist viel leichter nach Krisen bereits zuvor vorhandene Infrastruktur wieder herzustellen, als völlig neu aufzubauen. So können Menschenleben gerettet werden – das belegt unser Report ganz deutlich", sagt Kathrin Wieland, Geschäftsführerin von Save the Children Deutschland.

Dass die Probleme nicht unlösbar sind, zeigt etwa das Beispiel Nepal. Das Land im Himalaya hat das Millenniums-Entwicklungsziel erreicht und die Müttersterblichkeit um drei Viertel gegenüber dem Stand von 1990 gesenkt. Äthiopien konnte die Müttersterblichkeit um zwei Drittel reduzieren. Wer das Drama der Mütter- und Kindersterblichkeit ebenfalls nicht hinnehmen will, kann online spenden unter www.savethechildren.de.

Der Report

Der "State of the World's Mothers Report" vergleicht die Lebenssituation von Müttern und Kindern weltweit. In 178 Ländern wurden Müttergesundheit, Kindersterblichkeit, Schulbildung, Einkommen und der gesellschaftspolitische Status von Frauen bewertet.

Die Spitzenplätze belegen in diesem Jahr Finnland, Norwegen und Schweden. Deutschland liegt auf Platz 8, die USA rangieren auf Platz 31, auf dem letzten Platz liegt Somalia.

In den Ländern der Schlussgruppe sind die Bedingungen für Mütter und ihre Kinder sehr hart. Eine von 27 Frauen stirbt an Komplikationen während der Schwangerschaft oder Geburt, jedes siebte Kind erlebt seinen fünften Geburtstag nicht.

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse auf Deutsch lesen Sie unter www.savethechildren.de.

sar

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