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"Sozialtourismus" ist das Unwort des Jahres 2013

Mitten in der Debatte um die Freizügigkeit von Rumänen und Bulgaren innerhalb der EU hat die sprachkritische Jury das Wort "Sozialtourismus" zum Unwort des Jahres gekürt.

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Der Duden definiert den Begriff "Sozialtourismus" als "Gesamtheit der Ortswechsel, die die Betreffenden nur vornehmen, um sich in den Genuss bestimmter Sozialleistungen zu bringen". Dieses Vorgehen unterstellen Populisten rumänischen und bulgarischen Bürgern, die seit 1. Januar 2014 Freizügigkeit innerhalb der EU genießen. Die sprachkritische Jury aus Darmstadt begründete ihre Entscheidung für das Unwort des Jahres so: "Mit dem Schlagwort wurde von einigen Politikern und Medien gezielt Stimmung gegen unerwünschte Zuwanderer, insbesondere aus Osteuropa, gemacht".

Die Jury wählte unter mehr als 1300 Vorschlägen aus der Bevölkerung das Unwort des Jahres unabhängig aus. Weitere häufig genannte Begriffe waren "Supergrundrecht", "Armutszuwanderung", "Kampf-Radler" - für rücksichtslose Radfahrer - und der Begriff "passive Bewaffnung", der im Zusammenhang mit dem Blockupy-Protest in Frankfurt am Main verwendet wurde.

Der Begriff "Supergrundrecht" geht auf das Konto von Ex-Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich. Der CSU-Politiker hatte im Zusammenhang mit der NSA-Affäre gesagt, für Deutsche sei die Sicherheit ein "Supergrundrecht", das über die anderen Grundrechte zu stellen sei. Das Wort "Armutszuwanderung" wird mehr oder weniger synonym zu "Sozialtourismus" in der Debatte um die befürchtete Zuwanderung von Osteuropäern nach Deutschland verwendet.

Die sprachkritische Aktion "Unwort des Jahres" hat seit 1991 zum Ziel, mit ihrer Benennung von Unwörtern einen sensibleren Umgang mit Sprache in der öffentlichen Kommunikation zu erreichen. Weitere Infos unter www.unwortdesjahres.net
 

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