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Ägypten: Warum Mursi gehen musste

Präsident Mohammed Mursi wurde aus dem Amt gejagt. Eine Momentaufnahme der Ägyptologin Abier El Shazly, die selbst gegen Präsident Mohammed Mursi demonstriert hat - und hofft, dass dieses Mal alles besser wird.

"Verschwinde!", hatten Millionen Ägypter Präsident Mursi entgegengerufen. Seit dem 30. Juni, dem ersten Jahrestag von Mursis Amtsantritt, waren die Massenproteste in den Metropolen eskaliert. Nun haben die Generäle Mursi abgesetzt und unter Hausarrest gestellt. Adli Mansur, Oberster Richter des Verfassungsgerichts, wurde als kommissarisches Staatsoberhaupt eingesetzt.

Die Kairoer Ägyptologin Abier El Shazly, die schon gegen Mubarak demonstriert hat, erzählt, warum sie auch gegen Präsident Mursi auf die Straße ging - und warum sie hofft, dass die Proteste dieses Mal einen glücklicheren Ausgang nehmen.

Wir nennen ihn das große Schaf

"Bei den Wahlen waren wir gezwungen, zwischen Pest und Cholera zu wählen, zwischen Mursi und Mubaraks Leuten. Wir hassen Mursi, weil er das Land in Säkulare und Muslimbrüder gespalten hat. Er hat den Fehler gemacht, Religion ins Spiel zu bringen. Nicht Mursi hat Ägypten regiert, sondern die Muslimbrüder. Mursi schreckte nicht davor zurück, das Gesetz zu ihren Gunsten zu brechen. Deshalb hat er unseren Respekt verloren – wir nennen ihn das große Schaf.

Die Lebensbedingungen der Ägypter sind in seiner Amtszeit immer schlechter geworden: Es gibt kaum Benzin, alles ist teurer geworden, der Müll bleibt liegen. Mursi hat Terroristen aus dem Gefängnis entlassen und Aktivisten des Arabischen Frühlings ins Gefängnis gesteckt. Er hat öffentlich dazu aufgerufen, Oppositionelle zu töten. Außerdem unterhält er enge Verbindungen zur Hamas. Er ist ein Lügner, seine Zeit war abgelaufen.

Wir wollen unsere Zukunft ohne die Muslimbrüder gestalten, auch wenn wir sehr hart dafür arbeiten müssen, damit Ägypten sich erholt.

Es ist unmöglich zu wissen, was die Zukunft bringen wird, das haben wir in den vergangenen zwei Jahren gelernt. Aber ich hoffe, dass wir jetzt einen Wendepunkt in der Geschichte Ägyptens erleben. Dieses Mal ist alles anders: Polizei und Militär sind auf unserer Seite. Ich bin wahnsinnig glücklich!"

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