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Das perfekte Baby Sind Social-Media-Filter für Neugeborene der neue Trend?

Ein Baby wird mit dem Handy fotografiert
© chomplearn_2001 / Adobe Stock
Anscheinend lösen makellos retuschierte Babys auf Instagram die Realität ab. Eine werdende Mutter spricht besorgt über die bearbeiteten Bilder der Kleinen in den sozialen Medien.

Unsere eigenen Kinderfotos waren meist noch mit der analogen oder digitalen Kamera geschossen. Voller Imperfektion lachen wir in verschmutzten Klamotten, mit Kratzern oder einem mit Brei verschmierten Gesicht in die Linse. Denn die Methoden zum Aufhübschen der Fotos hatten unsere Eltern damals noch gar nicht. Auf Instagram scheint sich diese doch so schöne Sicht auf die Kindheit zu wandeln. Babybilder sollen hübsch sein, Kinder werden mit Filtern in Videos hochgeladen, alles neigt sich anscheinend dem Schönheitsideal zu. Und natürlich sind diese auf Hochglanz polierten Fotos auch ein Ausdruck des Stolzes der Familien auf Social Media. Doch sollten wir nicht auch die imperfekten wunderschönen Momente zu schätzen wissen und teilen?

Instagram-Filter + Co: Bessere Haut fürs Neugeborene

Auf Instagram schreibt die Influencerin und Journalistin Danae Mercer darüber, dass sie inzwischen oft Anleitungen zum Bearbeiten von Kinderfotos sehe. Videos, die erklären, wie Eltern ihre Babybilder perfekter aussehen lassen. Bessere Farben oder glattere Haut sind beispielsweise im Fokus. Auch jüngere Kinder und Jugendliche würden oft unter ihren vorgeschlagenen Inhalten auftauchen, ihre Augen mit einem starken Filter verändert, um niedlicher auszusehen. Möglicherweise aber auch, um die Kinder für Fremde unerkennbar zu lassen. "Ich hoffe einfach, dass wir nicht das magische, chaotische und UNBEARBEITETE Durcheinander der Kindheit verlieren", so Mercer in ihrem Video.

Gefährlich oder unbedenklich?

Was mag es wohl bei einem Kind auslösen, wenn es ab einem gewissen Alter realisiert, dass die meisten Bilder von ihm nur verändert in die Öffentlichkeit gelangen. Die werdende Mama Mercer beschreibt es wie folgt: Es sei, als würde man ihnen sagen wollen, dass ihre Gesichter noch besser sein könnten. Ausbaufähig. Mit glatter Haut und glänzenden Storys. "Es ist, als würden wir ihnen die Perfektion ins Ohr flüstern", schreibt die Influencerin. "Ich mache mir Sorgen. Denn Kinder sind wie Schwämme. Jetzt schon nehmen sie in dieser Social-Media-Welt so viel mehr auf, als wir realisieren". Schließlich sind Eltern für Kinder meist die wichtigste Bezugsperson, und die Kleinen lernen das, was ihnen in ihrem jungen Leben begegnet.

Für mehr verschmierte Kindergesichter

Die Herausforderungen, denen Kinder im Internet begegnen können, sind endlos. Nun sei es aber an den Eltern, sie auf diesem Weg zu leiten und zu unterstützen, so Danae Mercer. Sie wolle die Frauen selbst nicht verurteilen, die ihre Babyfotos retuschieren. Immerhin sei sie zurzeit noch schwanger und könne noch nicht wissen, ob sie später ein Geburtsmal oder die schuppige Haut auf einem Bild entfernen werde. Filter bei jungen Mädchen einzusetzen, sodass sie mit großen Augen und besserer Haut zu sehen sind, fühle sich für sie aber seltsam und auch gefährlicher an. "Jetzt gerade möchte ich nur sagen, dass ich hoffe, dass wir das wirre Chaos der Kindheit nicht verlieren", schreibt sie. "Mit all den Stürzen und Kratzern, den wilden Haaren und den mit Essen verschmierten Gesichtern. Ich hoffe, wir halten diese Momente genauso fest. Imperfekt perfekt und magisch, einfach nur weil sie wahr sind."

Social Media kann Kinder süchtig machen

Der richtige Umgang mit Handy, iPad oder dem Internet generell ist in unserer heutigen Zeit sehr wichtig. Denn die Nutzung kann auch zu Abhängigkeit oder psychischen Problemen führen. Schätzungen zufolge sollen etwa 100.000 Teenager:innen in Deutschland Social-Media-süchtig sein, so heißt es nach den Ergebnissen einer DAK-Studie über die Zwölf- bis 17-Jährigen des Landes. 
Was Kinder und Jugendliche in den sozialen Medien sehen oder dort mit anderen User:innen erleben, kann sie beeinflussen und ihren Selbstwert ebenso – sowohl positiv als auch negativ. Ihnen zu zeigen, dass nicht alles im Online-Bereich der Realität entspricht, ist also relevant. Das Internet bietet auf der einen Seite viele Chancen, birgt aber auch Risiken – für Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Daher braucht es die Unterstützung von Eltern, damit die Kleinen einen verantwortungsvollen Umgang lernen und das Handy und die Welt im Netz nicht zum Problem wird.

Verwendete Quellen: Instagram/danaemercer, schau-hin.info, jugendundmedien.ch

lkl Brigitte

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