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Ein Video über zwei mutige Mädchen rüttelt Indien auf

Zwei Schwestern wehren sich in Indien gegen einen sexuellen Übergriff im Bus und zeigen ihre Peiniger an. Nun sollen sie die Tapferkeitsmedaille bekommen.

Wie Frauen in Indien ihr Leben jeden Tag meistern müssen, ist für viele in Deutschland nicht vorstellbar. Eine Studie der G-20 Staaten von 2012 ergab, dass Indien unter den großen Nationen das frauenfeindlichste ist. Sexuelle Übergriffe auf der Straße, Vergewaltigungen, häusliche Gewalt, Mitgiftmorde und Mädchentötungen gehören zum Alltag. Selbst die Regierung hat 2014 zugegeben, dass alle 22 Minuten eine Frau vergewaltigt wird. Aktivisten gehen von einer noch höheren Zahl aus, weil viele Opfer aus Scham die Täter nicht anzeigten.

Die Massenvergewaltigung mit Todesfolge einer Studentin in einem Bus hat 2012 Indien und die Welt aufgerüttelt. Seitdem gab es einige Versuche, Gewalt gegen Frauen zu ächten. Geändert hat sich für die Frauen jedoch wenig.

Das zeigt nun auch ein Video, das durch die sozialen Netzwerken kursiert. Zwei Schwestern aus dem nordindischen Bundesstaat Haryana, 19 und 22 Jahre alt, sind mit dem Bus unterwegs. Eine der beiden wird von drei Männern bedroht und sexuell belästigt. Die anderen Fahrgäste, der Busfahrer, der Kontrolleur - niemand greift ein. Doch die Schwestern wehren sich, sie schlagen auf die Männer ein und greifen schließlich zu Gürteln, um sich zu verteidigen. Eine schwangere Frau filmt den Vorgang mit ihrem Handy.

Später erzählen die Frauen in einem Interview, dass die Männer sie schließlich aus dem Bus geschubst hätten und weiter handgreiflich geworden wären. Erst als sie einen Ziegelstein warfen, verschwanden die Angreifer. Die schwangere Frau brachte die Opfer zur Polizei. Durch das Video konnten die Männer identifiziert und verhaftet werden. Sie könnten nun wegen Körperverletzung und sexueller Belästigung angeklagt werden. Auch der Busfahrer und der Kontrolleur wurden ausfindig gemacht und vom Dienst suspendiert. Die Transportbehörde versprach, für mehr Sicherheit der weiblichen Fahrgäste zu sorgen.

Die Schwestern sollen nun von der Regierung eine Tapferkeitsmedaille und 400 Euro Schmerzensgeld bekommen. Sie würden sich sicherlich mehr freuen, wenn sie wüssten, dass sie sich ohne Angst auf der Straße bewegen könnten. Und dass ihnen jemand im Ernstfall hilft.

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