Worum geht’s genau? In einer US-Studie wurden 1623 Teilnehmer befragt, wie sie Social Media nutzen und wie sich dies auf ihr Leben auswirkt. Die Autoren Joseph Grenny und David Maxfield sind Kommunikations-Experten und Bestseller-Autoren.
Was kam dabei heraus? Viele von uns sind Bestätigungs-Junkies. Unsere Lieblingsbeschäftigung: Virtuelle "Trophäen" sammeln, sprich: möglichst viele "Likes", Favoriten, Sternchen abgreifen. Aber: Während wir so fleißig damit beschäftigt sind, im Netz zu schillern, vernachlässigen wir unser Leben offline. Beispiel? Statt dass wir uns genüsslich in der Frühlingssonne aalen, vergeuden wir unsere Pause damit, möglichst künstlerisch wirkende Fotos von Krokussen zu schießen und sie aufwändig zu bearbeiten. Bloß, um möglichst viele "Gefällt mir" abzugreifen.
Warum machen wir das? "Mit 'Likes' kann man vergleichsweise leicht soziale Bestätigung bekommen", sagen die Urheber der Studie. Sie warnen allerdings: Wir befinden uns gerade in einer Phase, in der wir anfangen, virtuelles Glück höher zu bewerten als das Glück außerhalb der sozialen Netzwerke.
Ist das denn wirklich alles so schlimm? Entscheidet selbst! Hier sind die wichtigsten Ergebnisse der Studie:
- 58 Prozent der Befragten gaben an, dass sie auf der Suche nach dem perfekten Bild für ein soziales Netzwerk schon mal einen schönen Moment verpasst haben
- 14 Prozent sagten, sie hätten sich schon einmal selbst in Gefahr gebracht für ein Posting, mit dem sie besonders beeindrucken wollten
- Drei von vier Teilnehmern sagten, dass sie schon mal unhöflich oder abwesend in Gegenwart anderer waren, weil ihnen ihr soziales Netzwerk wichtiger war
- Jeder vierte greift sogar in intimen Momenten zum Smartphone
- 91 Prozent haben schon Touristen beobachtet, die mehr mit dem Posten einer Sehenswürdigkeit beschäftigt waren als mit der Umgebung
- 79 Prozent kennen Eltern, die sich mehr um das perfekte Foto sorgen als um ihr Kind
Was hilft? Für alle, die sich jetzt ertappt fühlen, haben die Autoren der Studie ein paar Tipps parat.
- Guckt euch selbst von außen an
- Stellt euch die Frage: Was würde ein vertrauensvoller Mensch wohl sagen, wenn er mich jetzt so sehen würde?
- Begrenzt die Zahl eurer Postings
- Wer mehr als einmal am Tag postet, hat eventuell schon ein Problem, so die Studienautoren. Sie empfehlen Zurückhaltung.
- Nehmt euch Zeit
- Statt einen Schnappschuss nach dem anderen zu machen und dann sofort das nächste Motiv zu jagen, solltet ihr wieder lernen, inne zu halten. Und das, was ihr durch die Handykamera gesehen habt, bewusst mit eigenen Augen anschauen.
- Gönnt euch Auszeiten
- Traut euch, auch mal auf euer Smartphone zu verzichten. Anfängliche Entzugserscheinungen gehören dazu und zeigen, dass ihr auf dem richtigen Weg seid. Mit etwas Übung gelingt es dann sicher auch wieder: den Moment zu genießen - ohne Ablenkung.
Was Leute so alles für "Likes" tun:
"Ich habe mit meinem Sohn geschimpft und er ist ausgerastet. Ich fand das so lustig, dass ich es wiederholt habe, ihn dabei gefilmt und das Video bei Instagram hochgeladen habe. Danach dachte ich: 'Was tue ich da?'" (Mutter eines Dreijährigen)
"Ich bin ernsthaft enttäuscht darüber, dass ich auch während des Autofahrens ständig mein Smartphone auf Neuigkeiten checke. Gott sei Dank ist bisher noch nichts Schlimmes passiert." (Studienteilnehmerin)
"Ich habe Leute gesehen, die mitten auf dem vollen Hollywood Boulevard zwischen Autos und Fußgängern herumgelaufen sind, um ein Selfie zu schießen. Nur, damit sie kurze Zeit später auf dem Fußweg 'Neeein!' schreien konnten, weil ihnen das Ergebnis nicht gefiel." (Studienteilnehmer)
"Ich habe so viele Fotos während der Tanzvorführung meiner Tochter gemacht, dass ich gar keine Zeit mehr zum Zugucken hatte. Sie fragte mich: 'Hast Du mich gesehen?' Ganz ehrlich: Hatte ich nicht." (Mutter)