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Wütende Autorin: "Meine Fresse, muss das fantastisch sein, einen Penis zu haben!"

Simone Buchholz: "Es muss fantastisch sein, einen Penis zu haben!"
© Christian Charisius / Agentur/dpa
Die Autorin Simone Buchholz hat zum zweiten Mal den Deutschen Krimipreis gewonnen. Im Interview mit ZEIT Online spricht sie sich für die "Sichtbarkeit von Frauen" aus – und verrät den Grund für ihre Wut.

Simone Buchholz hat für ihren Kriminalroman Mexikoring den Deutschen Krimipreis eingeheimst. Der Thriller, der in Hamburg spielt, hat eine Frau als Protagonistin: die Staatsanwältin Chastity Riley. Mit der Figur Riley war Buchholz schon zwei Mal erfolgreich: Im Kriminalroman Blaue Nacht, für den sie im Jahr 2017 ausgezeichnet wurde, und Beton Rouge, mit dem sie 2018 den Stuttgarter Krimipreis gewann.

Die 46-jährige Schriftstellerin bringt seit 2007 beinahe jährlich einen neuen Krimi-Roman heraus, der vorzugsweise in ihrer Wahlheimat Hamburg spielt.

Nur 2 von 6 PreisträgerInnen sind Frauen

Von den jährlich sechs zu besetzenden Plätzen beim Deutschen Krimipreis – je drei in der kategorie "National" und drei in der Kategorie "International" – sind Frauen in der Regel unterrepräsentiert. So ist es auch im Jahr 2019, unter den PreisträgerInnen finden sich nur zwei Frauen (neben Buchholz die schottische Autorin Denise Mina mit Blut Salz Wasser).

Im Interview mit ZEIT Online nimmt Buchholz kein Blatt vor den Mund. Vor allem aber spricht sie sich für die Gleichberchtigung von Frauen aus: "Ich freue mich für jede Frau mit, die so einen Pott gewinnt, das arbeitet an der Sichtbarkeit von Frauen, auch gesellschaftlich. In dem Moment, wo man so ein Ding in der Hand hält, wird man besser gehört", kommentiert die Autorin ihre Auszeichnung.

"Existentialistische Literatur" vs. "lichte Unterhaltung"

Jüngst kritisierte Buchholz die Art und Weise, wie unterschiedlich über die Literatur von Frauen und Männern gesprochen wird:

Grund dafür war ein Bericht von WDR-Redakteur Ulrich Noller, der über die diesjährigen Krimipreis-Gewinner einen Blogeintrag schrieb. Darin schrieb Noller im Zusammenhang mit den Werken der männlichen Autoren über "existenzialistische Literatur", "herausragendes Stück Literatur" und "radikal gesellschaftskritisch", über Buchholz' Werk hingegen von "lichte Unterhaltung" oder "harte Krimikost."

"Wieso muss alles, das keinen Penis hat, klein gemacht werden?"

Buchholz' Kommentar dazu auf Twitter: "Meine Fresse, es muss so fantastisch sein, einen Penis zu haben!" Im Interview ergänzte sie: "Wieso muss alles, das keinen Penis hat, klein gemacht werden? Wir reden seit so langer Zeit schon von diesem strukturellen Problem, wir müssen immer wieder darauf hinweisen, und mich macht das so müde." Die Autorin twitterte: "So wird das nix mit der Gleichbehandlung von Männern und Frauen."

Die Mutter eines Sohnes beschreibt ihre Literatur hingegen so: "Ich habe das Gefühl, dass in dem ganzen Gelaber um uns herum sehr viel ersäuft. Wenn man will, dass die Leute einem zuhören, muss man so schreiben, dass sie beim Lesen stolpern."

Lesungen von Simone Buchholz zu ihrem aktuellen Krimi Mexikoring (Auswahl):

25.01. und 07.02. und 02.03. in Hamburg; 30.01. in Fürstenfeldbruck; 31.01. in Kümmersbruck; 01.02. in Kassel; 24.03. in Wiesbaden; 25.03. in Stuttgart; 27.03. in Freising.

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