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Das Schwein, das Tim Mälzer einen Haufen Ärger einbrachte

Starkoch Tim Mälzer postet ein Foto seines Küchenchefs mit Schweinekopf - und kassiert einen Shitstorm. Mieser Scherz oder ehrliches Foto?

Tim Mälzer postete auf Facebook dieses Foto aus der Küche seines Hamburger Restaurants "Bullerei" und schrieb dazu: "Schwein gehabt! - Und die Bullerei hat auch immer noch welches. Küchenchef Michi hat selbst Hand angelegt und das feine Allgäuer Schwein von Markus Ziegler portioniert und wie ihr seht: auch in Szene gesetzt."

Der Shitstorm ließ nicht lange auf sich warten: "geschmacklos", "dumm", "scheiß Aktion", "widerwärtig", "hohl" und "voll daneben!", fanden seine Facebook-Fans die Aktion. "Mälzer wird entliked!", drohten einige sogar - und dass sie seine heiß geliebte "Mälzer-Zange" nun wegwerfen würden.

Wer ist hier das echte Schwein?

Auch Vegan-Guru Attila Hildmann gab seinen Senf zum Schwein und fragte rhetorisch: Wer ist hier das echte Schwein? Zur Begründung schrieb er an Mälzer:

"Fakt ist, in Deutschland werden pro Jahr 750 Millionen Tiere geschlachtet, jedes verdammte Jahr! Meinst du nicht auch, dass wir damit den Tieren nicht schon genug Leid angetan haben??? Müssen wir uns auch noch über sie lustig machen und ihnen das letzte Fünkchen Ehre nehmen? Ich finde: Nein! Niemand muss Vegetarier oder Veganer werden, aber Respekt sollte man vor allen Lebewesen haben! Bei diesem Bild stellt sich mir eine wichtige Frage: WER ist hier das echte Schwein?"

Und Facebook-Userin Sydney empörte sich: "Das geht einfach gar nicht! Sowas macht man einfach nicht! Wenn der Kerl mal am Ende ist wird ihm auch nicht sein Kopf abgeschnitten und dann für solch einen scheiß benutzt.. ich kann gar nicht genug essen um so viel zu kotzen wie ich bei diesem Bilder gerne würde! Absolute scheiß Aktion!!"

Userin Sabine pflichtete bei: "Ist Tim Mälzer nicht derjenige, der immer vom Respekt vor dem Produkt spricht?!!!!"

Die Diskussion ist vor allem eines: scheinheilig

Ja, genau, Produkt. Nutztiere sind in unserer Ökonomie Produkte, die möglichst viel Geld einbringen - nicht mehr und nicht weniger. Und wir Verbraucher profitieren davon. Es ist eine Perversion unserer Gesellschaft, dass wir die Tiere, die wir essen, nur hübsch portioniert und ansprechend verpackt im Kühlregal liegen sehen wollen - oder eben schön kross und knusprig auf unserem Teller.

Deshalb ist diese Diskussion scheinheilig. Wer Fleisch isst, Mälzer liked und/oder bei ihm essen geht, liked auch die Nutztierhaltung mit allem, was dazu gehört. Bei Schweinen heißt das etwa: Stehen in grausamer Enge auf Betonböden, Turbomast, verendende Tiere, routinemäßige Antibiotikagabe, routinemäßiges Abschneiden der Schwänze (um Kannibalismus vorzubeugen), fabrikmäßige Tötung.

Und jeder Mälzer-Fan weiß: Auch wenn der Starkoch sich für eine artgerechte Tierhaltung ausspricht, strotzen seine Kochbücher und die Speisekarte seiner "Bullerei" (Nomen est Omen) nur so vor Fleischgerichten: Es gibt Wachtel, Tafelspitz, Beef Tatar, Ochsenschulter, Schweinebauch, Iberico-Schweinecarré, Hachse, Cordon Bleu, Filetsteak, T-Bone Steak, Hochrippe, Porter House, Flank Steak und so weiter.

Überraschung: Das Fleisch, das wir essen, hatte mal einen Kopf

Bald 800 Millionen Tiere werden in Deutschland pro Jahr geschlachtet. Fast jedes einzelne Tier hatte ein schreckliches Leben, das die Bezeichnung "Leben" gar nicht verdient. Aber wir schauen lieber weg. Wir wollen den Kopf nicht sehen, den unser Schnitzel einmal hatte.

Deshalb ist es gut, wenn uns jemand daran erinnert: Was wir da essen, waren mal Tiere, und Überraschung: Tiere haben Köpfe. Und womöglich sogar Gehirne und Gefühle. Wer sich das öfter mal vor Augen führt, greift vielleicht auch öfter zum Salat.

Mälzers Antwort

Und was sagt Mälzer dazu? Der Koch bleibt cool und antwortet mit einem Kürbiskopf und der Frage: "Besser so!?"

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