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Sexuelle Belästigung "10 Sekunden sind kein Verbrechen": Italien wehrt sich gegen Skandal-Urteil

Sexuelle Übergriffe: Immer ein Verbrechen, egal wie viele Sekunden sie dauern mögen.
Das unglaubliche Gerichtsurteil, dass sexuelle Übergriffe unterhalb von zehn Sekunden angeblich kein Problem wären, hat viele Menschen in Italien zu einer kreativen Protestaktion inspiriert.

"Zählt es als sexuelle Belästigung, wenn ein Übergriff weniger als 10 Sekunden dauert?"

Das fragen sich derzeit viele junge Menschen in Italien und drücken auf sozialen Medien ihren Unmut aus. Der Grund: Ein Schulhausmeister wurde von einem Richter freigesprochen, nachdem er ein junges Mädchen begrapscht hatte – weil der Vorfall angeblich "nicht lange genug" gedauert hat.

Ähm ... wie bitte? Das ist nicht deren Ernst, oder?

Leider ja. Die Schülerin erzählte, sie sei mit einer Freundin die Treppe zum Unterricht hinaufgestiegen, als sie plötzlich spürte, wie ihre Hose heruntergezogen wurde und eine Hand ihren Po und ihre Unterwäsche berührte. Als sie sich umdrehte, sagte der Mann zu ihr: "Liebling, du weißt, dass ich nur Spaß mache". 

Oh Gott, ich muss mich kurz übergeben. Dieser "Spaß" hatte doch sicherlich Folgen, oder?

Nach dem Vorfall im April 2022 zeigte die Schülerin den 66-jährigen Schulhausmeister Antonio Avola bei der Polizei an. Er gab zu, die Schülerin ohne ihre Einwilligung angefasst zu haben, behauptete jedoch, es sei ein "Scherz" gewesen. Ein Staatsanwalt forderte zwar eine dreieinhalbjährige Haftstrafe, aber diese Woche wurde der Hausmeister von den Anklagen der sexuellen Belästigung freigesprochen. Laut den Richtern stelle das Geschehen "kein Verbrechen" dar, weil es weniger als zehn Sekunden gedauert habe.

Was für eine Frechheit!

Allerdings. Die betroffene Schülerin fühlte sich gleich doppelt verraten - von ihrer Schule und vom Justizsystem. Sie äußerte sich zu dem Vorfall in der Zeitung Corriere della Sera mit den vernichtenden Worten: "Für mich ist das kein Witz. So sollte ein alter Mann nicht mit einer Teenagerin 'scherzen'. Diese Handvoll Sekunden waren mehr als genug für den Hausmeister, um mich seine Hände spüren zu lassen." 

Dieses Urteil ist echt ein Skandal. Und das geht einfach so durch?

Zum Glück nicht ohne Widerspruch: Seit dem Urteil ist "palpata breve" - ein kurzes Begrapschen - zusammen mit dem Hashtag #10secondi ein Trend auf Instagram und TikTok in Italien geworden. Die Leute posten Videos, in denen sie die Kamera schauen und schweigend ihre Intimbereiche für zehn Sekunden berühren. Die Botschaft ist eindeutig: Zehn Sekunden sind eine Ewigkeit – zumal es bei ungefragen Berührungen völlig egal ist, wie lange man betatscht wurde. Im Video seht ihr besonders eindrucksvolle Beispiele der Protestaktion.

Verwendete Quelle: BBC News, Stern.de

heh Brigitte

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